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Volume Nro. 20., Sonnabend, den 28. Januar 1809

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue6.1809 (Public Domain)

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werd. »fit. Mt gut btsfljt sind. — Sn der Oper: Je tollet 
je besser, die eine der beliebresie» Vorstellungen ausmacht, ver- 
dienen Hr. Datdenne alS Malet, Hr. Direkt. Schirmer alS 
dessen Diener, so wie die jungen Schirmer als Johann und 
Peter HanS Hollunder, einer rühmlichen Erwähnung. 
Auch der Dem. PetcrS als Rosenthal gebührt wenigsienL 
das Zeugniß, daß sie nach Beifall strebte, wenn gleich die Ver< 
Wechselung LeS Tenors mit dem Sopran oft unangenehm auffiel. 
Schade, daß die schöne Scene, wo die beiden Liebenden dem 
Maler rum Modell dienen, ganz unrecht dargestellt wurde! — 
Das Fest der Winzer, oder: Wer führt die Vraut nach 
Hause? von Kunze, wurde mehrere Male mit vielem Beifall 
aufgeführt. Dem. Fourneau alS Louise, Hr. Paulmann 
alS Jürge, Hr. Dardenne alS Schulmeister Barthel, und 
Dem. Peters als Fräulein von ToSberg, gewährten einen 
trefflichen Genuß. Die Dekoration des ersten Akts, einen Wein 
berg vorstellend, auf welchem die Dorfbewohner mit Einsammeln 
der Trauben beschäftigt sind, war von unlerm genialen, vielseiti 
gen Künstler von Dagedes neu verfertigt, und that eine unver 
gleichliche Wirkung. — In HleronymuS Knicker spielte Hr. 
Dir. Schirmer den Tobias Filtz ungemein brav; auch ernd, 
tete Hr. Dardenne als Knicker ungetheilten Beifall en, und 
man konnte ihn keiner eigentlichen Uebertreibung und zu grellen 
Farbe zeihen. — In Adolph und Klara (Op. von Dalayrac) 
halten Hr. Schirmer d. Aelt. alS Adolph, und Dem. Schir 
mer d. Aelt. al« Klara die strengste Kritik aus. — DieJagd 
wurde mit der neuen Musik von Reiner gegeben; viele Stim 
men entschieden indes, tu YZnnNen der ältern, mit der sie von 
Kindh-it anf befreundet gewesen war-n. — -Lus,-r»e>n wurden 
noch ausgeführt: die schöne Müllerin von Pa-sieiro, »t« 
F „misffte Oper von Dell« Maria, der Eifersüchtige von 
Paesiello, und der beliebte, nie alternde, Doktor und Apo 
theker von Dittersdorf, bei welcher letzter» Dorste,lang schon 
nm 6 Uhr im Schauspielhaus.' kein Platz mehr zu bekommen war. 
Unter den Lust - nnd Schauspielen bemerke ich zuerst 
Kotzebne'§ (des Götzen deS Tages auch in Münster) Kind 
der Liebe. Hr. Bünfow stellt- den Fritz vortrefflich dar; nur 
wollte man seine Deklamation mitnnter etwaS !» gesucht finden. 
Hk. Paulmann debütirte alS Grafvon der Mnlde, und ge 
fiel. Amalie wurde von Dem. Schirmer d. Aelt. mit viele» 
Bollendung gegeben. Diese Schauspielerin befindet steh gerade in 
dem Alter, welches der Dichter der Amalie beilegt. — Die Rei 
se nach der Stadt, von Jffland, ließ nichts >u wünschen 
übrig. DieS Stück scheint beinahe für daS hiesige Theater - Perso 
nal- geschrieben zu sein, und eS gehört zu den seltenen Täuschuti« 
gen, die Familie de» Einnehmers Traut von der Familie Schir 
mer dargestellt zu sehn. Dem. Schirmer d. Aelt., im 
achtzehnten Jahre, spielte die Salome, Hr. Schirmer d. A-lt. 
-7 Jahr ait, tcn Jacob, Hr. Schirmer d. Jüng. r»" 16 3 - 
den Ernst. Noch zeichneten sich durch wohlgehalteneS Spiel Hr. 
Dir. Schirmer ats Einnehmer Traut, und Mad. Schirmer 
als dessen Frau; iing,eichen Hr. Dardenne als Hofrath Rei 
fing, Dem. Puers als Hofkäthin, und Hr. Grab» alS 
Karl auS. - Oer MUdfang, nach der Englischen Umarbei 
tung deS Theaters Dniry.L,„ e , grrvinnt, dem Urtheile der 
Kenner zufolge, dadurch, daß dl« Episode deS Hofmeisters heraus 
genommen, und die Handlung in ^wei Alte zusammengedrängt 
ist. - In der Erbschaft von Kotz.vuk sauS dessen vorjähri 
gem Almanach) trat s?r. Dir. Schirmer „IS Oberster, Hr. 
Bünfow alS Wachtmeister, und Dem. Schirmer d. Jüng- 
alS Johanna, zur Zufriedenheit des Publikums, auf. — 2» 
Alte und neue Zeit, bon Jffland, gab Hr. Bünfow mit 
wahrhafter Kunst den Baron von Gaettner; auch dürf 
ten Dem. Peters als Mad. Grün eich, und Hr. Schir 
rn e r der Jüng. alö Jacob hier nicht übersehn werden. — 
Steigentesch Entdeckung gefiel vorzüglich durch Hrn 
Direkt. Schirmer'S und Mad. Schirmer Rollen, wo 
von ersterer den Peterfen, letztere die Jungfer Margarethe 
Simon spielte. — Der Triumph d e r L i e b e. Lustsp. in 5 Akt. 
nach dem Engl. deS John Balk war von Dem. Schirmer der 
Aelt. für die deutsche Bühne bearbeitet, und wurde nicht ungün, 
stlg aufgenommen: eine Aufmunterung, welche die junge Bearbei 
terin mit Recht verdiente, da dieser ihr erster Versuch, nach dem 
Urtheile derjenigen, welche beider Sprachen mächtig sind, alS sehr 
gelungen betrachtet werden kann. Wenn sich dlcS Stück dazu eig 
nete, daß es mehr fokal gemacht werden könnte, so würde eö un 
streitig auf dem deuischen Theater den nemliche» Effekt hervorbrin 
gen, als auf dem Englischen; wobei Res. beiläufig bemerkt, daß 
Hr. Dir. Schirmer vor ungefähr 6 Jahren in London das erste 
deutsche Tlieaier errichtete. — 'Anderweitige Dorstcliuiigen waren 
kürzlich folgende: die Versöhnung von Kotzebue (wo Hr. 
Vünsow alS Eyter born tiefes Sludium vetrielh), der Det- 
rer von Lissabon von Schröder, das S tr a n d r c cb t von 
Kotzebue, die Kleinstädrcr von Kotzebue, die Jäger 
von Jffland, der Haustyrann von Theodor Heil, 
der HanSdoktor von Ziegler, der Wirrwar von Kotze« 
h„e, die Geschwister vom Lande von Jünger (worin 
Mad. Ohl horst die Wittwe von Rittini machte) der Diener 
zweier Herren von Schröder, die beschäinteEisersncht 
»v„ Mad. Weißenthur n (wollte nicht sonderlich behagen, wie 
den» ann, die Kritik das Ptirierfeha»spi-I der ncmiichen Vers. 
Adelheid von Dnrgau in die Klaffe der alltäglich,n Mach 
werke geworfen hat), der Sammtrock von SoBebu« Cer tue 
sich, da Kotz-buena sammt und sonders hier nicht dnrchfallen. <■<>„, 
welch anfühlen, wurde aber doch auch von Mehrern z» groben 
Stoffes befunden), die Räuber von Schiller (bei dieser Vor 
stellung ergriff Hr. Erahn die Rolle des Karl Moor nicht con 
nmore; desto mehr feierte Hr. Vünsow als Franz Moor den 
Triumph seiner Kunst) und dieHagestolzen von Jffland. 
Den Schluß dieser theatralischen Rotiz-n werde ich nach der 
Abreist der Gesellschaft ohne Verzug liefern. 
Dringende Bitte. 
Madam Luders, geb. Dem. Günther, Sänge.- 
rin und Schauspielerin, welcke mit ihrem achtjäh 
rigen Sohne Fritz dem Vernehmen nach unter dem 
angenommen Namen Rose oder No ja reise,, s»st 
wird dringend gebeten, bald möglichst ihren beküm 
merten Eltern ihren jetzigen Aufenthaltsort anzu 
zeigen, weil auch Nachrichten von großer Wichtig 
keit für sic eingegangen sind. Sollte ihr nun diese 
Bitte nicht persönlich zu Gesicyte oder Nachrückt 
kommen, so erlucht man alle und jede, die sie ken 
nen, und denen der Ort ihres Aufenthalts bekannt ist, 
der Expedition diejer Zeitung gütigst von ihr, die ih 
nen bekannte Nachricht zu ertheilen, welches man 
mit dem verbindlichsten Dank jederzeit zu erkennen 
suchen wird.
	        
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