Path:
Volume Nro. 68., Donnerstag, den 6. April 1809

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue6.1809 (Public Domain)

Man muß sich lediglich in den bezeichneten Dör 
fern verweilen. 
Neun Stunden und eine halbe von Zorova 
bis Qu - oye: 5000 Seelen. Die Straße führt 
über Gebirge von Marmor und Porphyr.^ Mit 
ten auf dem Wege harrte unser ein Frühstück. 
Große Teppiche lagen ausgebreitet, auf ihnen Ge 
fäße, die mir Reiß, Fletsch und Früchten aller Art 
angefüllt waren. Diese glänzende Aufnahme wird 
uns durch den Tod des Herrn Bernard, Lieutenant 
Ingenieur-Geographen, zu Nuits (im Departe 
Bülletin der Tagesb 
Vermischte Nachrichten. 
ZflS Madame Clark, die Geliebte des Herzogs von York, die 
angeklagt worden ist, daß durch ihre Vermittelung viele Miß 
bräuche bei Besetzung der Militärstellen vorgefallen sein sollten, 
zum ersten Male vor dem Parlamente erschien, war sie gekleidet, 
alS wenn sie in eine Abendsesellschaft ginge; in em blaues seidenes, 
mit weißen Kanten besetztes Kleid, und mit einem weißen Muff. 
Dabei trug sie einen weißen Schleier. Sie ist eben nicht sehr 
schön gewachsen, hat aber eine feine Haut, schöne, blaue Augen, 
kurz eine interessante Physiognomie. Sie ist etwa 45 Jahr alt. 
Ihr Mädchen-Name war Thomson. E„e sie noch 15 Jahr alt 
war, h-iratbete sie Hrn. Clarke, Sohn eines sehr reichen und ange 
sehenen Ziegeldeckers. Nachdem sie mit ihm 4Kinder gezeugt hatte, 
ließ sie sich von ihm scheiden, und wurde alsdann vom Herzog 
von York unterhalten. Der Water ver Madame Clarke Hieß 
Farguhar, und war ein Setzer in der Druckerei des Hrn. Hughes. 
Mr. Clarke harre sie als ein Nachbar kennen gelernt. Er entführ 
te sie, und lebte 5 Jahre mit ihr, -he er sie heirathete. Er selbst 
war sehr ausschweifend. Vor ihrer Bekanntschaft mit dem Hnrzog 
von York harre Madame Clarke mit mehreren Genriemen gelebt. 
Alle gestehen, daß sie ein sehr ausschweifendes, aber sehr einneh 
mendes, verblendendes Weib, eine wahr- Circe sei. 
— Nro. 8s der Hallischen Literarur,-itung enthält eine sehr 
gründlich geschriebene Kritik über di« vom Hrn. Ober-Bau-Direk 
tor Triest im Kunst - und Industrie - Comptoir zu B-rlin heraus 
gegebene An!eirung 1 u einer h0lzersparend en, raum- 
gewinnenden und wohlfeile» Constrnkzion bei den 
Scheunen, in der die neue, für jeden Oekonomen so höchst 
wichtige, Idee des Hrn. Triest sehr zweckmäßig gefunden und 
zur Realistrung empfohlen wird. (Wirklich stimmen hierin auch 
alle Landwirthe überein, »nd es werden, namentlich im Preußi 
schen, bereits mehrere Scheunen nach dieser neuen Construkzion 
errichtet.) 
— In Nro. 61 der Zeitung f. d. eleg. W. wird nach der 
Histoire des revohitions des Indes pnr Desormeaux ange- 
kührr, daß die Fabel von den drei Ringen, die die schönste Episode 
in Nathan dem Weisen bildet, nicht von Leff.ng erfunden worden 
sei, sondern daß sich wirklich ein Jude ihrer bedient habe, als der 
mogolisthe Kaiser Orangzeb ihm die Frage vorlegte: welcher 
Religion man den Vorzug geben solle. (Das mag sein; aber Les 
sing hat dies- Fabel meisterhaft erzählt - »Nb dieses Verdienst 
ist größer, alS das der Erfindung.) 
— Die Bevölkerung Von Amsterdam wird gegenwärtig auf 
310,000 seelen geschätzt. 
ment de la Cüte-d'or) gebohren, verbittert. Er 
war ein Mann von Gejchmack und Talent. An 
fälle eines pestilenzialifchen Fiebers endigten fein 
Leben im zwei und dreißigsten Jahre feines Alters. 
Er wird in Qu-oye auf dem Gottesacker der Ar 
menier beerdigt, und zwar mit allen militärischen 
Ehrenbezeugungen. Sein Andenken lebt in unsern 
Herzen. Der General befiehlt, seine Sachen zu 
verbrennen. 
tDer Schluß folgt.) 
gebenheiten. Nro. 6ß. 
— ütuS Weimar wird gemeldet: daß Herr Becker daselbst 
zum letzten Male aufgetreten und beklatscht worden sei. Zugleich 
meldet der Berichterstatter: daß der gut-Ruf deS Weimarilchsn 
Theaters wieder begründet worden wäre, als Herr von Görhe 
von neuem die Zügel üb-rnominkn habe, und daß man bedauern 
müsse, daß Herr Becker daS Opfer jenes großen Gewinns werde» 
müsse. So viel man aus diesem und einigen frühern Fragmenten 
urtheilen kann, müssen sich Herr von Görhe und Herr Becker ge 
zankt haben. 
— General Moore erhielt in der Schlacht bei Corunna am 
ikten Januar die rödtliche Wunde, als er gerade die Garde »um 
Angriff commandirte. Die Kanonenkugel ging erst ungefähr aa 
YardS von ihm in die Erde, sprang wieder aus und ging ihm 
durch die Schulter. Er stürzte vom Pf-rde, stand w>-y-r auf. und 
wollte wieder anfsteiaen. als er beinerkre, daß iym der Atm abge- 
scyoffcn war. Man führt- Ihn alsdann auf einem Wagen fort. 
Die Chirurgen wunderten stch, dusi er nicht zltich z.^thtn 
da ihm die Kugel die ganze Seile zerschmettert hatte. Oberst Gra 
ham, der dem Generale Moore zur Seite war, erhielt Sand und 
Steine durch eben die Kugel an den Kopf, verlor bald darauf 
sein Pferd, »nd bestieg hernach daS des Generals. Moore ist in 
seiner Uniform und ohne Sarg, seinem Willen gemäß, in ei 
nem Grabe beerdigt worden, welches die Offiziere seines StaabeS 
in der Citadelle mm Corunna gegraben hatten. Ec harre keine» 
Wunsch ,u erkennen gegeben, daß sein Leichnam nach England gs- 
brachr werden möchte. Der Leichnam des Generals Anstrurher 
ward zugleich zu Corunna beigesetzt. Oie Mutter deS Generals 
Moore war auf die Nachricht von seinem Tode untröstlich, »nd 
wollte längere Zeit weder Spiise noch Trank zu stch nehmen. 
Dem Andenken ihres yeldenmürhigen Sohnes soll nun zu London 
ein Monument in der St. Paulskirche errichtet werden. 
Anzeige. 
Zur Ostermesse erscheint: 
Kleine 
Romane und Erzählungen 
von 
August Kuhn. 
Erster Band. 
5S I t i { j St i ( i, 
Kunst? und Industrie - Tt>«pt°>r 
in Berlin.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.