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Volume Nro. 52, Donnerstag, den 14. März 1811

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue8.1811 (Public Domain)

klopfte an. Ein Mann öffnete mir und fragte 
nach meinem Begehren. Ich will die fremde Da 
me sprechen, dke in diesem Pallaste ist, antwortete 
ich. Hier ist keine Dame, erwiderte er und schlug 
mir trotzig die Thür vor der Nase zu. — Wenig 
erbaut von dieser Antwort, klopfte ich z»m zwei 
ten Male an. Derselbe Mensch ließ sich sehen und 
fragte nach meinem Begehr. Erkennt ihr mich 
denn nicht? antwortete ich ihm: ich bin ja dersel 
be, der die schöne Dame, die gestern hier ange 
kommen ist, begleitete. Ich habe euch niemals ge 
sehen, entgegnete er, auch ist keine Dame hier, 
geht eure Wege, und klopft nicht mehr, sonst 
wird'« euch reuen. So sprach er, und schlug 
eiligst die Thür zu. Zn der Meinung indeß, daß 
man sich einen Scherz mit mir machen wolle, 
klopfte ich zum dritten Male an. Der gewöhn 
liche Pförtner öffnete mir, aber zu gleicher Zeit 
traten z oder 4 Männer mit Stöcken heraus, die 
fo lange auf mich losschlugen, bis ich alle Besin 
nung verlor. 
Zehr gingen mir freilich die Augen über das 
Verständniß des Prinzen mit der Dame auf, ich 
verwünschte ihre Treulosigkeit, und machte mich 
auf den Weg nach der nächsten Stadt. So kam 
ich endlich nach vielem Herumirrcn nach Cairo. 
Es war Nacht und ich wußte nicht, wohin ich 
mich wenden sollte, als ich zwei Menschen sah, 
die In einer abgelegenen Straße einen dritten er 
mordeten. Der Angegriffene schrie heftig, und die 
Mörder, die ertappt zu werden fürchteten, flüch 
teten. Zn demselben Augenblicke, wo sie vor mir 
vorübercilten, ergriff sie die Wache; man hielt 
mich für den Mitschuldigen, und ich wurde mit 
fortgeschleppt. 
Hier endigte der Sklave seine Erzählung. Der 
Sultan gab ihm die Freiheit, und froh, einer so 
unbeständigen Frau entledigt zu seyn, vermählte er 
sich mit einer außerordentlich schöne» Prinzessin», 
die ihm nach 10 Monate» eine» Sohn gebahr. — 
Die Freude der Unterthanen darüber war grän 
zenlos, aber Maliknaflr verdiente auch diese Freu, 
de. Denn selten sorgt wol ein Regent so für 
seine Unterthanen, wie er es that. Cairo war 
in einem so guten Zustande, so vollkommen 
ruhig, daß man nur selten von einer Unordnung 
hörte. Der Sultan selbst ging zuweilen, um die 
Wacl-samkeit seiner Polizei zu prüfen, verkleidet 
mit mehreren Großen durch die Straßen. — 
Als »r einst bei einem großen Hause vorbei 
gieng, hörte er Schreien und Klagen; cs glich 
der Summe eines gemißhandelten Frauenzimmers. 
Er befahl, die Thür zu öffne», und gelangte end 
lich, durch das Schreien geleitet, in ein Zimmer, 
wo er ein nacktes, in Blut gebadetes Weib er 
blickte, das zwei nervige Sklaven bis aufs Blut 
geißelten, während ein junger Mensch dabei stand, 
und mit Vergnügen dem Schauspiele zuzusehen 
schien. — Beim Anblicke des Sultans hörten die 
Sklaven mit ihrer Züchtigung auf, und dieser er 
kannte, trotz der Entstellung, in der Gegeißelten 
sogleich feine Frau au« Bagdad. Er verstellte sich 
indeß und fragte nach der Ursach dieser harten 
Dehaiidliiug. Sire, erwiderte der junge Mann, 
der des Sultans Stand erfahren hatte, indem er 
sich ihm zu Füßen warf, ich bin der Gemahl die, 
fer Unglücklichen, die Zhr hier sehet. Wüßtet Zhr 
die Ursachen, die ich habe, mich über sie zu bekla 
gen, so zweifele ich nicht, daß Ew. Majestät mein 
Betragen billigen würde. 
Er erzählte nun, daß er der Prinz Guyas- 
Addin - Mahmud sey. Er berührte die Geschichte 
der Auffindung seiner Gemahlin», und sagte, daß 
sie vorgegeben habe, sie sey die Tochter eines Oft 
ficiers des Sultans von Bagdad, und sey in der 
Nacht ihrem Vater entflohen, um sich den Liebeö- 
anträgeu eines alten Bey« zu entziehen, dem sie 
ihr Vater bestimmt habe. Zctzt sey sie im Begriff, 
sich in Begleitung des Sklaven nach Basra zu 
begeben. Das Gold und die Steine, die sie bet 
sich hatte, fuhr der Prinz fort, bewogen mich, 
ihrer Erzählung Glauben beizumessen. Zch bot 
ihr einen Zufluchtsort bei mir an; sie nahm das 
Anerbieten an, fügte jedoch hinzu, daß man den 
Sklaven, den sie mitgebracht habe, lödten müsse, 
damit er nicht nach Bagdad zurückkehre, und sie 
verrathe. Zch gab scheinbar meine Einwilligung 
zu diesem Vorschlage, ließ aber den Sklaven durch 
berauschende Getränke einschläfern, und dann ent, 
fernen; indem ich sie glauben machte, man habe 
ihn ums Leben gebracht. Um indeß völlig sicher 
zu sey», begab lch mich mit ihr »ach Basra, und 
da ich späterhin hörte, daß der Sultan von Bag 
dad, aus verschiedenen Ursachen, den König von 
Basra absetzen, und alle Prinzen seines Geblüts 
umbringen lassen wollte, hieher. Nie habe ich sie 
mehr geliebt, als jetzt, ich habe ihr sogar meine 
Hand gegeben, um sie starker an mich zu fesseln, 
und doch hat heute die Undankbare einem meiner 
Diener angeboren, wenn er Mich ums Leben brin 
gen wolle, sich ihm zu ergeben und ihm überall 
hin zu folgen. Der Diener ist mir treu, nnd hat 
mir diesen schändliche« Antrag entdeckt. Zch war 
außer mir vor Wuth, und habe daher beschlossen.
	        
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