5o4
steht, den et steh all Geschäftsmann und als Gelehrter erwarb.
ES erscheinen von diesem Journale jede Woche zwei halbe Bo
gen, größtentheilS politischen, statistischen und ökonomischen In
halts. Der Zweck dieser Plätter ist nach den eigenen Worten
der ersten Ankündigung: die Bewohner der k. k. Erbstaaken mit
sich selbst näher bekannt zu mache», und Vaterlandsliebe durch
VaterlandSkunde zu befördern. Cie begannen mit dem ersten
Mai. In den bisherigen zeichnen sich ein Aufsah iiber das Für-
stenthiim Berchtesgaden aus, einer über die natürliche Beschaffen
heit und den Kulturstand des Marchseldes und seiner Bewohner,
und einer Uber de» gegenwärtigen Zustand der Tonkunst in Wien,
welcher Urtheile über unsere Tonsener, Virtuosen und Dilettan
ten in Gesang und Instrumentalmusik enthalt. Dieses Journal
begann unter hohem Einfluß, und erfreut stch einer Begünstigung
durch Männer von Bedeutung. —
Die Theater boten uns seit einiger Zeit zwar wenig Genuß
durch neue Stücke, desto mehr aber durch neu engagiere Mitglie
der und durch manche Gastrollen, unter welchen der Hostchaufvie-
lerin, Me. Schrökh, und Hrn. Duoort, erstem Tänzer des großen
Ballets in Paris, der Rang vor allen gebührt.
Mdm. Schrokh svielte in den beiden Hoftheatern folgende
Rollen: in den Hagestolzen die Margarethe, in der Elise von
Walberg die Elise, im Grafen Ester die Lad» Rutland, in Ar
muth und Edelsinn die Josevhtne, in der Übeln Laune, im
Wald von Hermannstadt die Eliftne, im Tancred, im Mädchen
von Marienburg die Chatinka. Jn> Theater an der Wie« trat
sie nur zweimal auf, als Agnes Bernauerin und als Sena in
«alonions Urtheil. Cie erhielt in einigen dieser Rollen großen
Beifall, vorzüglich als Eliftne; in andern gestel sie weniger, am
wenigsten als Sena. So verfehlte sie z.B. als Rutland die Art
de§ Wahnsinnes, da sie statt eines fluchtigen eine« siren gab.
Herr Duport entzückte allgemein durch seltne Leichtigkeit und
Grazie, vorzüglich aber das schöne Geschlecht; allein er tanzte
bisher, da» westliche Ballet: Figaro, vo» feinerErstndung, aus
genommen, nur einzelne Intern,ezzen.
Herr Fischer sang alS Gastrolle den Don Juan, und in
Pär'S Camilla den Herzog. In der «extern Rolle gestel er viel
mehr, als i» »er erster«.
Als neu engagirte Mitglieder zur Sver traten der Tenor,
Hr. Müller von Breslau, aus. und der Buff», Hr. Dirzka von
Weimar. Ersterer sang in Mozart's Entführung aus dem Se
rail, gestel aber nicht; desto mehr Beifall fand aber Hr. Dirzka
«ls Wasserträger durch sei» gutes Eviel und durch feinen schönen
Vortrag, verbunden mir einer angenehmen Stimme.
Ein Herr Witter und eine Mlle. Borchard spielten einige
mal im Theater an der Wien, oliue Sensation zu erregen.
Im Prater ist nun ein ziemlich, großes Aniphitheater erbaut,
wo Rtitkiiiiste »roduzirt werden. ES wird bisher sehr stark ba>
sucht.
Kunsmachrichten von Stuttgart.
(Avril -zog.,
(Fortsetzung.)
^er im nördlichen Deutschland rühmlich bekannte Schanftieler
Schwarz ist Regisseur des hiesigen HostbeatcrS, und füllt fein
Amt, wie feine Rolle», ans. Er hat hier die Charaktere Lear,
Ralhan. Regulus, Brook, Stark, Menschenfeind u. a.
mit Einsicht, Anschmiegung uud eindringendem Sackverstandnij
ge,viele, und den Kennern nur das zu wiinschen übrig gelassen,
daß er sich niehr auf Magie des Gefühls, als aus die Berechnung
der Bernunsi, ««-lasse« habe» möchte. Hr. Schwarz marquirr
die vorstechenden Stetten seiner Rolle, vorrrefflich, „nd weiß Licht
in die vcrschiunwüsten Perioden ,u bringen. Er beherrscht
sein Sviel überall, und versteht ric schwere Kunst, mit seiner
Kraft zu haushalten, und ihr volles Gewicht aus Momente »er
Entscheidung satten zu lassen. — Bon seiner Einstchk und selb
ncn Routine darf sich die hiesige Bühne in der Zslge viel Gutes
versprechen.
Im Ganzen besindet sich das hiesige Sch-ruftiel noch imnier
in einer Art Undulation und Gährung, welche durch de» bestän
dige» Wechsel der Subjekte hervorgebracht wird, und jenen Geist
des Ensembels hindert, wodurch eine Gesellschaft auch ohne
hervorragende Jndioidncn vortrefflich seyn kann. Dieser Geist
— vormals den Theatern vo« Mannheim, Mainz, Han,bürg, und
eetzk denen von Berlin und Weimar so eigen — bildet sich nur
mit der Zeit, Md dadurch, Einheit in der Ducklion, UN»
Einheit in dem Personal herrschend bleibt. Wo sich tie Schau
spieler un) Sperisien lange kennen und eingespielt haben; wo
sie sich verstehen und eiuaitder in die Land arbeiten; wo stch
die Eifersucht dadurch abstumpft, daß jedem die Sphäre gegönnt
>vird, wozu er am meisten »rganisirt ist; wo ein durchgreifender
Kunstgeist das «ielköpstge Ganze bindet und zusammen halt: da
allein laßt stch jenes Enfcmbel erwarten, ohne welches keine Bor-
rrefflichkeit nioglich ist.
Das lveibliche Personal der hiesigen Oper ist gegenwärtig
brav besetzt, besonders da die Schmalz ihre schmetternden Rach-
tigallentöiie von Zeit zu Zeit bei uns hören läßt; desto dürftiger
aber das männliche, wo der Tenorist Krebs isoiirt — velut m-
ter frutita quercus — dasteht.
Mit der Tragödie und dem hoher» Schauspiel, worin unter
Bo Hs schon so gute Bor,chr>tte gemacht waren, will eS seitdem
nicht vorwärts gehn. Rur sehr selten sicht inan hier ein Stück
von Shakcspcar, Schiller, Lesstng, Göche, Babv, Klinget, Colli»
und andern berühmten Tragikern: und wenn sie erscheine», so
gchen blos einzelne Szenen gut: dem Ganzen schlt jener durch
dringende Geist, ohne welchen kein höheres Kunstwerk, weder mög
lich, noch darstellbar, ist. Wo die leidenschaftliche Darstellung
niehr zurückstoßend, als anziehend wirke, da darf man sicher an
nehmen, daß die schwere Aufgabe ächter tragischer Kunst nicht
gelöst sen.
Denkmal auf Keppler.
Basrelief, in Carrarischem Marmor, i Schuh 8 Zoll
breit, * Schuh 4 Zoll hoch. Vom Proftssor Danneker.
Diese« schöne Basrelief stelle dar: den Genius der Astro
nomie, ganz nackt, in jugendlicher Schönheit, wie er die Ura
nia entschleiert. Die hehre Göttin steht — daS linke Bein nach-
iaßig um das andere geschlniigen. Mit der rechten Hand reicht
sie dem Genius das vo« dem großen Astronom erfundene Te
leskop. Ihr linker Arm, auf ei» Gestell gestützt, hält eine Rol
le, worauf die großen Entdeckungen des Unsterblichen angedeutet
sind. Ein großer, schön geworfener, Schleier fällt von ihrem
Haupte, rechts und links, in reichen Falten herab. Ein meister
haft drapirtes Gewand umwallt die Figur. — Der nackte Ge
nius ist von besonderer Lieblichkeit und Unschuld. Er schwebt
mehr, als er sieht, und scheint von »er ernsten Göttin himmli
sche» llnkerricht z» suchen. — Die Zeichnung ist richtig und
scharf gehalten; Hände und Beine sind bis zun, Niedlichen aus
geführt. Urania sieht mir Wohlgefallen und einem will,ährenden
Lächeln aus den Geniusknaben.
Kevvlers bereits fertige Büste kommt auf die Höhe des Mo-
numenkszu stehen; das Basrelief an das Picdestgl, mit passenden
Aufschriften.
Schön ist es, »aß hier ein Wirte»,bergcr seinem großen
Landsinann ei» Denkmal stiftet — für Deutschlands ersten geist
lichen Fürstin, der zugleich selbst unter die vorzüglichsten Männer
seiner Zeit gehört.
(Der Beschluß folgt.)
Aust Leipzig.
2» dieser Woche erftente uns eine junge, talentvolle Künstlerin,
Mad. Brede, mit 3 Gastrollen. Sie gab Josevbine in Kone-
bues Armuth und Edelsinn, Margarethe in den Hagestolzen,
«nd Maria Stnark. Die Wahl war schon deshalb zweckmä
ßig, weil sie der Schauspielerin Gelegenheit darbot, sich in ver-
schiednen, ia entgegengesetzten, Fachern z» zeigen. Im Ganzen
kann nrau sagen, daß die 3 Debüt- ihr gelangen, überall wenig
stens sah man die schönste Anlage, wenn auch noch nicht ganz
gebildet. Oie Künstlerin stellte die Josephinc mit so vieler Schalk
haftigkeit und tack! Gmmüihigkett dar, als sie der Margarethe
ganz die Naivität lieh, die diese Rotte s» allgemein beliebt ge
wacht, und die jedes Her; zu riihren weiß. Einer Vergleichung
oiit Mad. Fleck mögt? st» die talentvolle Frau vielleicht selbst
lischt nnterwerscn; gewiß ist auch diese Vorstellung der Mad.
Fleck musterhaft zu nennen, und sehr richtig ist die von Jemand
»Nit Wärme und Geist gelieferte Entwikiung ihres Spiels im
Modeiomnal, Oktober I8»L Ais Mari» Smart zeigte sie an-
stinglich ctivas zu viel — Schwache; zum Gluck ersetzte sie aber
vom 3ten Akte an dies durch scköues, gefühlvolles und edles
Eviel. Vortrefflich gab sie die Sterbeszene — eine so schöne
Frau, alS sie ist, erregte nicht durch geiprochoe poetische Worte,
souder» schon durch ihren Anblick, Mitleid,