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Volume Nro. 31., Montag, den 13. Februar 1809

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue6.1809 (Public Domain)

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nahmen eine angenehme Musik; sie theilten die 
Nachricht davon ihren Elter» mit, die eine ähn 
liche Erscheinung gehabt hatten, und die den Schall- 
heiß von Olesa und den B!,chosi von Monreja 
davon unterrichteten. Diese Perionen ^begaben sich 
sämmtlich an die Stelle, wo sie, jede sür sich, dies 
Wunder gesehen hatte», und näherten sich dem 
himmlischen Lichte, worauf sie eine Höhle entdeck 
ten, die oben am Llobregat/ zwischen der St. 
Michaeliskirche und dem Kloster lag. Sie tra 
ten hinein, und fanden das Bild der heiligen 
Jungfrau, das sie nach der Stadt Monresa 
schaffen wollten; als sie aber an die Stelle kamen, 
wo das Kloster steht, konnten sie nicht von der 
Stelle kommen. Als sie dies neue Wunder ver 
nahmen, legten sie an der Stelle eine neue Capelle 
an, wo heut zu Tage der Hauptaltar der Kirche 
steht; als im Jahre 976 der Graf V 0 rrel auf 
den Gedanken gericth, die Frauenzimmer möchten 
in diejer Einöde Gefahr laufen, verlegte er sie nach 
Barcelona, in das Kloster der Nonnen des hei 
ligen Petrus des Puellier, und that an ihre 
Stelle Mönche von dem Orden des heiligen Be, 
nefcict aus dem Kloster Rtpoll, dem er den Berg, 
trn<s Kloster, und alles was dazu gehört, lchenkte." 
Die Stiftung mehrerer Klöster zeichnet sich durch 
ähnliche Umstände aus. Man liest in der heiligen 
Schrift, daß den Patriarchen, den 'Aposteln und 
den Einsiedlern in der Wüste himmlische Lichter er 
schienen sind. Die Harfen der Cherub ins flöß 
ten dem Einsiedler in der Thebaiö Trost ins Herz; , 
die Märtyrer, die man verbrannte, wendeten ihr ' 
Auge „ach der himmlischen Krone, die aus den 
Wolken glänzte. Solche poetische Gegenstände ha- 
den die Spanische,, und Italiänischen Mahler auf 
ihren Gemälden ganz vortrefflich darzustellen ge 
wußt. ^ 
Das folgende von dieser Inschrift bezieht sich 
auf die Stiftung des Klosters, welche sie dem Bru 
der Johann Guar in zuschreibt, dessen sonden 
bare Abentheuer sie enthält. Dieselbe erzählt sein 
Verbrechen, seine Reue, seine Busse und seine 
Verzeihung ausführlich im Styl der alten Chro 
niken. 
Nach dem ersten Theile dieser Inschrift sollte 
man glauben, es hätte einst auf dem Montser- 
tat ein Nonnenkloster gegeben, das nach jenem 
heiligen Peters des Puellier, zu Barce- 
"erlegt worden sei; allein dieser Umstand 
chiven keinen Beweis unterstützt; in den Ar- 
nicht aii- 5 Eostcrs zu Barcelona findet man 
sondern T J' ine Nachricht von diesem Umstande, 
Jahrhunder? bic Denkmäler aus dem neunten 
wähnte lh»n geradezu. Der er- 
schenktc im ^,,^°"fried der Behaarte be- 
gestiftst hatte- das Kloster Ripoil, das er 
man unter den„„L' Schenkungsurkunde bemerkt 
seinem ersten Abt« <0M"ngeu, die er 
rat, nebst allen den denMontser- 
»"«» «» d°m 
nominant monte sarrato et ecclesias, quae sunt 
in cacumine ipsius inonüs vel ad inferiora ejus- 
dem. 
Man kann also als gewiß annehmen, daß das 
Kloster des Montjerrat6 anfänglich eine Prio 
rei gewesen ist, die zum Kloster Ripoll gehört 
hat; man hat ein Vcrzeichniß ihrer Priors vom 
Anfange des cilftsn Jahrhunderts an. In diesem 
Zustande scheint sie bis 1410 geblieben zu sein, >vo 
sie der Gegenpabst Peter von Luna, der unter 
dem Namen Benedict XIII. bekannt ist, zur 
Abtei erhob, und sie unabhängig machte; die Be 
stätigung ihrer Unabhängigkeit erhielt sie im Jahre 
14-zo von Martin V. Damals war das Kloster 
für zwölf Mönche, zwölf Einsiedler, zwölf Kapel 
lane und zwölf Laienbrüder bestimmt; endlich ver 
einigte es der Pabst Alexander VI. mir der 
Congregation des heiligen Denevict zu Vallado 
lid, wovon es feit der Zeit beständig einen Theil 
ausgemacht hat. 
Das Kloster ist ein großes Gebäude, das auf 
einer sehr schmalen Erhöhung steht, und sich an 
den Berg anlehnt; eö ist von mehrern Hauptge 
bäuden umgeben, welche dazu gehören. Daö Gcm, 
ze bildet eine so große Masse, als der Ort fassen 
kann. Der Berg, sagt der Herr von Humboldt, 
scheint sich an dicjer Stelle halb geöffnet zu haben, 
um Menschen in seinen Schoos aufzunehmen- 
Die Kiostergebäude sind von keiner sehr ausge, 
zeichneten Bauart; ihr Ganzes aber ist majestätisch, 
und steht mit der Gegend in vollkommener Har 
monie. Sie bestehen in der Wohnung der Mön 
che, die eine ganz herrliche Aussicht gegen Osten 
und Süden hat, in dem Krankenhause, in dem 
Hospitium für Fremde, und in jenem für Pilgrim, 
me oder Arme; diese drei Anstalten werden alle 
gleich sorgfältig unterhalten. Die Fremden em 
pfängt man im Innern des Klosters mit allen 
Arten von Höflichkeit. Die Armcn sind in zwei 
verschiedene Sälen vertheilt; in dem Einen be 
finde» sich die Mannspersonen, in dem Andern die 
Frauenzimmer; um 7 Uhr Morgens läutet man 
mit einer Glocke von der Kirchrhüre an bis zu 
dem Eingangöthore, um die Unglücklichen an dem 
Orte zu versammeln, wo man jedem eine Ration 
Brodr austheilt; um halb 11 Uhr ruft man sie 
auf die uehmitchc Art zujammen, und giebt ihnen 
wieder eins solche Ration Brodt, eine Schüssel 
voll Suppe und ein Maaß Wein; drei Viertel auf 
ß Uhr des Nachmittags veranstaltet man wieder 
eine solche Austheilnng, und sie bringen die Nacht 
in den Sälen des Hojpitiums zu; so werden sie 
drei Tage lang beköstiget, und dies geschieht so oft, 
als sie ins Kloster kommen. Auch sieht man oft 
fromme Personen, die sich ein solches Aimoftnbrodt 
holen, das sie zu Hache als eine Reliquie aufbe 
wahren. Die Kranken und die schwachen Pilgrim- 
me pflegt man „och sorgfältiger; man läßt sich ihr 
Leinenzeug geben, und wäscht es, reicht ihnen aber 
dafür anderes; die Klosterärzte besuchen sie täglich 
zwei Mal. Haben sie Weiber oder Kinder bei
	        
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