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Volume Nro. 51, Dienstag, den 12. März 1811

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue8.1811 (Public Domain)

©!» trotz!« anfi'fa« M Lende», das Zuchthaus, Irrenhaus, 
Waisen, und Armenhaus werd-n getrennt und im Land- »erlegt, 
an idre e«rtl< txnm ratMrä»ifdK Z- -1- und Proviauihäuser. 
Ein Theil unsrer Armee wir» »um Sclianzen herbeordert wer 
den. Mir der »ierrrliährig n Adlvung herlieren wir unsreGar- 
nisvn, »>e«eicvr auf lange Zeit. Möchie doch mit der neuen Be 
satzung zügle!» ein durchaus gutes Dirnehmen zwischen Militär 
und Civil einrücken. 
Führten diese zwangvollen Verhältnisse unserer Stadt doch ln 
atzen Ständen ein frierst»»?, freundlicher 9eben herb i; würden 
jene nngr ell gen, i-de§ sceundschaftlicbeV.rhältnißstöhcendenM'U, 
schkn geielliger, liberaler, wechselte der gemeine Sinn mir Ge> 
meinfinn» Höne endlich einmal die unselige Parti:eiluchr auf, 
könnte man dann keine Anekdote lächerlicher Bourgidlfie mehr von 
uns eriählen, so gewönnen wir wenigstens von dieser Seite viel. 
lind daß doch die „Ermurhigknde Wo're an die Bewohner V N 
Torgau, als ihre Sradr zur Neste ward" (e ne kl ine Drocheire) 
hinlänglich erniuihigend wärm, damit deö wohlmeinenden Ver 
fassers gute Abfichr erreich« wurde! 
Miszellen. 
— Die sran,»fische Literatur, sagt ein Pariser Bla«, ist ein 
Auszug aus au n alten un? neuen Literaturen; das franzöfische 
Theater ein AuSzug von AeschyluS an bi» auf Shakefpear; die 
franzöfische Dichtkunst rin AuSzug aus den griechischen, lateini 
schen und italienischen Dichtern Die franzifischen G brauche und 
Ttzaraktere find Aus üge au» atzen Jahrhunderten und all-n Na- 
zionen, die auf dem Schauplatz der Welt glänzten. Liebenswürdig 
UN» leichtfini lg wie die Griechen, kriegerisch und politisch wie die 
Römer, murhig wie die Scythen, atze Himmelsstriche durchwan 
dernd wie di» Brikannier, find Ue Franzosen zugleich ein Auszug 
aus der alten und neuen Geschichte. Unter den Schriftstellern weiß 
man, daß ein neues Buch nicht viel mehr ist, als ein AuSzug a«S 
alten Büchern. Unter den Ehemisten find die neuen Erfahrungen 
sehr oft auS Entdeckungen, die zu N apel, Wien, London gemacht 
wurden, gezogen. Unsre Opern find sehr oft Auszüge auS italieni 
schen und deutschen Parriwkrn. Unter den PetlkmärreS steht man 
bloße Auszüge der Moden Ulld des Lächerlichen aller Zeilen und 
aller Länder. Früh erscheinen fie auf englische Art, AbendS auf 
ruffiiche; fie fingen auf italienische Art, deklamiren wie Talma, 
essen wie Deutsche und reiten wie Stallmeister. Die Frauen kann 
man mit den gemüthlichsten und liebenswürdigsten Auszüge» aus 
»er Mythologie, den schönen Künsten und den Romane» aller 
Lände« vergleichen. 
— Au den neuen Erscheinungen in der Kunst gehört: Mann- 
lich'S Beschreibung der SchleiSheimrr Gemäldegallerie. ES geht 
unter andern daraus hervor, daß die Kunst in Deutschland keines 
wegs von Italien eingeführt, sondern selbstständig entsprungen, 
»»d nicht von Nachahmung, sondern von der Natur ausgegangen 
ist. ES ist erfreulich und für den Deutschen erhrbend, in den 
SchlktSheimer Sammlungen zu bemerken, wie die Kunst seiner 
Vorfahren, in jeder Stufe von Michel Angel» und Raphael, der 
italienischen nicht nur gleichen Schritt hält, iondern ihr selbst 
voreilt. 
— Während ein Soldat von der fiten Kompagnie de» Infame- 
riereglmenr« König am Sofien Januar in dem Hofe des AmihauleS 
,u Dresden Schildwach« steht, kommt «In ihm unbekannter 
Mensch, und bitt r „m Erlaubniß, seinen Mantel ein wenig in 
das Schil erbanS au-hängen zu dürfen. Der Soldat gest hr sol 
che» za, und «erwlicht auch, indeß mir auf den Mantel Acht zu 
hüben. Nach e ner W i» kommt i n r zu ück, sagt dem Soldaten, 
d ß er nun seinen Mantel wieder abhol»n wolle, nimmt aber, in- 
heß der Soldat fich herum'reber, um, zu Folg! seiner Jlistrukzion, 
nach dem Himerthkile des Hofes zu sehen, nchst seinem Mantel, 
auch „och diebischer Weist den Sapvt des Soldat n hinweg, den 
tiefer elnstw llen v-n seiner Parronrasche abgebunden und In da» 
Schil- erhanS »etegt vane Der Soldat steh« ihn aus »eins ldcn 
heraustreten und fortgehen, ahnet aber nicht, daß er auch d,n 
Äapor unter dem Mantel habe, bis er im Hinzutreten gewahr wir», 
daß derselbe seht. Erschrocken blickt er überall nmher, fragt die 
Vorübergehenden! allein der Kapcrdie» ist nirgends mehr,n sehen. 
Indem er dierüb r la Klagen auSvricht, kommt vom Amthause 
Einer 0 r daflien E peditoren veru rer, läßt fich den Vorgang er 
zählen, und auS M kleid mir d-m über seinen Verlust b-kfimmer- 
trn» und dir Strafe dafür fürchtend.»Soldaten, v.rsvrichl er ihm 
zu helfen, beredet auch sogleich einige seiner Kollegen, stch m>- ihm 
zum Ersatz des Kostenbetrags für den entwendete» Kapok zu verei 
nigen, und gebt selbst zum Kapitän von der gedachten Kompagnie, 
um nicht nur dort diesen Ersatz zu leisten» so> d-rn auch den Sol 
daten von der ihm etwa bevorstehenden Strafe loSzubirr n. Der 
Kapiran fand kein Bedenken, »iesr« menschenfreundliche Gemch zu 
gewahren. 
— Man bemerkte, daß der Krater d«S DestivS feit dem letzten 
Ausbruch im vorigen Sommer nordöstlich eine Erhöhung p»n un 
gefähr Luv Fuß durch die ausgeworfenen Stosse erhielt. 
— Zu Dublin Narb im »ergangenen November ein alter sehr 
geiziger Hag-fiol, von 3; Jahren. Er war al» Börrger nach San 
ta Erup gegangen und sammelte fich da ein Vermögen von jou/mo 
Dfd. Sterling. So hart er gegen Andere war, so «reng war er 
auch gegen stch selbst. Den Abend vor seinem Tode schick!» ihm 
ein Bekannter einen Ar,,. Der alte Geizhals fragte zuerst den 
Dokror, W»S er ihm zahlen müsse Der Arzt »erlangte s Guineen. 
Für feine Krankheit wäre das zu viel, meinte der Kranke und 
handelte die 8 Guinee» bis auf Sf herab. Am andern Morgen 
war er todt. Er harre viele arme Verwandte, enterbte st» aber atze 
und vermachre fein grvßej Vermögen einer reichen Familie in In 
dien. Seinem treuen Diener, der 34 Jahre bei ihm ausgehalten 
harke, vermachte er i LouiSd'or, damit er, wie der Testator stch 
ausdrückte, fein« letzten Tage in einer glücklichen Unabhängigkeit 
»erlsben möge! — 
— An den Thoren von Lüttich ereignete stch am >ften Februar 
»er traurige Vorfall, daß auf die Arbeiter in einer Steinkohlen« 
grübe d«S Dach einbrach, und ein Wafferstrom auj fie herab 
stürzte. Dreizehn Arbeiter kamen dabei ums Leben. 
— Zu RegenSburg ist (nach dem Anschiagezcrtel) eine Jnngser 
von der kleinsten und niediilysten «arrung angekommen. Sie Ist 
-8 Jahr alt, »7 Zoll do-b (8 Zoll kleiner als die Nanerre Srok- 
ker); ihre Größe gleicht der eine» Kindes von zwei Jahren; fie ist 
gut gebaut und wohl gewachsen. Sie ist auS dem Broßherzog« 
thun, Baden gebürtig. DeSgleietz n ist allda zu sehen ein kleiner 
Mann, Name.iS Akenheil, S7 Iahte alt, in d-m Schwarzwald 
geboren i er ist zb Zoll hoch. Dieser Zwerg ist sehr gchtrilch.
	        
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