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Volume Nro. 31, Freitag, den 12. Februar 1808

Full text: Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser / Kuhn, Friedrich August (Public Domain) Issue5.1808 (Public Domain)

rZotz. 
Nro. Zi. 
D e r Freimüthige 
Freitag, —» ober dc» i-. Februar. 
Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete/ unbefangene Leser. 
Brasilien und seine Bewohner. 
Brasilien, oder das Portugiesische Süd-Amerika, 
zwischen i° 5' und 3° 3o' Südlicher Breite bele 
gen, enthält das sogenannte Amazonenland, das 
alte Peru, das eigentliche Brasilien, Theile von 
Guyana und einen östlichen Strich von Para 
guay. Seine Ganzen sind: im Osten das Atlan 
tische Meer, im Süden der Fluß de la PI ata, 
im Westen Berge, Sümpfe und Seen, welche es 
von den Spanischen Besitzungen trennen, und im Nor- 
dcn der Amazonenstrom. Zn seiner innern Ab 
theilung besteht es aus g Capitanias (Gouverne 
ments) Bahia, Rio Janeiro, Maragnan oder Ma- 
ranhao, Fcrnambuco, Para, San Paulo, Goyaz, 
Mattogroffo und MinaSgeraeö. 
Peter Alvares Eabral entdeckte dieses Land zu 
erst und nannte es Santa Cruz; dieser fromme 
Name wurde aber später vom Könige Emanuel 
von Portugal! verworfen, und die neue Besitzung 
Brasilien genannt — von Drazas, (Fcuergluth) 
nach dem Holze eines hier wachsenden Baumes, 
welches eine glühendrothe Farbe giebt. Vor der Ent 
deckung durch" die Europäer war das Land von In 
dianern bewohnt, welche in der jetzigen Provinz Ba 
hia, wo man zuerst landete, Tupinambuer und 
Tamoyoer bießen. Zu welchem Grade von Be 
deutung und Wohlhabenheit hätte sich diese Kolonie, 
bei der mütterlichen Milde der freigebigen Natur 
für sie, erheben können, wäre nicht die Portugiesische 
Regierung entweder in den Todesschlaf der Unthä- 
tigkeit, oder in das Labyrinth einer falschen, die 
Unkultur beschirmenden, Politik versunken, und von 
jeher versunken gewesen. 
Der Boden ist größtentheilS fruchtbar, im In 
nern gebirgigt, mit Waldungen bewachsen, und von 
Seeen durchschnitten; aber der Hang zum Müßig 
gänge bei den Einwohnern, und der Mangel an Auf 
sicht und Unterstützung von Seiten der Regierung, 
ließ die Bewohner nie alle die Vortheile genießen, 
welche der Fruchtreichthum der Erde bei gehöriger 
und fleißiger Bearbeitung darbieten würde. Brasi 
liens Lage für den Handel ist so höchst glücklich, als 
habe die Natur es zum allgemeinen Welthandelö- 
platz geschaffen; dennoch sind der Gewerbe wenige, 
des Handels Aufnahme ist verhältnißmäßig sehr ge 
ring; der Handel mit England war im Jahre ifio3 
der bedeutendste, auf ihn folgte der mit Amerika; 
der Portugiesische sell'st war der geringste. 
Vom Innern des Landes war bisher noch Vie 
les ganz unbekannt, und es schien ein Princip des 
Hofes von Brasilien zu seyn, diese Gegenden uner 
forscht, unkultivirt und unbevölkert zu lassen; des 
halb leben hier auch noch viele Brasilier, ohne ei 
nen Begriff von der christlichen Religion zu haben, 
während in den Provinzen die katholische Religion 
die herrschende ist. Die Zahl der Einwohner wird 
oberflächlich auf Eine Million — Portugiesen, Ein- 
geborne und Neger — geschätzt. Die Größe der
	        
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