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Volume Nro. 42., Dienstag, den 28. Februar 1809

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue6.1809 (Public Domain)

D e r Freimüthige 
Dienstag, — oder *— den 2g. Februar. 
Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser. 
Die verbotenen Bücher. 
(AuS den Louvenii's (Tun lionime de cour.) 
On scchzigjährlger Kaufmann, der sieben bis acht 
tausend Thaler Renten besaß, und seit funfzehen 
Zähren sich vom Geschäft zurückgezogen hatte, 
wohnte in Paris, im zweiten Stock eines, auf 
dem Marais gelegenen, Hau>es, und wirthschaftete 
mit einer Haushälterin. 
Einmal des Nachts hörte jemand, der vorü 
berging, aus diesem Hause eine Frau folgende Worte 
sagen: „Mein Herr spritzt heute Abend mit einem 
„Negotianten aus Rouen ; folglich wird er später, als 
„gewöhnlich, zu Bette gehen. Kommen Sie also 
„um Ein Uhr wieder, und bringen Sie die be- 
„wußten Sachen mit; Sie verstehen mich schon; 
„hegen Sie aber ja keine Besorgiliß, seyn Sie nur 
„recht herzhaft und entschlossen." 
kcn [ 8 Zweideutige, was tu diesen letzten Wör 
de,, *9' wachte den Mann stutzen; er eilte also, 
Vorfall dem Viertelscommiffär anzuzei- 
Gcfreit--,, .^°wmissär befahl auf der Stelle einem 
verkappte <n die Nähe des Hauses 
weitem Ach tu,,/?" »» postircn, und genau von 
Zugleich uiiterE.a^ek', wer hineingehen würde. 
Haushälterin gesagt hatte bem ' u,ag &C 
den gar nicht unnütz. Ge, 
gen Ein Uhr >ah der Geft-elte zwei Kerls, von sehr 
verdächtigemAeussern, verstohlen in die Allee schlnp, 
feil, deren Thüre mir angelehnt war. Er folgte 
ihnen ohne alles Geräusch, aber nahe genug, um 
zu «ehe», daß sie im zweiten Stock eingelassen 
wurden. Hierauf rief er feine Gehülfen zusammen, 
stieg mit ihnen die Treppe hinauf, klingelte an ci- 
„er der Hauptthüren, und befahl im Namen des 
Königs zu öffnen, weil er mit einer Nachfuchuna 
nach verbotenen Büchern beauftragt fei, von de 
nen, wie das Gouvernement wisse, bei dem °tnba- 
ber dieses Logis eine Quantität verborgen wäre Die 
Haushälterin erichrack sehr, und stand an, zu aiüwor- 
len; da sie sich aber vor der Strenge der Geseke fürck,. 
tele: so ließ sie ,,e nach einigen Debatten eintreten 
Zhr Herr erhob sich, um bei der Nachsuchunä 
gegenwärtig zu sein, d,e der Gefreite durchaus nur 
in seiner Gegenwart vornehmen wollte. Veraeb-.,- 
stellte er vor, daß er weiter keine Bücher hab? // 
etwa hundert alte Tröster, die der ernsthaft,/ ,?!>* 
ren; man hörte gar nicht darauf, und er mußte sie 
durchaus vorzeigen. Der alte Staub Z I 
diese Schatze verehrter Weisheit zerfressen wurden 
schützte sie nicht vor dem Gefreite» der sie? , 
'ängstlichsten Pünktlichkeit £ 'untersucht Ä,en 
man hätte ihn für eines der ersten Miralsst,. 
Censurbehörde halten können. Daniie b-ta/e b 
ß.&ÄL' bte «ÄVÄ« 
dü- Kaufmann doch noch überführen zu können, 
und behauptete, daß, nach der eingelaufenen A»zei, 
ge, die verbotenen Bücher in Schränken aufbe
	        
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