- ,, Gräcia, eben bedungen, bezwang den trotzige» Siegte,
Kunst in bas Daurengesild', in Lalim» tragend; hinweg
schwand
jem der struppige Vers, der- saturnifche; widrigem »«rath
folgte reinlicher Schmuck. Doch so langwierige Zeit durch,
immer bi« beute bestehn nachbleibende Spuren des Feldes.
Denn spat lenkte der Römer aus Griechische Werke den
Schärfst»»;
und nach Punischen Kriegen beruhiget, forscht er lucrst, was
Sophokles doch und Thesvis »nd Aeschylus Nützliches brachten.
Bald auch übt' er Versuch, was treu umsehen sich liehe;
Und er gefiel stch selbst, von Natur hochstrebend und feurig.
Denn sein Geist haucht tragisch genug, voll glücklicher
Wagniß.
Aber er scheut unweise, wie Schimpf, ausstrcichen «nd
andern."
L. Livius Andronieus war der erste, welcher die
Griechischen Werke auf Römische Bühnen verpflanz
te; aber wie spat die Römer der Aufnahme jener
Werte fähig waren-, sieht man schon daraus, daß
es nach A. Gellius (Lib. XVII. c. ult.) erst 120
Zahr nach der Ankunft der Hetrurischen Histrionen
in Rom geschah, mit welcher Angabe freilich fein
Namensvetter, Livius der Geschichtschreiber, nicht
stimmt, welcher sagt, daß es einige Zahre spater
(post aliquot annos) geschehen sey.
Von welcher Art übrigens die Bearbeitungen
des LiviltS Andronieus gewesen sind, darüber läßt
sich bei dem gänzlichen Mangel an Urkunden, selbst
an Fragmenten, nichts sagen^ aber das ist gewiß,
daß auf diese Griechisch - Römischen Stücke und
deren Darsteller schon deswegen nicht viel Glanz
fiel, weil sie das Werk eines Griechischen Auslän
ders (Andronieus) waren, welcher, in die Sklave
rei eines Römischen Senators, M. Livius Salina-
tor, gerathen, erst durch die Beurkundung seiner ge
lehrten Kenntnisse, und durch den zur Zufriedenheit
seines Herrn besorgten Unterricht seiner Söhne, von
dem dankbaren Prinzipal Freiheit und Römischen
Namen erhielt. Seinem Stande ganz angemessen
war es daher, daß er selbst in seinen Stücken, zu
mal da ihm Griechische Sitte vorschwebte, die erste
Rolle zu übernehmen pflegte; ein Beispiel, welches
auch die zunächst folgenden Bearbeiter Griechischer
Stücke zu Rom befolgten. Der Geschichtschreiber
erzählt, daß durch ihn die Sitte der Schauspieler
aufgekommen sey, auch zuweilen einen anderen für
sich singen zu lassen, und so dem Hauptakteur nur
die Aktion und Gestikulation zu überlassen. Er
selbst that dies zuerst mit Erlaubniß des Publikums,
als ihm, mehr als einmal zurückgerufen, um die
besonders gefallende Stelle noch einmal vorzutragen,
die Stimme zu versagen anfing *).
Denkt man nun an den Fortgang; welchen dir
Beatcheitungen Griechischer Stücke in Rom gewan
nen, und an die Männer, deren Namen durch das,
was sie leisteten, auf uns gekommen, so drängt sich
die Bemerkung auf, daß fast Alle, etwa den Nävius
und Ennius ausgenommen, ihren bürgerlichen Der- * ••
*) Cf. Livius lib. VII. t. 2. mit» Valerius Max. lib. II-
•• 4. De «pectaculis, welcher den Livius theils abschreibt, theils
tommentirr.
häitniffen nach entweder Sklaven oder Freigelasse
ne waren, ein Umstand, weicher auf die Achtung,
deren ihre Werke bei der Römischen Nation genos
sen, und die Schauspieler, weiche dieselben darstell
ten , einen nachtheiligen «Lchluß machen läßt. Kei
ner derselben war ein gebcrner Römer, noch weni
ger aus einer angesehenen Familie der Stadt. En-
n ius war aus Rudiä in Säditalien, welche Stadt
Strabo Griechischen Ursprungs nennt, gebürtig,
ur.b hatte Griechische Aeltern. Der Zensor Lato
lernte die Griechische Sprache von ihm auf der
Znsel Sardinien, und durch jenen kam er zu den
Römern, um welche er sich durch Uebersetzungen aus
dem Griechischen und durch die Annalen der Rö
mischen- Geschichte im heroischen Sylbenmaaße ver
dient machte, und dadurch das Bürgerrecht gewann.
Mit Nävius war es derselbe Fall. Er war,
wie Ennius, aus Süditalicn gebürtig, und mithin
gleichfalls ein Ausländer. Die höchste Ehre daher»
welche für ihn, als solchen, in Rom zu erringen
war, war das Bürgerrecht, und die Befugniß, in
den Legionen zu dienen, welcher er im zweiten Pu
nischen Kriege folgte. Wenn man auck von seinen
Lebcnsumständen, so wie von seinen Stücken, nichts
Näheres weiß, als daß er einst im Lustspiel die
Meteller und Scipionen angriff, und deshalb aus
Rom verbannt wurde, so ist es genug, daß er ein
Ausländer war, und eben darum auf sich und sei
nen Berus als Dichter und Schauspieler keinen
Glanz werfen konnte. Nicht anders verhält es sich
mit den Tragödien - Dichtern Pacuvius und
Accius, von denen der erstere aus Drundus, der
andere aus Pisaurum, einer Umbrischen Stadt, ge
bürtig war; und von den beiden berühmtesten Ko
mikern der Römer, dem Plautus und Terenz»
ist es bekannt, daß der erstere entweder aus Ar
muth, oder als Sklave, bei einem Bäcker in einer
Stampfmühle arbeitete, und erst durch den Ertrag
einiger Stücke, welche er des Nachts nach einer
solchen Tagesarbeit vollendete, Freiheit und Unter
halt gewann *); und daß der Andere als ein Sklave
aus Carthago in Afrika nach Rom kam, und erst
durch seine Kenntniße seinem Herrn, dem Römi
schen Senator P. Terentius, Freiheit und Namen
abewann.
Gustav Köpke.
(Die Fortsetzung folgt.)
Gemüthsarten.
„ 28ünschen Sie mir Glück!" sagte Einer meiner
Freunde, als er zu mir ins Zimmer trat; „man bat
diese Nacht bei mir eingebrochen, man hat Zoo Tha
ler aus meinem Pulte gestohlen; aber ein verborge
nes Schubfach, in welchem tausend Louiüd'or und
*) Cf. A. Gellii Noct. Att. lib. III. cap. 3. — Ueber
den Andronieus und die übrigen ältesten Dichter der Römer, stehe
Saspar Eagittarius, AUenburg 1697, und die Fragmente nebst
literarischen Dorberichken aus dem Giraidus in der Colleciio
i’isauteinis, Tom. IV. pag. XX.Y- »eg,