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geringsten spürte. Eine Gruppe von Cedern,
ein Wunder der Schöpfung, erhebt sich
vor seinen Augen majestätisch in dteLüfte.
Salomo, dieser hochberühmte König, hat meh
rere dieser Bäume besungen, die »och existiren, und
die vielleicht die ältesten Denkmäler des Erdballes
sind. Auf ihren Gipfeln senkt der Adler sich nie
der, um hier ruhig seinen Raub zu verzehren; und
von diesem Punkte aus schweifen seine gierigen
Blicke auf die Ebenen Phöniciens und Syriens
hin. Aus den Stämmen der Ledern fließt ein bal
samischer Gummi, der im ganzen Morgenlande zur
Heilung der Wunden angewendet wird, und dessen
sich die alten Aegypter, wie man sagt, bedient ha
ben, um ihre Leichname etnzubalsamiren. Zn der
. Mitte dieser Ebene, die so herrlich geschmückt ist,
y man eine Quelle, deren Wasser so kalt ist,
» * * daß die Hände aufspringen und hart werden, wenn
man sie hinein hält. Es giebt wenige Orte auf der
Erde, wo ein so helles, schönes Wasser hervor
springt.
Man erstaunt darüber, daß die Cedern auf
dem Gipfel des Libanon, obgleich ihrer nur so we
nige sind, so viele Völker und Generationen über
lebt haben. Kein Reisender würde es auch wagen,
sie zu verletzen. Von dem höchsten Alterthume bis
auf unsre Zellen haben diese schönen Bäume einer
wahrhaft religiösen Verehrung amoffen. ©It ma*
ronitischen Christen halten sie noch immer sehr hei
lig. Die Araber waren, unter der Regierung der
Kalifen, von einem gleichen Gefühl der Verehrung
für sie durchdrungen, und erhoben in ihren Gedich
ten diese köstlichen Ueberreste der alterthümlichen
Vegetation. Der Name des Salomo, der im gan,
zen Orient berühmt ist, hat vorzüglich dazu beige
tragen, Nationen von so verschiedenen Sitten und
Religionen in diesem Punkte in solche Ueberein
stimmung zu bringen.
Der Gipfel des Libanon ist fortwährend das
Ziel der Pilgrimme, und wird von Muselmännern
und Christen mir gleicher Emsigkeit besucht. Man
ließt im Leben Tamerlanö, daß er, als er gegen
die circaffischen Mamelucken aus Aegypten zu Felde
zog, in einem von den Thälern dieses Gebirges
hall machte, die schwierigsten Fußsteige erkletterte,
und, als er, der rohe Tartar, auf der Höhe an
kam, am Fuße der Cedern einen Tag und eine
Nacht im Gebet zubrachte. Die Pilgrimme ma
chen aus den Zweigen, die der Wind oder das Al
ter herabwirft, Rosenkränze und Kreuze; derglei,
chen eigenmächtig abbrechen zu wollen, das würde
man für eine Entweihung dieser, durch religiöse
Tradizion geheiligten, Cedern halten; indessen wird
den Reisenden doch gestattet, ihre Namen in die
Rinde einzugraben.
Das Kloster Cannubin ist das berühmteste
von allen, die man auf dem Berge Libanon an,
trifft. In seiner Nahe findet man eine große
Menge kleiner brennbarer Steine, die man so wie
bet uns die Schwefeihöizchen gebraucht. Die Rei
senden, die sich von evangelischer Vollkommenheit
einen Begriff machen wollen, besuchen gewöhnlich
dieses einsam gelegene Kloster. Tamerlan, dieser
wilde Eroberer, so wenig er die Christen auch lei
den mochte, wurde doch erschüttert, als er die
und Bescheidenheit dieser Einsiedler
mit zur Erde gehefteten Blicken, als
todt für dle Welt sind, und öle ein
solcher Besuch kelnesweges auf ihrer Laufbahn und
in ihren religiösen Uebungen stören kann, empfin»
gen. Der Besieger des Bajazet wurde von dieser
für ihn so neuen Szene unwtllkührlich überrascht;
er gab deshalb auch den Mönchen viele Beweise
seiner Achtung, wohnte ihren frommen Uebungen
und Gebräuchen bei, und verschwendete alle nur
ersinnltchen Lobeserhebungen an sie.
Kuhn.
Frömmigkeit
sah, die ihn
Männer, die
Bülletin der Tagesb
Berlin, den 19^1, Zanuar.
3» dm Berichten über die Lawinen-Verschüttungen in der Schwel»
fügt eine hiesig- Zeitung a»S einen, Pcivarschreiben aus Base
noch folgendes hinzu:
„Ungefähr -in- Sinns, weit »om Dorfe Gerfaa, an dem
Bergwege nach Lauwerz, gelangt man zu mehreren Bauerhösen,
die an den höchsten Felsen wie angeklebt liegen, und wegen ihrer
hohen Lage dle Giebel heißen. — 2U„ ,2tt„ Abends um 7 Uhr
riß sich «ine ungeheure Mass« Schnee tos, stüqtt von der obersten
Höhe herab, und riß ein Haus mir 4 Scheunen mit sich fort >"
den Waldsirom, der in einer schrecklichen Di-s« nach dem Dorfe
zuströmt. Weil in der Nacht vom »te» der gewaltige StnrM
den Bewohnern deS verunglück--» Haui-S den lüß-n Schlaf nicht
»enleßen ließ, so Hanen sie sich an diesem Abende sch»» sehr früh»
gebenheiten. Nro. i5«
einem einzigen Mädchen von Jahren
niedergelegt, un ^ „ enen die Familie bestand, ein Rau»
fint > * ü l l worden Dieses Kind »ane, weil eS mir einer von
li* in einer kalren Kammer schlafen mußte, noch
'""^l^scim Kleid« „wärmt, alS ein Brausen, wie das Toben
t? 1 f »üt(,en!>en Srurm-S, sie» «hob, das Haus z «kümmerte,
„nes wüthend wätite. Zwe. r-chrschaff-n. Eheleute
w nngsö°-° Kinder wurden die Ve-..° tc6 Todes.
E f “" f VL,J-e rochier überlebte un Unglück alle Andern,
cunkedlbar war di- von ^he »«abgleitende Schnee-Maff-
cunsehi > S-U° d-S Hauses gestoßen, an weich« daS
Mädchen noch unweit des Ofens stand, hak,- hi«
zwolsialma ^ Haus? gemacht, und das Kind ans dem
selbst überdeckt, während die Trümmer des, einen A»g-n-
bl ck später cinstürzende», HauseS mit allen übrigen Personen von