klopfte an. Ein Mann öffnete mir und fragte
nach meinem Begehren. Ich will die fremde Da
me sprechen, dke in diesem Pallaste ist, antwortete
ich. Hier ist keine Dame, erwiderte er und schlug
mir trotzig die Thür vor der Nase zu. — Wenig
erbaut von dieser Antwort, klopfte ich z»m zwei
ten Male an. Derselbe Mensch ließ sich sehen und
fragte nach meinem Begehr. Erkennt ihr mich
denn nicht? antwortete ich ihm: ich bin ja dersel
be, der die schöne Dame, die gestern hier ange
kommen ist, begleitete. Ich habe euch niemals ge
sehen, entgegnete er, auch ist keine Dame hier,
geht eure Wege, und klopft nicht mehr, sonst
wird'« euch reuen. So sprach er, und schlug
eiligst die Thür zu. Zn der Meinung indeß, daß
man sich einen Scherz mit mir machen wolle,
klopfte ich zum dritten Male an. Der gewöhn
liche Pförtner öffnete mir, aber zu gleicher Zeit
traten z oder 4 Männer mit Stöcken heraus, die
fo lange auf mich losschlugen, bis ich alle Besin
nung verlor.
Zehr gingen mir freilich die Augen über das
Verständniß des Prinzen mit der Dame auf, ich
verwünschte ihre Treulosigkeit, und machte mich
auf den Weg nach der nächsten Stadt. So kam
ich endlich nach vielem Herumirrcn nach Cairo.
Es war Nacht und ich wußte nicht, wohin ich
mich wenden sollte, als ich zwei Menschen sah,
die In einer abgelegenen Straße einen dritten er
mordeten. Der Angegriffene schrie heftig, und die
Mörder, die ertappt zu werden fürchteten, flüch
teten. Zn demselben Augenblicke, wo sie vor mir
vorübercilten, ergriff sie die Wache; man hielt
mich für den Mitschuldigen, und ich wurde mit
fortgeschleppt.
Hier endigte der Sklave seine Erzählung. Der
Sultan gab ihm die Freiheit, und froh, einer so
unbeständigen Frau entledigt zu seyn, vermählte er
sich mit einer außerordentlich schöne» Prinzessin»,
die ihm nach 10 Monate» eine» Sohn gebahr. —
Die Freude der Unterthanen darüber war grän
zenlos, aber Maliknaflr verdiente auch diese Freu,
de. Denn selten sorgt wol ein Regent so für
seine Unterthanen, wie er es that. Cairo war
in einem so guten Zustande, so vollkommen
ruhig, daß man nur selten von einer Unordnung
hörte. Der Sultan selbst ging zuweilen, um die
Wacl-samkeit seiner Polizei zu prüfen, verkleidet
mit mehreren Großen durch die Straßen. —
Als »r einst bei einem großen Hause vorbei
gieng, hörte er Schreien und Klagen; cs glich
der Summe eines gemißhandelten Frauenzimmers.
Er befahl, die Thür zu öffne», und gelangte end
lich, durch das Schreien geleitet, in ein Zimmer,
wo er ein nacktes, in Blut gebadetes Weib er
blickte, das zwei nervige Sklaven bis aufs Blut
geißelten, während ein junger Mensch dabei stand,
und mit Vergnügen dem Schauspiele zuzusehen
schien. — Beim Anblicke des Sultans hörten die
Sklaven mit ihrer Züchtigung auf, und dieser er
kannte, trotz der Entstellung, in der Gegeißelten
sogleich feine Frau au« Bagdad. Er verstellte sich
indeß und fragte nach der Ursach dieser harten
Dehaiidliiug. Sire, erwiderte der junge Mann,
der des Sultans Stand erfahren hatte, indem er
sich ihm zu Füßen warf, ich bin der Gemahl die,
fer Unglücklichen, die Zhr hier sehet. Wüßtet Zhr
die Ursachen, die ich habe, mich über sie zu bekla
gen, so zweifele ich nicht, daß Ew. Majestät mein
Betragen billigen würde.
Er erzählte nun, daß er der Prinz Guyas-
Addin - Mahmud sey. Er berührte die Geschichte
der Auffindung seiner Gemahlin», und sagte, daß
sie vorgegeben habe, sie sey die Tochter eines Oft
ficiers des Sultans von Bagdad, und sey in der
Nacht ihrem Vater entflohen, um sich den Liebeö-
anträgeu eines alten Bey« zu entziehen, dem sie
ihr Vater bestimmt habe. Zctzt sey sie im Begriff,
sich in Begleitung des Sklaven nach Basra zu
begeben. Das Gold und die Steine, die sie bet
sich hatte, fuhr der Prinz fort, bewogen mich,
ihrer Erzählung Glauben beizumessen. Zch bot
ihr einen Zufluchtsort bei mir an; sie nahm das
Anerbieten an, fügte jedoch hinzu, daß man den
Sklaven, den sie mitgebracht habe, lödten müsse,
damit er nicht nach Bagdad zurückkehre, und sie
verrathe. Zch gab scheinbar meine Einwilligung
zu diesem Vorschlage, ließ aber den Sklaven durch
berauschende Getränke einschläfern, und dann ent,
fernen; indem ich sie glauben machte, man habe
ihn ums Leben gebracht. Um indeß völlig sicher
zu sey», begab lch mich mit ihr »ach Basra, und
da ich späterhin hörte, daß der Sultan von Bag
dad, aus verschiedenen Ursachen, den König von
Basra absetzen, und alle Prinzen seines Geblüts
umbringen lassen wollte, hieher. Nie habe ich sie
mehr geliebt, als jetzt, ich habe ihr sogar meine
Hand gegeben, um sie starker an mich zu fesseln,
und doch hat heute die Undankbare einem meiner
Diener angeboren, wenn er Mich ums Leben brin
gen wolle, sich ihm zu ergeben und ihm überall
hin zu folgen. Der Diener ist mir treu, nnd hat
mir diesen schändliche« Antrag entdeckt. Zch war
außer mir vor Wuth, und habe daher beschlossen.