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Volume Nro. 104, Dienstag, den 24. May 1808

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue5.1808 (Public Domain)

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schichte sagt uns, daß die berühmtesten Nationen des 
Alterthums gewetteifert Habers, den Hunden Ehre zu 
erzeigen. Theseus hat die größte Zeit seines Lebens 
mit ihnen zugebracht, die Astronomen haben sie un 
ter die Sternbilder verseht, Aegypten hat sie ange 
betet, in dem Kanal von Konstantinopel giebt es 
Zaseln, die nach ihnen benannt sind, Diana wird, 
von einer Kuppel Hunde umgeben, abgebildet, und 
der Französische König Dagobert konnte nicht ohne 
Hunde leben. Der König von England, Karl IL, 
-ing so weit, daß er sie mit in den Staatsrath nahm, 
«nd Zakob, sein Nachfolger, hatte sie so lieb, daß er, 
als er sich einst bei einem heftigen Sturm auf der 
See befand, und in ein Boot sich rettete, weit das 
Schiff zu sinken begann, mit einer kläglichen Stimme 
den Matrosen zurief: Rettet doch, Kinder, rettet 
meine Hunde, und den Herzog von Marlborough!" 
Wenden wir von den neueren Zeiten uns noch 
einmal zu den alteren. Epaminondas, dieser berühmte 
Thebanische Feldherr, gleich groß im Kriege und im 
Gebiete der Wissenschaften, der seinem Vaterlands, 
ehe er nachmals bei Manbinea fiel, die bedeutendsten 
Vortheile zuwandte, wurde dennoch mit Undank be 
lohnt, und versicherte laut, daß sein Hund ihm lie 
ber sey, wie das ganze Thebanische Volk. Hicenim, 
sagte er, als er einst aus der Curie ging, und sein 
Hund ihm liebkosend folgte: hic enira mihi pro 
benebcio gratiam reponit, at Thebani, <te qui- 
bus saepe multumqne sum praeclare meritus, 
mortem mihi judicio poenam constituerunt! *) 
Karl August Duchholz., 
(Der Beschluß folgt.) 
Ueber die bürgerlichen Verhältnisse der 
Schauspieler bei den Römern, 
(Fortsetzung.) 
Äaß diese beiden Letztem auch als Schauspieler die 
Bühne betreten haben, ist unwahrscheinlich, da es 
nirgend gemeldet wird, und, wäre es der Fall, we 
nigstens beim Terenz in den, den Stücken vorange 
schickten, Didaskalieen vernmthlich eine Stelle gefun- 
bm hätte. Allein die Privatverhältnstie und der 
Umgang des Terenz erinnern daran, in welchem 
Anschen noch damals (er lebte und schrieb in Rom 
zwischen dem zweiten und dritten Punischen Kriege) 
unter den vornehmen Römern die Beschäftigung mit 
»em Uebersetzen Griechischer Dramen stand; und 
wir können von den Dichtem auf die Schauspieler 
elnm Schluß machen. Man erzählt nehmlich, (be 
sonders nach dem Donar in dem Leben dieses Dich 
ters) und er selbst in dem Prolog zu den Adelphen 
widerlegt eö nicht, sondem rühmet sich dessen, daß 
er die Freundschaft angesehener Römer, des P. Sei« 
. *) — Denn dieser ist dankbar für meine Wohlthaten; 
«der die Thebaner, um die ich mir so oft und rielsaltig glorreich« 
Verdienste «ward, sprechen das Todesiirthnl zur Strafe «der 
«ich aus. 
pio Afrikanus und C. Lalius, genoß, daß diese bei. 
den Männer sich gleichfalls mit der dramatischen 
Literatur beschäftigten, und daß Terenz deren 
Stücke unter seinem Namen auf die Bühne brin 
gen mußte. Ware es ehrenvoller gewesen, als dra 
matischer Dichter aufzutreten, würden sie einem An 
dern von ihren eigenen Werken den Ruhm gegönnt 
Halen? Würden sie ihre Beschäftigung damit so 
geheim gehalten haben, daß sie die Studien dieser 
Art nur auf entfernte Landsitze verwiesen, daß sie 
nur den vertrautesten Freunden (dieselben bekannten, 
und nur höchstens die Gattin, wie die des C. Lalius, 
sie ausplaudern konnte? 
Aber wer kann sich wundem, wenn die Heroen 
des zweiten Punischen Krieges durch die Beschäfti 
gung mit den Werken leichtsinniger Griechen (le- 
vium Graecorum, fast das stete Beiwort dieses 
genialen Volkes bei den Römer») ihre Heldenehre 
vor dem Volke zu entweihen fürchteten, da noch 
hundert Zahre später, als man schon den Gesand 
ten Griechischer Staaten vor den Römischen Beam 
ten Griechisch zu reden gestatten konnte, Cicero in 
seinen Reden im Senat und vor den Richtern, wo 
er doch gebildete Zuhörer voraussetzen durfte, sich 
sorgsam in Acht nahm, ja keine vertrautere Be 
kanntschaft mit der schönen Literatur zu verrathen. 
Wenn er auch, überströmend von Gedanken, welche 
die Dichter ihm boten, sich der Anführung ihrer 
Verse und Sentenzen nicht ganz enthält, so thut er, 
als wenn jene Sprüche ihm, wer weiß woher, in 
den Mund gerathen wären, nie will er gründlichere 
Bekanntschaft mit den Dichtern und ihren Werken 
verrathen; nie auch nur die Namen nennen, von 
denen er borgte, so sicher sie ihm gewiß jzu Gebote 
standen *). Er -weiß, daß die Gravi tat, welche 
sein Volk charakterisirt, durch den bloßen Verdacht 
der Belletristerei, welcher an Beamten und Rednem 
hastete, sich national würde gekränkt gefühlt haben. 
Bei dieser unpoetischen Stimmung der Römer, 
wen darf es befremden, wenn dem Dichter als sol 
chem keine äußere Ehre zu Theil wird/ wenn er 
erst militärische oder andere gemeinnützige Tugenden 
materiellerer Art entwickelt haben muß, um als 
Mensch und Kopf Achtung ju genießen? Wen darf 
ein Auftritt beftemden, wie der, welcher dem Te 
renz bei dem Curulädilen Cäciliuö widerfuhr, der 
jenen vorfordern ließ, um das den Aediien zum 
Kauf angebotene Lustspiel zu durchlaufen, ob es zur 
Aufführung geeignet sey; wenn wir lesen, daß der 
stolze Patrizier, auf das Ruhebette hingestreckt, den 
armen Dichter zu den Füßen feines Bettes in be 
scheidener Entfernung vor seiner Hoheit auf einer 
Bank sitzen ließ, um so ihm sein Stück vorzulesen! 
*) Nur wenige Reden unter setir begünstigenden Veranlas 
sungen, wie die für den SertiuS, für den Mnrana und 
den Dichter Archias, machen darin eine Ausnahme! Und 
doch mar der ästhetisch-witzige Ton der Siede pro Muraeua dem 
tzato so neu, daß er ausrief: „o du boni. quam rtdtculum 
Jjabemus evusuleni!"'
	        
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