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Volume Nro. 57, Donnerstag, den 21. März 1811

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue8.1811 (Public Domain)

Der Traum. 
Einst bei schöner Sternenhelle 
Einer heitern FrühlingSnacvr, 
Ging Am«nr an! seiner 3'Ue, 
( Don der Schönheit angelacht) 
Sich «» freuen, ganz allein, 
In den nächsten Birkenhain. 
Er kam hin, und seht' sich nieder 
Neben einem Dirkenbanm; 
Sang dorr frohe Minnelieder 
In der Phantasie«« Traum» 
Und von diesen eingewiegt. 
Ward er bald vom Schlaf besiegt. 
Bald darauf erschien im Traume, 
O! ein Traum der ihn entrückt — 
Ihm, mir einem Purpursaüme 
Und aufS prächtigste geschmückt. 
Schön w:e sie kein Maler malt; — 
Line weibliche Gestalt. 
Diese sprach: Amynt! erwache. 
Deine Wunsche sind erhört. 
Nimm, wenn ich Dich glücklich mache. 
Diese Hand, die Dir gehört, 
Auch mein Herr, ich ged' e§ Dir, 
Nimm eö — Liebster! an von mir. 
Und Amynt, in höchster Wonne, 
Der so glücklich sich gemeine. 
Wie noch keiner, den die Sonne 
Auf dem Erdenrund bescheinr. 
Griff »ach ihr — weg war der Traum, 
Und er hielt — den Birkenbaum. 
Gz. Mrözik. *) 
*) Dieser Dichter lebt in Drody in Gallicien. Mir Vergnügen 
theilt der Freimüchige dieses G-dichk als einen Beweis mit, 
daß auch in einer so entfernten Gegend die deutsche Muse hei 
misch ist. 
Tagesbegebenheiten. 
Aus Berlin, 
o 
^Zn Nr». 66 der diesjährige» Irnaischen Likeraiurreilung, welche, 
wie es heiß,, fast nnr von dortigen Studenten geschricd.n, von dem 
Landejiürfte» durch Zubußen gestützt und vom Publikum theils be 
lacht, theils »rrachtrr wird, ist eine schmollende Kiitik des Ta 
schenbuchs „Hortensia" von Kwhn rnryalren, in welcher die- 
fem Werkchen, Mit Ausnahme der Kupfer und einer allerdings 
sehr niedlichen Erjählung, alles nur möglclheBöse nachgesagt wird. 
Da et nun recht vernünftige Leuce giebt, welche dl» Hortensia ein 
hübches, UN» haltendes Buch genannt habe», so entsteht billig di« 
Frage: Warum der Jenaer KriciknS andrer Meniung sey? Diese 
Frage glauben wir mit folgenden drei Punkten genügend beant- 
«ocren >u können: 
DaS Taschenbuch Hortensia mußt« in der Irnaischen 
Literatur« düng — man erlaube uns einen elwaS starken Aus 
druck — heruntergerissen werden: 
I) weil dce Irnaischen Studenten, welche allda das kritische 
M-ffer führen, ein solches Tascheaduch nicht schreiben können; 
*) weil es von dem R.dakt ur des Freimüthigen heraus« 
gegeben worden ist, und die Jenaischen «rcrikafter in ihres 
Nichts Lurchb ohrendem Gkfnhle es demselben nicht ver- 
reihen können, daß s in Blatt mehr Abonnenten hat, als ihre ver 
achtungswürdige Sudelei, und 
5) weil di- VerlagSbandlung ihre Artikel nicht «ur Kritik in 
diese sogenannte Liierarurzeiiung einsendet, da dieselbe in ihren Au 
gen durchaus keine Eompeke., Hai, weshalb auch das Direktorium 
derselben sich g nöt igt sahe, sich den Stoff «u dieser Schimpferei 
r» »erschreiden, und m i r El ne IN r h a l er I» bezahlen. 
Eine solche Unbill mußte nothwendig auf das Bitterste gerächt 
werden. Uebeigens «Huk -S uns für den Zweck de§ Rezensenten 
leid, daß sein« Kritik nicht vor mehreren Monaren erschien, und 
da« das Publikum anders denkt, als »er Hr. Hofr. Eichstädt — 
und die Jenaischen Srudencen (nämlich diejenigen, die in seinem 
Solde te«enfiren); dcnn wir müssen ihnen gestehen, daß die sehr 
starke Auflage der Hortensia gän« lich v ergriffen ist, und auf 
den «weiten Jahrgang dieses Taschenbuchs schon sehr dedeurende 
Bestellungen eingelaufen sin». 
Neue Lieder von Hurka. 
Von der Muse des lieblichen Sängers, Hur 
ka, dem die singende deutsche Welk so viele ange 
nehme und schöne Melodiken verdankt, und der 
der Kunst und ihren Freunden gewiß zu früh ent 
rissen wurde, iss noch eine kleine Sammlung sehr 
angenehmer und ausdrucksvoller Lieder in den 
Händen der Verwajseten die er zurückließ. Zu 
ihrem Vortheil wollen einige Freunde der Kunst 
und des Verstorbenen jene Sammlung in der 
nächste» Ostermeffe auf Pränumeration herausge 
be». Sie soll mit den schönen zierilchen Noten 
der Ungerschen Officin gedruckt werden. Der Hr. 
Banquier Riese, der Herr Buchhändler 
Carl Spener, und das Kunst - und Indu 
strie-Comptoir, nehmen 16 gute Groschen 
darauf an. Wer wollte nicht gern hinzueilen, sich 
des angenehmen Besitzes zu versichern, uno den 
lieben Verlassenen damit zugleich eine» kleinen 
Tribut der Liebe und des Dankes zollen, den der 
holde Sänger selbst nicht mehr empfangen kann. 
Berlin, den 2isten März »6". 
Johann Friede. Reichardt.
	        
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