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Volume Nro. 5, Montag, den 7. Januar 1811

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue8.1811 (Public Domain)

tgLL. 
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Montag, 
von 
r Freimüth 
oder 
Nro. 5* 
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den 7. Januar. 
Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser. 
Kurze Entgegnung auf kurze Bemer 
kungen. 
Danzig, i« D«ce«b«r igi». 
^8)enn reine Sprache, ein blühender Stil und fei 
ner Witz die alleinigen Erfordernisse sind, um einen 
Aufsah schin zu machen, so erfreuen sich die Leser des 
Morgenblatts in den Nummern 26s} bis 70, in 
den kurzen Bemerkungen auf langwieri 
gen Beruf«wegen, einer allerdings recht inter 
essante» Lektüre. Herr V.....n — so bezeichnet 
sich der Verfasser — versteht es, durch feine Dar 
stellung den Leser so angenehm zu fesseln, daß al 
lein durch diese» Aufsah sein schriftstellerische« 
Talent anerkannt werden könnte, wenn — e« die 
ses noch nicht wäre, und ich zolle mit Freuden 
Herrn V n die Achtung, welche ihm als 
Schriftsteller gebührt; nur wolle er mir dage 
gen erlauben, ihn, Namens meiner von ihm be 
feindeten Ortsgenossen, bescheidentlich zu fragen, 
was lhn wol bewogen haben mag, sein aner 
kannt gutes Talent der Undankbarkeit und Boü, 
heit als Meuchelwaffe zu leihen? 
Gefeht, wir kennten Herrn V n, wüßten, 
4aß seine langwierigen Derufswege ihn 
mehrere Monate an unsre Stadt fesselten, wir 
frügen ihn um sein eigenes Zeugniß, als redlicher 
Mann, ob Danzigs Bürger ihn nicht in großer 
Zahl mir herzlicher Freundschaft aufnahmen, und 
ob ihm nicht noch bei seiner Abreise — wo er den 
warmen Freund heuchelte, während seine Brief 
tasche schon jene boshaften Bemerkungen um 
schloß — die deutlichsten Beweise davon wur 
den? — Gesetzt dieses alles wäre so, würde die 
Schanze der Anonimitäl ihn auch vor seinem eig 
nen Gefühl schützen? Zst Herr V n wirklich 
der Mann, von welchem man hier allgemein, und 
mit sehr vieler Wahrscheinlichkeit, glaubt, daß 
er'« ist; so läßt sich von ihm wenig hoffen. Eine 
kleine anvertraute Gewalt, gegen seine Untergebe 
nen, ganz wider Recht und Gesetz, mit indischem 
Pflanzersinn öffentlich mißbrauchen, heißt: ein bö- 
seß Herz Schleierlos zur Schau stellen, und ist 
Herr B n der, für den wir ihn halten, s, 
unterschreibt jenes Zeugniß gegen ihn die ganze 
Stadt; denn täglich gab er Beweise davon. Seine 
Bemerkungei» sind also nichts weiter, als ein neues 
Argument für seine feine Gallsucht: denn während 
er hier, unter der nährenden Maske eines feinen, 
gebildeten Mannes, die Gastfreundlichkeit' be 
schwatzte und — beschmaus'te, pflegte er daheim 
der Verdauung seines voluminösen Leichname, 
und wetzte den Dolch, welchen er jetzt in das
	        
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