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Volume Nro. 13., Donnerstag, den 19. Januar 1809

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue6.1809 (Public Domain)

Nro. 13. 
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D e r Freimüthige 
Donnerstag, 
oder 
den 19. Januar. 
Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser. 
Literatur. 
Gedichte von Christine Westphalen, 
geb. von Axen. Hamburg, bei Hoff- 
mann. 1809., gr. 8- 
leicht hatte Ree. ein Vnch mit so vielem 
A-ergnugen anzeigen können, als das vorliegende 
Produkt einer genialischen Muse. Er darf Deutsch 
land Glück zu der Erscheinung dieser herrlichen 
Poesteen wünschen. Sie werden eine lange Zeit 
fortleben, und der vaterländischen schönen Literatur 
einen neuen Glanz geben. Die Dichterin ist 
eben so trefflich in erhabenen Dichtungen, in den, 
kühnen, vindarischen Adlerschwunge, a!s m den 
elegischen Poesteen eines zarten Gemüths. Sie er 
greift, begeistert, hebt in höhere Sphären uns 
empor, oder entzückt durch die unbeschreibliche Zart 
heit ihrer Empfindungen. Tief aus dem Gemüthe 
find diese Poesieen geschöpft, und durch den Zau 
ber einer leichten Verifikation gehoben, ergreifen 
ne magisch die Seele. Die kleinen Flecken, die 
dc> stu f diesen Perlen noch an einigen Stellen fin- 
sind zu unbedeutend, als daß eine kleinliche 
mäkeln möchte. Dieser Wink wird 
j„ ^"ügen, der Dichterin die Feile selbst wieder 
terin $ aub öu geben. Möchte sie, die ganz Dich- 
.b,'" 'f, auch von wahren Dichtern beurtheilt 
n\' ^'ldigr keiner Schule, keiner christ- 
poetlichen Poesie, deren geistloser Klingklang eben 
so schnell verhallt, als das morsche Gebäude zu, 
sammenstürzt, hinter welchem seichte Mystiker sich 
zu verbergen pflegen. Aber Christine Westpha 
len huldigt dem Ewig-Schönen und Wahren — 
sie ist würdig, neben den besseren Dichtern der 
Nation zu stehen. 
Der Raum dieser Blätter erlaubt es nicht, 
unser Urtheil durch zahlreiche Beweise zu belegen, 
und sind überhaupt die meisten dieser Gedichte 
kaum eines Auszuges fähig. Zu den gelungensten 
scheinen aber Narur und Geist, an die Poe 
sie, das Zartere, Klopstocks Todtenfeier, 
Schillers Grab, des Sängers Beruf, 
Avollo'ü Priesterin und noch viele andere zu 
gehören. Möchte es der Dichterin - die auch als 
Gattin, Mutter und Freundin die höchste Achtung 
verdient - gefallen, bald ihre anderen zahlreichen 
Dichtungen bekannt zu machen. Sie hat Horazens 
Spruch treulich befolgt, und kann mit vollem Rech 
te auch ausrufen: „ anen i(j son pittore! ” Deutsch 
lands schöne Literatur bedarf jetzt solcher Geistes 
werke, um sie wieder von den Schlacken zu reini 
gen, mit denen Dichterlinge und verbrannte Köpfe 
sie befleckten. 
Amedan und Zeila. 
(Fortsetzung.) 
^cila besaß zu viel weibliche Neugierde, um die 
Alte nicht am andern Morgen, als kaum der Tag
	        
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