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ft er durch ihre sanfte Pflege die Leiden eines Kran
ken milderte, so oft konnte sie des Gedankens sich
nicht erwehren: er liegt vielleicht In diesem Augen
blicke hülflos, verlassen, entbehrt jede Erquickung, die
meine Hand so gern ihm reichen würde. Zn lan
gen Winte/oächten, am Krankenlager wachend, las
sie, beim schein der düstern Nachtlampe, unzähli-
chemal seinen Brief, in welchem seine und ihre
Thränen schon so manches Wort verlöscht hatten,
das nur noch in ihrem Herzen stand. Vier Zähre
waren bereits verstrichen, sie gab die Hoffnung auf,
je wieder von ihm zu hören; und dieses traurig«
Entsagen, dieser unaufhörlich nagende Seetenschmerz,
vereint mit den ungewohnten Anstrengungen eines
zarten Körper», würden sie bald zum Ziel ihrer
heißen Wünsche, zum Grabe, geführt haben, wäre
nicht plötzlich ihr Geist — mit ihm der sieche Kör
per — durch einen neuen, schönen Gedanken wieder
hoch erhoben worden. Sie erfuhr, daß die Verfüh
rerin ihres Gatten, nach einem schwelgerischen Le
ben, in tiefster Armuth gestorben war, und kurz
zuvor ihr Kind einem Seiltänzer überlassen hatte.
Eilig sandte Cecilie einen vertrauten Diener ab, um
das Kind um jeden Preis zu kaufen. Der Gauckler
machte große Forderungen, denn das hübsche kleine
Mädchen versprach schon jetzt durch seine Gelehrig
keit und Anmuth ihm großen Gewinn, und die Zu
schauer warfen doppelte Preise auf den Teller, wenn
das reihende Kind ihn trug.
CecilienS Gold hob alle Schwierigkeiten. Mak-
chen fand in ihr eine treue Mutter, sie in Matchen
eine neue, ungekaunte Lebensfreude. Jetzt theilte
sie alle ihre Stunden gewissenhaft zwischen den frei
willig übernommenen Pflichten der Krankenwarteriu
und Mutter. Kaum war ein Zahr verstrichen, als
sie fühlte, daß sie wieder glücklich sey, ja glücklicher
als jemals! Die dankbaren Thränen so, mancher
durch ihre Pflege Geheilten; das frische Lächeln des
von ihr geretteten Kindes; die Entwickelung feiner
Kräfte, das Enssalten seines Herzens, die kindliche
Liebe, die sie ihm eingeflößt; Alles das sammelte sich
in der schönen weiblichen Seele zu einer reichen
Quelle von stillen Freuden. Sie genoß das höchste
Glück auf Erden, ohne welches jedes andere unvoll
kommen bleibt — Zufriedenheit mit sich
selbst. Molchen wuchs heran, wurde schön, fromm,
gut, half der edlen Pflegemutter gern am Kranken
bette, und bewieß, daß, wenn es angeborne böse
Neigungen giebt, doch Erzichung sie leicht unter
drückt oder beherrscht.
Bei dieser einförmigen Uebung aller Tugenden
hatte Cecllie wieder so viele Kräfte gesammelt, daß
sie den letzten Sturm, der ihrem Leben vorbehal
ten war, standhaft ertragen konnte. Zn einer Zelle
des Hospitals fand sie eines Morgens einen von der
Landstraße herein gewankten Fieberkranken — es
war ihr Gemahl! — Sie erkannte ihn auf den er
sten Blick, trotz seiner veränderten Gestalt; sie stürzte
auf ihre Kniee, und rief: Gott! gieb mir
Kraft! laß mich bei Sinnen! erhalte mir
das Leben nur so lange, bi« meine Sorge
das feinige gefristet! — Der Unglückliche, den
Mangel, Sehnsucht und Gewissen in sein Vaterland
zurückgetrieben, und endlich an der Pforte des Ho
spitals der Barmherzigen Schwestern niedergeworfen
hatten, lag mehrere Wochen seiner Sinne beraubt,
und rief unaufhörlich: Cerille! Cecilie! ohne zu
ahnden, daß ihre Hand Arzenei und Erquickung
ihm reichte. Al« endlich durch ihre Pflege die er
sten Spuren der wiederkehrenden Vernunft sich zeig
ten, wagte sie länger nicht, ihm unter die Augen zu
treten, fürchtend, er werde ihren Anblick jetzt nicht
ertragen. Aber nur seiner Tochter konnte sie die
Vollendung seiner Genesung gönnen.
Malchen — zum Erstenmal von ihrer Herkunft
schonend unterrichtet — flog an ihre« Vater« Lager,
und vollbrachte mit kindlicher Liebe, was Cecilie mit
erhabener Tugend begonnen. — Kein Pinsel wagt
sich an die Scene des ersten Widersehens und Er
kennen«. Der ganze Himmel lag auf dem Genese
nen, und drohte, ihn zu erdrücken — feine Tochter
half ihn ttagen — Cecilie schwebte wie ein Engel
über diesem Himmel, und lächelte selig herab. —
Ihre Laufbahn war vollendet — jeden Dorn hatte
sie selbst in eine Blume verwandelt — mit diesen
Blumen geschmückt ging sie bald in ein« bessere
Welt, nachdem sie zuvor das Kind, das sie schon
so reich mit Tugenden ausgestattet, auch zur Erbin
chres Vermögens ernannt hatte,
Kohebue,
N i ch t - p o l i- t i s ch e Z e i. t u n
Au« Berlin.
«Keslnf-r*affin«»«' 7°" bem verdienstvollen Hauytmann vo»
Soldatenkind» 7n «-»7.!°^/ -"^!!./'? < * rmc
b»j im bestimmen nS 300 Rthlr. gemacht, imb da-
Jnstitf, führen soll. ' <mt d-n «amen Frirdrichs-
3fit mit eS XÄÄ wÄ?*JsESi
E dm 'vorzüglichsten
Prachnverken des In- und Auslandes wetteifern dürste Die Zeich
nungen der Stattn , Manzen. Krauter -c. dam werdm von
dem bekannten talentvollen Blumenmahler Volker aemacht und
die besten hiesigen Kupftrstech-r, wie Berger. B°lr°
ger, Haas, Jiigrl, Meyer te., sind damit beschäftigt, sie in
Kupier zu stechen.
In dem Bemerkungen über die Verschiedenheit der
«sarbenmuster in den neuesten englischenKattnn-oder
Indienne-Druckereien, nebst einer Beschreibung de«
Methode, solche «achzuahmen, macht der Herr Geheime-
Rath Hermbstädt (m. s. Berlin, oder den Pr. Hausfreund,
<sto. 6, v. I.) den Vorschlag, Gräser^ Moos« und dergleichen tu
Alustern zu wählen.
Der Herr CanonituS de l» Tour, bei dem Stifte zum hei
ligen Kreutze in Hildesheim, hak schon vor mehreren Jahren,
bloß zu seinem Vergnügen, mehrere glückliche Versuche gemacht,
in die Kattunmuster größere Maitnigsaltigkeit zu bringen. Zu
dlesem Ende har er die Ersindung gemacht, aus ein>elnen St»