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Volume Nro. 60, Montag, den 25. März 1811

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue8.1811 (Public Domain)

leneuvc 'dem Neger Hoango anheim gefallen," 
im Begriff, den Zungen niederzuwerfen, ihm den 
Scblüssel der Hofpssrte, den er in der Hand hielt, 
zu entreißen und das weite Feld zu suchen,, als 
Toni, die Laterne in der Hand, vor da- Haus 
hinaus trat. „Geschwind!" sprach sie, indem sie 
seine Hand ergriff und ihn nach der Thür zog: 
„hier herein!" Sie trug Sorge, indem sie dies 
sagte, das Licht so zu stelle», daß der volle Strahl 
davon auf ihr Gesicht fiel. — Wer bist Du? rief 
der Fremde sträubend, indem er, um mehr als ei 
ner Ursache willen betroffen, ihre junge liebliche 
Gestalt betrachtete. Wer wohnt in diesem Hause, 
in welchem ich, wie Du vorgicbst, meine Rettung 
finden soll? — „Niemand, bei dem Licht der 
Sonne," sprach das Mädchen, „als meine Mut 
ter und ich!" und bestrebte und beeiferte sich, ihn 
mit sich fortzureißen. Was, niemand! rief der 
Fremde, indem er, mit einem Schritt rückwärts, 
seine Hand losrlß: hat mir dieser Knabe nicht 
eben gesagt, daß ei» Neger, Namens Hoango, 
darin befindlich sey? — „Ich sage, nein!" sprach 
das Mädchen, indem sie, mir einem Auedruck von 
Unwillen, mit dem Fuß stampfte; „und wenn 
gleich einem Wütherich, der diesen Namen führt, 
das Haus gehört: abwesend ist er in diesem Au 
genblick und auf zehn Meilen davon entfernt!" 
Und damit zog sie den Fremden mit ihren beiden 
Händen in das Haus hinein, befahl dem Knaben, 
keinem Menschen zu sagen, wer angekommen sei, 
ergriff, nachdem sie die Thür erreicht, des Frem 
den Hand und führte ihn die Treppe hinauf, nach 
dem Zimmer ihrer Mutter. 
(Die Fortsetzung folgt.) 
Miszellen. 
1. 
Thomasius fand Gottfr. Arnolds Kir 
chen - und Ketzerhistorie so vortrefflich, daß er 
sagte, er rathe dem, der zwei Röcke habe, einen 
zu verkaufen, um sich, diese Geschichte anzuschaffen. 
Es ist in der That ein eben so interessantes als 
unterrichtendes Buch, wie diejenigen am besten 
bezeugen können, welche in neuern Zeiten Kirchen, 
geschichten geschrieben haben. 
2. 
Hugenot Bony wurde im Jahr »410 als 
Huissier de la cbambre des Comptes de Dijon, 
unter dem von ihm abgelegten Eid, angestellt, 
weder lesen noch schreiben zu könne». — 
So lächerlich diese Conditio sine qua non scheint, 
so gute Gründe mochte man dazu haben. 
3. 
’ Der heil. Augustin gesteht aufrichtig, daß 
er in seiner Zugend den Frauenzimmern außeror 
dentlich ergeben gewesen, und daß er sich eines 
sonderbaren Gebets bedient habe, in welchem er 
zu Gott flehte, ihn keusch zu machen, aber nicht 
zu spät. *) **• 
4- 
Zn P egu, so wie in andern Ländern Asiens, 
versichert man sich der weiblichen Tugend vermit 
telst eines Ringes. Den Mädchen kann dieser 
Ring nur durch eine grausame Operation abge 
nommen werde»; zu dem Ringe des Welbes hat 
der Mann eine Art von Schlüssel. Bei demVolke 
vertreten diese Ringe die Stelle aller Hüter eine« 
Serail«. **) 
Z. 
Zm Jahr 1389 kam ein Jude zum Bürger 
meister zu Costenz und fiel vor demselben auf die 
Kniee, daß er ihn wolle verbrennen lassen, 
weil er sich an Gott versündigt, indem er sein 
Judenthum verlassen und der Christen Taufe an 
genommen hätte. Als der Jude von seiner Bitte 
nicht wollte ablassen, ward er den 2osten Sep 
tember verbrannt. ”*) 
The0phil. Freywald. 
*) St. August. Confess. 
** Philosophie de la nature p. de Sales. T. IV. 
***) Graseri 3tal. Schatzkammer, lib. g. p. ,1,8. 
Tagesbegebenheiten. 
Chronik von Berlin. 
tim den irdischen Uederrellen des, am loten Oktober 1806, in 
der Schlacht bei Saalfeld, heldeninSthig gebliebenen Prinzen 
LoniS Ferdinand von Preußen König!. Hoheit, hier in der 
König!. Familiengruft, neben den Gebeinen Seiner hohen Bor-
	        
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