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Volume Nro. 63., Donnerstag, den 30. März 1809

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue6.1809 (Public Domain)

und als sie wieder zu sich gekommen war, sagte 
er zu ihr im Tone der Verzweiflung: „Ich 
habe gethan', was die Dankbarkeit mir 
gebot; jetzt muß ich den Anforderungen 
meiner Liebe gehorchen. Leben Sie glück- 
lieh und zufrieden — ich folge der, ohne 
die mir das Leben eine unerträgliche Bür- 
Bulletin der Tagesb 
Magdeburg, im Februar i8°9- 
(Schluß.) 
5(m i/ttn dieses gab Hr. Lefranc, Violinist aus Paris, sei» an- 
geküudigreö Concert, daS »war für ihn ergiebiger, aber für die 
Zuhörer weniger befriedigend ausfiel, alö das früher von ihm ge 
gebene. Ein Concert, daS Hr. Lefranc selbst komponirc haben woll 
te, zeigte mebr eine Plünderung der Krenherschen und Ro 
den schen Werke, als eigene Gedanken, und selbst im Accompag- 
nement schienen jene Meister nur zu treu kopirt zu seyn. Die So- 
losätzc waren allerdings sehr schwierig, ailkln die wenigsten gelun 
gen. Auf Virruostiär darf Hr. Lefranc, wenn er nicht unbe 
scheiden sein wi», wetz! keine Ansprüche »lachen. Er glaubte uns 
verlalsen-tt Magdeburgern etwas Neue« aus «Varls mitgebracht zu 
haben, und große Bewunderung z» erregen, indem er mir schlaffem 
Bogen (dessen Bezug über den Saiten, der Bog-nstab aber nnrer 
der Violine lag) ein Quartett auf der Violine vortrug. Wir ken 
ne» diese Manier, die übrigens auch gar nichts Vorzügliches gn 
stch hak, schon längst. Eine Arie, die Dem. Reinhard, Tochter 
d-S diestgen Organisten Hm. Reinhard, mit Gewandtheit und 
Ausdruck sang, war das Ausgezeichneteste in diesem Concert. Wenn 
nur Dem. Reinhard nicht mit Bewegung desKopfs, und zuweilen 
mir Verzerrung d-S Gestchts, ihren Gesang begleiten wollte, - er 
würde gewiß noch mehr gefalle». Zeh finde, daß mein Brief schon 
zu lang ist; ich breche ab, »m ihn nicht, bei dem jetzt erhöheten 
Porto, zu theuer zu machen. Gelegentlich erhalten Sie mehr. 
— ConstantS Französische Bearbeitung von Schillers Wal 
lenstein hat dnrch die Kritiken im Moniteur, im Publicisten, !m 
Journal de l'Empire und in der Gazette de France eine seltene Ce- 
lebritär erlangt; in allen Pariser- Cirkeln ist sie der Gegenstand leb 
hafter Diskussionen, und der gute Constane wird wegen einiger 
Vorliebe für die Deutschen überhaupt nicht selten arg mitgenommen. 
— Drei Einwohner der GemeindeNaix (die alte Stadt Nastum 
im MaaSdeparremenr) haben bei ilmgrabnng eines Feldes eme 
mit Kupfer inwendig beschlagene Kiste gefunden, in welcher golde 
ne Halsbänder Mil Camsen, Ringe, Gold - und Silberbarren, und 
beinahe isoo goldene und silberne Medaillen von SeptiminS Se 
verus und seine» Söhnen enthalten waren. Unter den silbernen 
befinden sich ,wei von MacrinnS, dem Nachfolger des Caracalla. 
TS find auch einige von MaxlminnS dabei, der nicht wegen feiner 
Seelengröffe, sondern wegen seiner riesenmäffigen Statur (er war 
g Fuß hoch) diesen Namen erhalten halte. 
— Bekanntlich s»y t> et Franjggsch, Kaiser Hecror'S Tod von 
?rn. Lüce de Laucival ») nur Vergnügen, applaudirre einigemcü 
) Im vorigen Alane heißt °r durch eine» Dru-kf-hlev Eoncieval. 
de ist." Kaum hatte er das gesagt, so stürzte er 
sich in das Meer, und verjchwaud, ehe das unglück 
lich- Mädchen sich zu sammeln, und ihn zurück zu 
halten vermochte. Sie sank von neuem ohnmäch 
tig nieder, und wurde in diesem Zustande von den 
Leuten gefunden, die zur Rettung der Schiffenden 
herbeigeeilt waren. Kuhn. 
gebenheiten. Nro. 6Z. 
selbst, und gab dem Verfasser eine Pension von zaoc> Franken. Er 
soll sich auch erkundigt haben, wie der Journalist Geoffroy Lüce'S 
Arbeit im Journal de l'Empire behandelt habe. — Nebel! gab man 
zur Antwort. Darauf verdoppelte der Kaiser dbe Pension, »nd 
gab dem Dichter Sooo Franken. 
— In PariS hat sich der berühmteWaldhornist Le brün in ei 
nem Anfalle von Melancholie selbst erstickt. Erfuhr aufs Land, 
niielheke sich ein Zimmer, ließ Kohlen bringen, legte Schwefel dar 
auf, schloß sich ein und ging zu Berte. AIS man daö Zimmer äff;’ 
nere, war er todt. 
— Die Herren Dunksr »nd Hümblot, zwei junge Leute, 
die di« Frölichfche Buchhandlung übernommen, haben ihren Ver 
lag mir einigen köstliche» Werken begonnen, dem «v h aru S und 
dem Praxede, dre von einem Juden in Berlin verfaßt ffnh. 
Ueber das levrere enthält die elegante Zeitung eine sehr belllsrjgende 
Recension. In der Thar, wenn die genannten inngen Männer in 
der Wahl ihrer künftigen Verlagsarrikel mit demselben geläuterten 
Geschmack j» Werke gehen; so könne» sie es weit bringen. (Man 
schmält häufig auf die gelehrten Buchhändler; hauptsächlich thun 
das Leute, die hinter dem Ladentische ausgewachsen sind. ES itz 
indessen doch recht hübsch, wenn ei» Buchhändler einige Kenntnisse 
und etwas geistige Bildung besitzt; ja, bei der jetzigen Lage deS 
Buchhand-iS ist es sogar nothwendig. Fiat applicatio 
— Ein deutscher G lehrrer in Rom will in Bibliotheken Be 
weise gefunden haben, daß der Traktat vom Erhabenen nicht von 
Longin, sondern von Dionys van Halicarnaß sei. 
— Se. Maj. der König von Westphalen, dessen milde Regie 
rung sich in so vielen schönen Handlungen offenbart, har dem Stu 
denten von Daiwig in Marburg, welcher das Unglück gehabt har, 
seinen Gegner im Duell zu lödten, begnadigt. 
So eben ist erschienen und in allen Buchhand 
lungen zu haben: 
Kampf gegen Morbona, bet der Gene 
sung niedergeschrieben; von % Ch. 
Seume. gr. g. br. Velin. 6 Gr. Schreibe 
4 Gr. iächs. 
Nur der Ankündigung bedarf dies herrliche 
Gedicht, dessen berühmten Verfasser auch das Aus 
land ehrt und liebt. Zm Februar 1809.
	        
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