Nro. 152.
1808«
.. r .xw.: fnulifi* 4-
D c r
Tonnabend,
F r e i m ü t h
>* oder-
i g e
de» Zo. Julius.
Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete/ unbefangene Leser.
Literatur.
Bianca von Torcdo. Eine dramatische Dich
tung in fünf Alten von Karl Winkler.
Leipzig, iöoß. Bei Johann Friedrich
Hartknoch. gr. 6. *52 Seiten.
Unsere neueren dramatischen Dichter gehen bei ih
ren poetischen Produktionen einen zwiefachen, einan
der diametrisch entgegenstehenden, W/g. Manche
sind bemüht, Werke zu liefern, die eigends auf die
Darstellung auf der Bühne berechnet sind, und su
chen Alles mögliche hervor, was nur die Illusion
des Zuschauers bei der Aufführung erhöhen, was
lebhaft auf ihn einwirken, ihn rühren und erschüt
tern kann, und lassen, mit einem'Werte, nichts
unversucht, was ihnen die Zufriedenheit und den
Beifall des Publikums zu erwerben und zu sichern
vermag. Andere — sehen sich mit der Idee an die
Arbeit: dein Drama soll nicht aufgeführt werden;
a, es soll nicht einmal dessen fähig seyn. feit
pinnen deshalb Alles zu einer endlosen Breite aus,
cherfüllen das Stück mit unnöchigen Personen, dich
ten Scenen, die nicht auf der Bühne dargestellt
werden können, und meinen dann, etwas rechi Ge-
niaii sch es geliefert zu haben, da es doch im Ge
gentheil etwas ganz Verfehltes ist. Denn Jene,
von dciienfch vorher Mach, fassen eben so ri$£ig Wft
Zweck jeder dramatischen Produktion inü Auge, als Dies«
mit jedem Schritte sich mehr von ihm entfernen.
D>e vorliegende Bianca gehört unter dir Dra
men , die für- die Bühne geschrieben find, und sich
gewiß auch längere Zeit auf ibr halten werden. als-
man bei der Lektüre jener verfehlten^ neupoetischen
Tragödien verweilen wird, die nur verfertigt wor
den sind, Um gelesen zu werde», und die mit
schlechten Romanen ln Einer Kathcgorie stehen. Da
übrigens dieses Schauspiel schon auf den neuesten
Bühnen Deutschlands fauch in Berlin) gegeben
worden ist: so darf ich den Stoff, der darin,
und wie er darin behandelt ist, als schon bekannt
voraussetzen, und brauche mich also nur ganz kurz
zu fassen. Herr Winkler hat einen ausgezeich
neten Beruf, für die Bühne zu schreiben. Poe
tisches Talent, technische Fertigkeit und Theater-
kenntniß machen ihn dazu gleich geschickt, und gewiß
wird er, bei wiederholten Versuchen, sich hierin immer
mehr Festigkeit erwerben. Sein Dchlog. beim Dra
ma wahrhaftig nichts weniger» als wesenlose A-ebenn
fache. iß schön, ^bilderreich, öfters sehr kraftvoll, wenn
man Hrn. W. auch gleich zuweilen rin zu sichtba
res Streben nach Schillcrfchcaz Klange vorwerfen
könnte. Di« Charaktere, die der Verfalser zeichnet,
treten bestimmt hervor, und sind gehalten, wenn sie
auch nicht die feinen Nuancen haben, die den Mei
ster bezeichnen: sondern sich noch nicht aus der
Sphäre..t>(ä Allgemeinen losreißen föpnen. Daß