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Volume Nro. 40, Montag, den 25. Februar 1811

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue8.1811 (Public Domain)

erniedrigen, wenn man sie zu Gcnsd'armes machen, 
oder ihnen die kleinliche» Sorgen des Hauswesens 
aufbürden wollte; folglich muß cs ohne Zweifel 
ein Teufel seyn, der in Jakob Aimars Wünschet, 
ruthe sitzt und sie bewegt. 
(Der Schluß folgt.) 
Aphorismen. 
Die Weiber herrschen in der Regel nur durch 
die Herrschaft der Männer, selten durch sich selbst. 
Nur gemeine Menschen geben sich lieber der 
Verachtung, als dem Gelächter preis. Der 
weise und tugendhafte Mann ist nur für erstere 
empfindsam; Thoren und Lasterhafte, die unwe 
sentliche Züge an ihm aufstechen und lächerlich ma, 
che», können ihm nur Mitleid abnöthigen. 
Die Thörinn Eitelkeit spukt auch bisweilen 
im geistreichsten und besonnensten Manne, nur 
feiner und versteckter, als in dem gemeinen Hau 
fen. Ja, genau betrachtet, würden wir blutwe 
nig geistvolle und unterrichtete Menschen finden, 
wenn nicht Eitelkeit und Ehrgeiz sie anspornte, 
Verstand und Gedächtniß zu bereichern und zu 
schmücken, um für etwas zu gelten, was nicht 
alle sind. 
Theophil. Freywald. 
Tages begebenh eiten. 
Miszellen. 
Am 7»n Februar Ab.-Nds wurde die Kusse des griechische» Han 
delsmanns X. >» W:eu aus dem Comroir desselben geraubr. Die 
Thäter gaben die Lasse dem armen Reitknecht Sirelile mr Ver 
wahrung, »nd versprachen ilm 25,0*1 fl. wen» er schweigen 
würde. Dies-r ader mach:« di« Anzeige bei der Poliiei. DaS 
Haupr dieser Verbrecher ist ein Mann, der eine jährliche Renke 
von i8no fl »besaß. Der Kaufmann bewies dem Reitknecht seine 
Erkenntlichkeit für die Rettung eines Werrds von »ok,68S fl. durch 
ein Geschenk »an — 800 Gulden!! 
— Dem griechischen Kanfmanne Manin A. auS Agram wur 
den am 6ren Februar auS seinem Zimmer, in dem Gasthvfe «um 
Lamm aus der Wieden, 10,500 fl. in Dankozekteln äuS seinem 
Koffer gestohlen, ES war sein ganzes Vermögen. Derzwe!fl»»gs- 
voll zstg» er den Fall der Polizei an; aber die DrdachtSgründr 
fülr.e» zu keinem Resultate. Am folgenden Doge erhielt er die 
ganze Summe durch einen griechischen Gastlichen zurück. 
— Das Morgenb att eizähll, daß einer der ersten Juweliere 
«u Paris sehr arg betrogen wurde. E n vornehm gekleideter Herr 
steigt aus der «orgesahrnen Kutsche, und »erlangt, Diamanten zu 
kaufen. Während dieser Herr die vorgelegten Steine besteht, klopft 
ein Vertier ans Fenster und bittet um Almosen Der Juwelier 
weist ihn ab, Sa aber der llnvrrschäm» nicht fort will, so sagt 
der vornehme Herr: „Warten Sie, solch unverschämtes Zeug 
kann man nur mit Geld enlfernen ", zugleich greife er in die Ta 
sche und giebt dem Armen erwae in die Hand. Dieser verbeugt 
flch und entfernt sich schnell.' Der Fremde wird nun über die 
Prei-'e der Diamanten einig, und trägt dem Kaufmann auf, die 
ausgesuchten Steine den folgenden Tag in sei» Hotel zu tragen. 
Beim Aufräume» beneerkr der Juwelier, daß ihm drei prächtige 
Diamanten fehlen, »nd sagt eS dem Fremden in einem heftigen 
Ton. Dieser entrüstet flch, leert alle Taschen, »nd befiehlt dem 
Kaufmann, gleich alle sein« Kleider «u unrersuchen. Der Juwelier 
rhuk eS, erkenne den Fremden für unschuldig und biktek ihn tau 
send Mal um Vergebung. Am folgenden Tage ging er zum ange 
wiesenen Hotel, allein Niemand wußte etwas von dem Fremden. 
Er fand seine Diamanten nicht wieder, »nd d,griff erst nach eini 
gem Nachsinnen, daß zwei abgefeimte Gauner ihr Spiel mit ihm 
getrieben harren, und daß der Eine dem Andern, der als Dektler 
gekleidet war, di« Diamaneen, unter dem Vorwände eines Almo 
sens, hingereicht hatte. 
— Am »kstcn Januar starb zu Casflgna« (Lor und Garonno- 
deparr.) die Wirr«« pabakriere im io5»n Jahre. Sie harre keine 
der Eebrechlichkeiren gefühlt, welche sonst das Alte« begleiten. 
— Die Militär, Commission zu Diion har über zwei kriegSge- 
fangene spanische Haupllenre, deren Einer als Mörder, der An 
dere alS Mitschuldiger angeklagt waren, abgeurtheilt. Der Mord 
geschah in einer Schenke als Folge eines Streites »nd ein:r ge< 
Walesamen AufwaUung. Der Erste wurde zu zehnjähriger Gefan. 
genschafk verurlheilr. 
— Neulich ereigne» stch zu Stockholm ein tragischer Vorfall. 
Ein junges Brautpaar ging zur Kirche, um stch trauen z» taffen, 
als ihm plötzlich ein Einspänner in den Weg kam, der von seinem 
Fuhrmann, einem Comptoirbedlenten, so ungeschickt regiert wur, 
de, daß er die Braut niederstürzte, »nd ihr b-ide Deine zerbrach; 
weShatb selbige sogleich inS Lazarekh gebracht weiden mußte, an 
statt, wie sie dachte, an den Altar geführt zu werdcn. 
— Ma» verkauft zu Srockdoun jetze den Grundriß einer Pro 
jektil»» neuen Sradr in Skaraboras Län, dicht an dem neuen 
Gokhenburger Kanal. 
-Der Kap-flmkistet dc§ K»is-ri von Rußland, Herr Voitl, 
die», ist von Petersburg zu Paris einjjetroff 
— Einem Messerschinidk in Wien, Vater einer zahlreichen 
Familie und alS r ehrlicher Mann bekannt, wurde in den ietzeen 
Mona»» deS vorigen Jahres seine Wohnung aufgekündigt. In 
Verzweiflung über die Unwahrscheinlich keil, eine andere zu finden, 
gab er flch mehrere gefährliche Schniktt in die Kehle. Nur «it 
Mühe wurde er am Leben erhalten.
	        
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