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schichte sagt uns, daß die berühmtesten Nationen des
Alterthums gewetteifert Habers, den Hunden Ehre zu
erzeigen. Theseus hat die größte Zeit seines Lebens
mit ihnen zugebracht, die Astronomen haben sie un
ter die Sternbilder verseht, Aegypten hat sie ange
betet, in dem Kanal von Konstantinopel giebt es
Zaseln, die nach ihnen benannt sind, Diana wird,
von einer Kuppel Hunde umgeben, abgebildet, und
der Französische König Dagobert konnte nicht ohne
Hunde leben. Der König von England, Karl IL,
-ing so weit, daß er sie mit in den Staatsrath nahm,
«nd Zakob, sein Nachfolger, hatte sie so lieb, daß er,
als er sich einst bei einem heftigen Sturm auf der
See befand, und in ein Boot sich rettete, weit das
Schiff zu sinken begann, mit einer kläglichen Stimme
den Matrosen zurief: Rettet doch, Kinder, rettet
meine Hunde, und den Herzog von Marlborough!"
Wenden wir von den neueren Zeiten uns noch
einmal zu den alteren. Epaminondas, dieser berühmte
Thebanische Feldherr, gleich groß im Kriege und im
Gebiete der Wissenschaften, der seinem Vaterlands,
ehe er nachmals bei Manbinea fiel, die bedeutendsten
Vortheile zuwandte, wurde dennoch mit Undank be
lohnt, und versicherte laut, daß sein Hund ihm lie
ber sey, wie das ganze Thebanische Volk. Hicenim,
sagte er, als er einst aus der Curie ging, und sein
Hund ihm liebkosend folgte: hic enira mihi pro
benebcio gratiam reponit, at Thebani, <te qui-
bus saepe multumqne sum praeclare meritus,
mortem mihi judicio poenam constituerunt! *)
Karl August Duchholz.,
(Der Beschluß folgt.)
Ueber die bürgerlichen Verhältnisse der
Schauspieler bei den Römern,
(Fortsetzung.)
Äaß diese beiden Letztem auch als Schauspieler die
Bühne betreten haben, ist unwahrscheinlich, da es
nirgend gemeldet wird, und, wäre es der Fall, we
nigstens beim Terenz in den, den Stücken vorange
schickten, Didaskalieen vernmthlich eine Stelle gefun-
bm hätte. Allein die Privatverhältnstie und der
Umgang des Terenz erinnern daran, in welchem
Anschen noch damals (er lebte und schrieb in Rom
zwischen dem zweiten und dritten Punischen Kriege)
unter den vornehmen Römern die Beschäftigung mit
»em Uebersetzen Griechischer Dramen stand; und
wir können von den Dichtem auf die Schauspieler
elnm Schluß machen. Man erzählt nehmlich, (be
sonders nach dem Donar in dem Leben dieses Dich
ters) und er selbst in dem Prolog zu den Adelphen
widerlegt eö nicht, sondem rühmet sich dessen, daß
er die Freundschaft angesehener Römer, des P. Sei«
. *) — Denn dieser ist dankbar für meine Wohlthaten;
«der die Thebaner, um die ich mir so oft und rielsaltig glorreich«
Verdienste «ward, sprechen das Todesiirthnl zur Strafe «der
«ich aus.
pio Afrikanus und C. Lalius, genoß, daß diese bei.
den Männer sich gleichfalls mit der dramatischen
Literatur beschäftigten, und daß Terenz deren
Stücke unter seinem Namen auf die Bühne brin
gen mußte. Ware es ehrenvoller gewesen, als dra
matischer Dichter aufzutreten, würden sie einem An
dern von ihren eigenen Werken den Ruhm gegönnt
Halen? Würden sie ihre Beschäftigung damit so
geheim gehalten haben, daß sie die Studien dieser
Art nur auf entfernte Landsitze verwiesen, daß sie
nur den vertrautesten Freunden (dieselben bekannten,
und nur höchstens die Gattin, wie die des C. Lalius,
sie ausplaudern konnte?
Aber wer kann sich wundem, wenn die Heroen
des zweiten Punischen Krieges durch die Beschäfti
gung mit den Werken leichtsinniger Griechen (le-
vium Graecorum, fast das stete Beiwort dieses
genialen Volkes bei den Römer») ihre Heldenehre
vor dem Volke zu entweihen fürchteten, da noch
hundert Zahre später, als man schon den Gesand
ten Griechischer Staaten vor den Römischen Beam
ten Griechisch zu reden gestatten konnte, Cicero in
seinen Reden im Senat und vor den Richtern, wo
er doch gebildete Zuhörer voraussetzen durfte, sich
sorgsam in Acht nahm, ja keine vertrautere Be
kanntschaft mit der schönen Literatur zu verrathen.
Wenn er auch, überströmend von Gedanken, welche
die Dichter ihm boten, sich der Anführung ihrer
Verse und Sentenzen nicht ganz enthält, so thut er,
als wenn jene Sprüche ihm, wer weiß woher, in
den Mund gerathen wären, nie will er gründlichere
Bekanntschaft mit den Dichtern und ihren Werken
verrathen; nie auch nur die Namen nennen, von
denen er borgte, so sicher sie ihm gewiß jzu Gebote
standen *). Er -weiß, daß die Gravi tat, welche
sein Volk charakterisirt, durch den bloßen Verdacht
der Belletristerei, welcher an Beamten und Rednem
hastete, sich national würde gekränkt gefühlt haben.
Bei dieser unpoetischen Stimmung der Römer,
wen darf es befremden, wenn dem Dichter als sol
chem keine äußere Ehre zu Theil wird/ wenn er
erst militärische oder andere gemeinnützige Tugenden
materiellerer Art entwickelt haben muß, um als
Mensch und Kopf Achtung ju genießen? Wen darf
ein Auftritt beftemden, wie der, welcher dem Te
renz bei dem Curulädilen Cäciliuö widerfuhr, der
jenen vorfordern ließ, um das den Aediien zum
Kauf angebotene Lustspiel zu durchlaufen, ob es zur
Aufführung geeignet sey; wenn wir lesen, daß der
stolze Patrizier, auf das Ruhebette hingestreckt, den
armen Dichter zu den Füßen feines Bettes in be
scheidener Entfernung vor seiner Hoheit auf einer
Bank sitzen ließ, um so ihm sein Stück vorzulesen!
*) Nur wenige Reden unter setir begünstigenden Veranlas
sungen, wie die für den SertiuS, für den Mnrana und
den Dichter Archias, machen darin eine Ausnahme! Und
doch mar der ästhetisch-witzige Ton der Siede pro Muraeua dem
tzato so neu, daß er ausrief: „o du boni. quam rtdtculum
Jjabemus evusuleni!"'