Gold füllen, und so oft Du den Ring an
den Mund führst, wirst Du Dich sogleich
a» jeden Dir beliebigen Ort versetzen
können."
AlimeckS erster Wunsch war, wieder neue^ Län
der zu sehen, und er realisirte ihn auf der Stelle.
Diese Leichtigkeit des Reifens benutzte er, sich auf
einem großen Theile der Erde umzusehen; und cs
S ite ihm ein erstaunliches Vergnügen, so ver-
ne Gegenden zu beschauen, in den Mannich-
faltigsten Climaten sich umherzutreiben, »nd die ver
schiedenen Naturerzeugnisse, die mancherlei Sitten
der Nationen und ihre Gebrauche zu untersuchen.
Nach einiger Zeit verlor er aber an diesem umher
schweifenden Leben den Geschmack; denn je mehr
Länder er durchreiste, desto weniger Neues, Ueber,
raschendes fand er auf diesen Wanderungen. Er
gelangte bald zu der Ueberzeugung, daß die Na,
tur, wie die Kunst, überall nur ein und dasselbe
darbiete, und daß die Sitten und Gewohnheiten
der Völker, die von gleichen Neigungen und Lei
denschaften erzeugt werden, sich nur durch einige
schwache Nüancen unterschieden. Der Reiz der
Neuheit verlor sich, Alimecks Neugierde stumpfte
sich ab, und, müde des ewigen Wechsels, beschloß
er, sich irgendwo zu fixircn.
Er wählte Constanrinvpel zu seinem Wohn
orte; diele Stadt, in der ein Mann sich
alle nur ersinnlichen Genüsse verschalen kan», bor
ihm auch noch den Vortheil dar, daß er hier In
dividuen von all den Völkern, die er besucht hat
te, antraf, und sich mit ihnen über die durch,
retstten Länder unterhalten konnte. Ais Alimeck
sich in Constantinopcl niedergelassen hatte: so nahm
er sich vor, sich allen Arten von Vergnügungen zu
überlassen, jeder seiner Launen ein Genüge zu lei
sten, »nd, mit einem Worte, sein Leben zu ge,
nießeu. Aber daid wurde er dieses geräuschvollen,
zügellosen Lebens überdrüssig, und die köstlichsten
Genüsse wurden ihm zum Ekel; je öfter er mit lei
nen Vergnügungen wechselte, desto empfindlicher fühl
te er diesen Ucberdruß. Sein leererGeist wurde von
der unerträglichsten Langenweile geplagt, und eine
Krankheit, "die er sich durch dieses unregelmäßige
Leben zugezogen hakte, überzeugte ihn endlich vol
lends, daß eil! müßiges, weichliches und wollüstiges
Leben weit entfernt sei, ein dauerhaftes Glück zu
gewähren, und er dieses nur in einer anständi
gen Beschäftigung finden werde.
Seine Reichthümer verschaften ihm sehr bald
Gönner und Freunde; die Kenntnisse, die er sich
auf seinen Reisen erworben hatte, eigneten sich,
wie er meinte, dazu, um das wichtigste Amt be-
* te ' und völlig ausfüllen zu können. Er erstieg
deshalb von Stufe zu Stufe die höchsten Ehren-
st-llen, und wurde endlich Groß-Vezier. Jetzt be
stürmten ihn von allen Seiten die wichtigsten Ge-
scpSftc; die Befehle leincs Souvcrains und die
Bitten und Klagen dev Unterthanen ließen ihn
keinen AUgsnl ick in Ruhe. Die Launen des indo
lenten Monarchen, angezettelte Verschwörungen,
die Kabalen seiner Neider und seiner Rivale, unter
hielten ihn fortwährend in Bewegung und in
Anast. Er überzeugte sich: daß Titel und Ehren,
stellen nichte weiter, als eine glänzende Sklaverei
wären; und dieser neuen Quaal, die er sich aufge
legt hatte, müde, dachte er mir daran, ihrer bald
wieder los zu sein, als eben die Neuigkeit einlief,
dag die Perser sich zum Kriege gegen die Pforte
rüsteten. Alimeck eri^elt den Auftrag, sich au die
Spitze einer großen 'Armee zu stellen, um den
Uebermuth der Feinde zu beugen, und mit Freuden
ergriff er diese Gelegenheit, die seinem Durst nach
Ruhm ein weites Feld eröffnete.
Er lieferte zwei Schlachten, und blieb in bei
den Sieger; die Feinde, in die Flucht geschlagen,
verließen eilends das Türkische Gebiet, von dem
sie einen großen Strich besetzt hatten. Der Groß-
Vezir wurde mit Lobeserhebungen und Gunstbezeu
gungen überhäuft; fein Name wurde in allen Ge
genden des Reichs fast bis zu den Wolken erho
ben; der Groß-Sultan machte sich bereit, ihn mit
einem Aufwande von Pracht und Glan; in der
Hauptstadt zu empfangen; im Triumph sollte er in
Lonstantinopel einziehen, als er, zu seinem großen
Unglück, in einen Hinterhalt siel, den die Feinde
ihm gelegt hatten, und einen beträchtlichen Theil
seiner Armee verlor. Jetzt änderte sich die Szene
plötzlich; die Lobeserhebungen verwandelten sich ln
Verwünschungen, »nd statt des Triumphes — bot
man ihm einen Strick dar.
Alimeck nahm sogleich seine Zuflucht zu seinem
Ringe, und die,er verlebte ihn augenblicklich nach
Indien. Nachvcm er .. v,r>es
schönen Landes durchstreift hatte, verweilte er zu
Golconda.
Selima, die Fürstin dieses Landes, war von
einer so seltenen Schönheit, daß man sie nur das
Wunder von Alien zu nennen pflegte Alimeck
sah sie und ihr Anblick machte einen so tiefen
Eindruck aus sei» Herz, daß er sich sterblich in> die
schöne Fürllin verliebte. Er wünschte, am Hofe
vorgestellt zu werden, und diese Gunst wurde ihm
bewilligt. Der 'Aufwand, den er machte, sei» an
genehmes Aeussere, fein edles Betragen, die geist
volle», lebhaften und interessanten Gejpräche, die
er anzuknüpfen wußte, die Kenntnisse, die er sich
über den Zustand io vieler Länder, Städte und
Völker gesammelt hatte - das Alles lenkte die
Aufmerksamkeit der Fürstin auf ihn; sie ließ ihn
einladen, sich eine Zeitlang in Golconda aufzuhal
ten, und mit Freuden nahm er diesen Antrag an.
Man ordnete für ihn Feste, glanzende Jagden und
Vergnügungen aller Art an; er crichien bei diesen
mit »ie gelegener Pracht; leine zahlreiche Begleitung,
seine reichen KiciLer weckten eine hohe Meinung
von seinen Schätzen und seinem Geschmack. Se>
lima schenkte ihm nach und nach immer mehr Ver
trauen , >chien sogar Liebe fftr jhn zu empfinden,
und ihm Hoffnung auf ihre Ha„d einzuflößen-
Freudetrunken, glaubte Alimeck endlich den Gipfel
des Glückes erklimmt zu haben, den er seit so lau-