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Volume Nro. 98, Montag, den 16. May 1808

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue5.1808 (Public Domain)

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Heil zu retten, und völlig mit einem Manne.zu brechen, 
der nicht allein wegen seiner sträflichen Pläne gegen 
die geheiligte Person seines Könige, sondern auch 
wegen dem an ihm begangenen Meuchelmord, dem 
Nicht -- p o l i t 
Stettin, den 24. April. 
die stete Veränderung des Personals unsers Theaters 
muß dasselbe natürlich in einem beständigen Schwanken erkalten 
werden. Mehrere Mitglieder desselben verlassen uns jetzt wieder; 
Herr und Madam Svel sind bereits nach Bamberg, zum dor 
tigen Theater, welches der Graf Soden von Johanni d. I. an 
wieder selbst leitet, abgegangen, und Herr und Madam Jung- 
hans werden ihnen in einigen Woche» eben dahin folgen. Me 
sind wir so glücklich, einen — wenn auch brauchbarm — Schau 
spieler langer, als höchstens ein paar Jahre, zu besitzen. Herr 
«c u i n e r, unser bisheriger Hauvtkomiker, verlaßt die Buhne 
gänzlich, indem er den zwischen unserer und der Stadt Dan, 
liegenden, der Stadt Stettin gehörigen, Kämmereizoll gepach 
tet hat. So mancher unserer Schauspieler muß doch wahr 
lich nicht sehr von der Kunst erwärmt gewesen seyn, da man 
steht, wie so emsig so mancher andere Erwerbs- und Ernäh 
rn ngs zweig ergriffen wird *). 
Am Grünendonnerstage gab .Herr Libert, Violinist beim 
Srchester des hiesigen Theaters, ein Vokal - und Jnstrumentalken- 
zert in> Schauspielhaus«. Dieses Mannes ist schon einmal ini 
freimüthigen <Nr. 12.) rühmlichst gedacht worden. Auch in die 
sem Konzert bewieß er, mit wie großem Rechte man ihn unter 
die Virtuosen aus der Geige rechnen kann. Auch der Kam- 
mcrmusikus Groß spielte in diesem Konzert ein Violoneellkonzert, 
wie gewöhnlich, zum Entzücken der Hörer.- 
Aus Französischen Blattern. 
^er Doktor der Theologie und Professor an der Universität zu 
Kopenhagen, M ü »rer, ist zum Bischof von. Seeland ernannt 
worden. 
Auch die Ruhr ist aus ihren Usern getreten, und hat große 
Verwüstungen angerichtet. Die Gegenden um Münster, Dülmen 
nnd Dvrstm gleichen einem »natsehlichen See. 
Die Kcmmierzverbindung zwischen der Schivci, und Italien 
hat setzt große Schwierigkeiten; denn der Weg über den Sr. Got- 
hard ist, der häustgen Lavinen wegen, sehr gefährlich. Auch in 
rer oberen Schwei! sind große Massen Schnee von den Gebirgen 
gestürzt, und haben die Wege verschüttet. 
Ein gewisser Maddaloni in Neapel, nebst noch nichrern an 
dern, die die öffentliche Ruhe zu stören versucht, und schon einmal 
Verzeihung erhalten hakten, lebten im Sclwvße ihrer Familien »n- 
krr der Aussicht des braven Gensd'armcn-Kavirains MonglaS. 
Am Anfang des Februar siel Monglas unter den Dolchen dieser 
Mörder, die nach ihrer Unthat die Flucht ergriffen, und.sich in 
die Gebirge retteten. Das Gouvernement ließ ihnen sogleich nach 
setzen, und der größte Theil wurde ergriffen und aufgeknüpft. 
Maddaloni und einige andere entwischten, und kamen nach Ne«> 
vet, mit den. Vorhaben, sich auf die Insel Capri überzusetzen, 
welche die Engländer besetzt halten. Sie wurde» in dem Augen 
blicke ergriffen, wo sie ihr Vorhaben ausführen wollten, und auf 
der Stelle aufgeknuvst, wo der brave Monglas unter ihren Dol 
chen.sein Leben ausgehaucht hatte. 
Die könialiche -Akademie der Geschichte und Antiquitäten zu 
Neapel hat für.das laufende Jahr folgende Preisfragen aufgegeben: 
1) Welches waren die Grenzen des alten Groß-Grie- 
chrnlants, und welche Provinzen des Königreichs 
Reavel machten einen Theil davon aus? Warum 
führte dieses Land vorzugsweise vor dem orientali 
schen Griecheniand den Namen Groß-Griecsienland? 
2> Worin bestand der National- und merkantilische 
Reichthum der alten Griechischen Republiken, die in 
dem Gebiet lagen, das heut zu Tage das Königreich 
Neavcl ausmacht, und welches waren seine Quellen? 
Die öffentliche Prüfung der iunacn Mädchen, die dies Jahr 
») Man sehe Nr. -7 des Freimüthigen. 
Racheschwerdt des Himmels und der Erde nicht ent- 
gehen dürfte. 
Saul Ascher. 
(Die Fortsetzung s»lgt.) 
sche Zeitung. 
aus dem St. Katharinen - Stift in Petersburg entlassen wurde», 
hatte am >6. Marz statt. Das Corps diplomatique, die erstcu 
Personen des Hofes, kurz Astes, was ln Petersburg auf Auszeich 
nung Anspruch macht, war zugegen. Dieses Institut, das Sef 
Kaiser unter seinen besondern Schutz ninimk, ist für junge Mäd 
chen von Adel bestinimt. Sie lernen darin die Russische Sprache, 
einige fremde Sprachen, Geschichte, nnd was einem Frauenzim 
mer von Stande nur wissrnswürdia ist, ohne daß übrigens die 
Entwickelung der Talente, die ihrem Geschlecht nothwendig sind, 
babei vernachlässigt würde. 
In Paris wird nächstens ein neues Trauerspiel gegeben wer 
ben: Artarerres. Die erste Darstellung ist bisher durch die 
Krankheit von Hrn. Läfond und Dem.Weorges verzögert worden. 
Auch erwartet man dort ein neues (Lustspiel: Les deux Vieillards. 
Das Journal de Paris enthält eine kleine Notiz Über Ma 
drid, die wir den Lesern des Freimüthigen hier mittheilen wol 
len. Madrid liegt im Mittelpunkte Spaniens, in einer großen, 
fast ganz kahlen, Ebene. Gegen Süden von der Stadt strömt der 
Manzanares, ein ziemlich breiter Finß, über den zwei Brücken 
geschlagen sind, von denen die eine nach Toledo, die andere nach 
Segovia führt. Die Ufer des Flusses sind an mehrer» Stellen 
von Wiesen begrenzt, auch hier nnd da mit Bäumen besetzt. Ma 
drid har einen umfang von 3 und einer halben Stunde, und drei 
Viertelstunden hat cs da im Durchschnitt, wo es am breitesten ist. 
Die Straßen sind im allgemeinen groß, schön und hest; die 
Straße von Alcale ist die geräumigste in Eurova. Weil es hier 
selten regnet, und man ans die Reinlichkeit der Straßen viel 
Mühe wendet: so ist Madrid eine der reinlichsten Städte der 
Welt. Diesen Vortheil verdankt es znni Theil auch den guten 
Anstalten König Karl III., wie auch den größten Theil sei 
ner übrigen Verschönerungen. Der berühmte Sväziergang, der 
Pardo, der in so vielen Spanischen Romane» eine große Rolle 
spielt, ist ungefähr eine halbe Stunde lang; er besteht aus Alleen, 
die mit Statuen und schönen Springbrunnen geschmückt sind, aus 
denen immer ein frisches, klares Wasser strönit. Das neue Mu- 
stuni, ein prächtiges Gebäude, für die Wissenschaften errichtet; 
der botanische Garten, der reichste in Europa; das alte königliche 
Schloß, Buen retiro genannt, verzieren die eine Seite des Parbo. 
Es ist keine Seltenheit, manchmal auf diesem Spaziergänge vier 
bis fünfhundert Equipagen zu sehen, die in der schönsten Ordnung 
umherfahre», und zwanzig bis drcißigtausend Menschen, die hier 
zu Fuß spazieren gehen. — Die vorzüglichsten öffentlichen Ge 
bäude in Madrid sind: das neue Schloß, das noch nicht fertig 
ist, und von der königlichen Familie bewohnt wird (seine Form 
ist zwar etwas plumv, indeß fehlt es ihm doch nicht an Schön 
heit, selbst nicht an einem Anstrichvon Eleganz; das Innere ist unge 
mein schön; die prächtigen Säle, die reichen Meubeln, und vor 
allen, die köstliche» E-niälbe, mit denen es ausgeschmückt ist, ma 
chen es sehr nwrkwürbig) ferner bas Donanen-Gebäude, bas 
PosthauS, das neue Museum, bas Hospital, die Kirche der Heim 
suchung, die Frauziskancrkirche, und die Thore von Alcale und 
San-Vincente. Dies sind alles Gebäude, die ihren Baumeistern 
Esire machen, und die dieser Stadt ein Ansehen von Größe ge 
ben, wie es einer Monarchie würdig ist, die sich noch der Tage 
des Ruhms erinnert, die sie unter mehrern ihrer Könige erleuch 
tet. haben. — Die Bevölkerung Madrid-« schätzt man ungefähr 
auf hundert und sechsundsunsigtausrnd Köpfe, die Fremden und 
bas Militär nicht mitgerechnet, das in der- Regel sehr zahlreich 
ist. Die Lust ist klar und gesund; der Himmel der schönste, rein 
ste ans der ganzen Halbinsel; die Wärme ist oft drückend. Man 
hat ein Spanisches Sprichwort: Despuez de Madrid el Cie- 
lol das beißt: Nach Madrid der Himmel! In diesem 
Punkte übertreibt es der National -Enthusiasmus »u» freilich ein 
wcnig; indeß ist doch so viel geiviß: Madrid ist eine sehr schöne 
Stadt, und bietet einen höchst angenehme« Aufenthalt dar. Es 
eristircn dort eine Italienische Oper und zwei Spanische Schau 
spieler-Gesellschaften; diese drei Theater geben täglich Vorstel 
bungen.
	        
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