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in den Händen des alten Weibes dafür eine reichlich
gefüllte Geldbörse zurück lies. Mit dieser kostbaren
Bürde belastet flog er zu Klaren« Wohnung. AIS
sie die Stimme ihres kleinen Alonzo hörte, stürzte
sie heraus; Don Fernando fing sie in feinen Armen
auf. „Erinnern Sie Sich" — sagte er zu ihr —
„daß ich mich Ihnen das erste Mal gerade auf die-
„fe Weife darstellte." Klara erlag fast so vieler Freu
de. Nachdem sie das Kind mit Liebkosungen über
häuft hatte, legte sie es in Don Fernando's Hände,
und sagte: „Sein Sie immer fein Vater!"
„Wahrlich! Das schwöre ich" — rief Don
Fernando begeistert aus— „ich schwöre, mein Leben
dem Glücke dieses Kindes und seiner edlen Mutter
zu weihen."
Klarenö Augen, von süßen Thränen benetzt und
gen Himmel gerichtet, erwiederten diesen Schwur.
Das Schloß Osmas wurde von diesem Tage an der
Aufenthalt der reinsten Glückseligkeit, wie Sterbliche
sie nur erlangen können; und endlich hatte Klara
einen Gatte» nach ihrem Herzen gefunden. Oft
sagte sie später für sich, den Blick auf Don Fernan
do gerichtet: „Meine Verbindung mit diesem Man-
„ne, der so spricht, wie ich, der in jeder Hinsicht
„gleich mit mir fühlt — Ist die nicht eine wah--
„re Ehe nach Convenienz?"
August Kuhn.
Fragmente aus dem Taschenbuche eines nach
Warschau reisenden Ungars, im Sommer
1607.
( Beschluß.)
Au law, der Wohnort des Fürsten Czatorinsky, ist
wirklich schön, und zeichnet sich sehr Vortheilhaft aus
als Schöpfung dieses Fürsten. Dieser ist ein wahr
haft edler, humaner und wohlthätiger Fürst, dessen
Bildung, Kenntnisse, Geschmack, Kopf und Herz mu
sterhaft sind. Die Umgebungen Pulaws sind auch
sehr schön.
Von Pulaw ist wieder vollkommene waldigte
Ebene bis Warschau. Ein heftiger Nordwind hat
uns bei Macziewicz einen ganzen Tag aufgehal
ten. Hier ist Kofciusko gefangen, und das Schick
sal Polens damals entschieden worden. Kofciusko
halt brav fein bei seiner Befreiung aus Sibirien ge
geben^ Wort, nie gegen die Russen zu dienen.
, Karczow ist das letzte Städtchen Galiziens,
m welchem das Gränzzollamt ist. Die Einwohner
Galiziens klagten sehr darüber, daß nach Warschau
nichts als Weizen auszuführen erlaubt war.
So wie ich nach Warschau kam, sah ich, daß
meine Handlungsspekulation mit Tokayer Weinen
ganz verfehlt war. Meine Erwartungen die sich
auf meine Warschauer-Correspondenznachrichten grün-
deten haben sich gar nicht realisirt. Die drückende
Abgabe von acht Drkattn für ein Faß ungarischen
Weines bestand noch, und war um so drückender
da sie gleich, und zwar in Golde, bezahlt werden
mußte. Für die Ungarn, die jetzt keine Goldmünzen
haben, und sie mit hohen Procenten für Bankozettel
erkaufen müssen, ist diese Maaßregel zerstörend. Die
Französischen und Rheinweine zahlten damals keine
Abgabe. Wenn dieser Zustand auch unter der säch
sischen Regierung fortdauern sollte, so wird der un
garische Weinhandel in das Hcrzogthum Warschau
sehr viel leiden und wohl ganz aufhören. Am mei
sten schmerzte es mich, daß ich meine guten, ächten
ungarischen Weine hingeführt hatte. Leider waren
sic von der vorzüglichsten Sorte, und ich habe des
halb um desto mehr an ihnen verloren. Gute
Weinjahre mögen dem Kaufmann seinen Verlust
vergüten, denen er mit Erwartung entgegen sieht.
Ich fand es hier praktisch bestätigt, wovofi ich
schon theoretisch sehr überzeugt war, daß die hohen
Zölle durchaus zweckwidrig sind, und nichts taugen.
Je höher der Zoll ist, desto weniger bekommt die
Regierung davon. Man kann zuverlässig annehmen
daß sie 4 daran verliert. Es lohnt nämlich der Mü
he, Unterschleif und Betrug zu spielen. Dem Be
trüger nützen die hohen Zölle, den ehrlichen Mann
werfen sie zu Boden. Lähmung des Handels, Kon
vulsion der Industrie, Korruption, Immoralität,
Stockung des Umlaufs, Mangel und Noth u. s. w.
sind die unausbleiblichen Folgen davon. Die Ge
wohnheit der hohen Zollabgaben hat ihren Ursprung
in den Zeiten der Barbarei, in die Europa bei dem
Fall des occidentalischen und orientalischen Kaiser
thums versunken war, und seitdem erhält sich dieser
Mißbrauch durch die Verlegenheiten der Finanzen.
Es ist ein äußerst ^schädliches Palliativmittel. Je
der Denkende ist überzeugt, daß es mit unter die
Staatsgifte gehöre, aber freilich kann es nicht an
ders, als durch Einverständniß der Hauptmächte von
Europa, abgeschafft werden. Möge dies der Genius
der Humanität bald bewirken!
Fabel.
Prometheus Affe.
Prometheus batte einen Affe»,
Der sah, wie jener Menschen schuf,
Und fohlte gleich, ihm nachruschaffen,
I« sich den dringenden Beruf.
Er nimmt de» Thon, formt Kopf vnd Hände,
Und schafft ein schönes Ideal.
Dann holt er die gelöschten Brände,
Die knhn sein Herr dcn> Himniel stahl.
„Mein Werk, so ruft er wonnetrunken,
Wird jenem gleich und schöner se«a!"
Und tläs't von den gelöschten Funken
Den Rauch ihm in die Ras« ein.
S seht, 0 seht den Klöß sich regen!
Der Athem geht, das Blut wird warm:
Der Schöpfer eilt ihm froh entgegen,
Und schließt — ei» Aeffchcn in Len Arm.
Nachahmer Schillerscher Gedichte,
Sagt an, was deutet di« Geschichte?
A. Zarn ack.