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Volume No. 30, Mittwoch, den 15. April 1807

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue5.1807 (Public Domain)

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Obige Frage an die Lottasche Buchhandlung in 
Tübingen dürfte demnach so!g nder Gestalt abgefaßt wer, 
den müssen: 
„Wird besagte Handlung in die Fußstapfen des 
„berühmtesten Dichters treten (in die seine- Freimükhi- 
„gen ist sie schon durch Herausgabe des MorgenblakrS 
„und erwähnte Preiöaufgabe gedoppelt getreten), oder 
„ist eS wirklich ihr Ernst, dem besten der eingesandten 
„Stücke und nicht etwa dem vollkommenen (welches 
„wohl schwerlich eingesandt werden dürfte, außer von dem 
„Berühmtesten den Preis zu juerkennen ?" 
Im Entstehung« - Falle nun, wo sich oft genannte 
Buchhandlung entsetzen würde, vor dem ganzrn teutschen 
Franzosen - Lande auf die letzte Hälfte obiger Frage ein 
kategorisches Ja zu antworten, erklären wir hiemit (pars 
pro toto) durch diesen offenen Brief und Siegel (letzter 
re« wird der Freimüthige für alle Stände vielleicht in 
Kupfer stechen lassen), daß wir zum letztenmal gedachr 
ter Handlung nicht einmal da« Scenarium unsrer Stücke, 
noch viel weniger diese selbst, übersenden werden, son 
dern selbige vielmehr an diejenigen stehenden und sehr rei, 
chen Theater > Directionen, die durchaus keine Manuskript« 
kaufen (und deren beispielwürdigeö Verfahren wir noch 
einstens, so Apollo und diese Zeitung wollen, hem Druck 
zu übergeben gedenken), um Gottrswiüen zu verschen 
ken gewilligt sind. Braunschweig. 
, ' G. L. P. SirvrrS, mpria, 
und nomine aller teutschen Theater - Dichter, den 
berühmtesten ausgenommen. 
Eine Anekdo-s aus dem jetzigen Kriege. 
In einem M — fthen Dorfe quartierte sich «in 
Kommando reitender Jäger ein. Der Lieutenant mtt 
einigen seiner Leute kamen bei den Edelmann, die übri 
gen wurden im Dorfe einzeln vertheilt. Bei Ausgebung 
der DilletS sagt der Lieutenant zum Richter: Einer un 
ter seinen Leuten wäre ein sehr intriganter und malitiöser 
Mensch, diesen möchte er an einen Ort legen, wo er 
einen beherzten Wirth hätte, sonst prügelte und zerschlüg 
er alles im Hause. Der Richter sagt: schon gut, ich 
werde diesen bei den hiesigen Schmidt bringen. 
Der Jäger reitet demnach mit seinem Billet in 
der Hand durch des Schmidts Haus grade in dessen 
Stube, steigt ab, bindet sein Pferd an den Tisch, zieht 
de» Tischkasten heraus und verlangt dahinein Hafer zu 
thun. Der Wirth sieht bas geduldig mit an, und 
schüttet Hafer hinein, unterdeß der Soldat seine Waffen 
ablegt. — Nun fragt der Soldat : wo bleibe ich? — 
der Wirth spricht: er solle nur mitkommen, und so 
führt er ihn in den Stall, sagt, er habe nur eine.Stu, 
be, wenn darin das Pferd stehen solle, so müsse Er in 
den Stall. Hierauf entsteht eine tüchtige Katzbalgerey 
im Stalle, der Wirth bezwingt den Reuter, bindet 
ihm die Hände und stellt ihn vor die Krippe mit Hafer.— 
Da der Reuter gesehen, .daß er an den Schmidt seinen 
Wehrmann gefunden, macht er Friede mit ihm, zieht 
sein Pferd in den Stall und ißt und trinkt, wa-ihm 
vorgesetzt wird, ohne weiters Prätensionen. — Unter 
deß erfährt aber doch der Lieutenant den Vorfall, und 
der Bramarbas ward nachher vom ganzen Kommando 
tüchtig ausgelacht. 
Notizen aus Breslau. 
Die mrhresten bis jezt seit der Belagerung gebore, 
uen Kinder sind gestorben. Wahrscheinlich eine Folg« 
d«S erlittenen Schreckens. Zu Mainz soll ehedem der 
selbe Fall gewesen seyn. 
Der Schaden, den unsere Stadt durch da- Bom 
bardement bloß an Fenstern erlitten hat, wird weit über 
,00000 Thaler geschätzt. Durch da« Abbrennen der St. 
Nicolai-Kirche sind leider sehr viele Original - Gemälde 
von dem berühmten schlesischen Mahler Willmann ver, 
lehren gegangen. Ein Verlust den Kunstfreunde nicht 
genug bedauern können. 
Der Dichter Bürde wäre beinahe in seinem Bette, 
da- er nur auf dringendes Zureden seiner Angehörigen 
verließ, von einer Bombe erschlagen worden. 
Professor Man so hat im Januar-Heft der 
schlesischen Provinzial« Blätter eine gedrängte aber sehr 
lesenowerrhe Geschichte der Belagerung von Breslau 
geliefert. 
Die Wochenschrift: Der B re Slavische Er 
zähler, darf seil dem 7trn März c. a. aus Befehl des 
Kaiser!. Französischen Gouvernement« nicht mehr auSge, 
geben werden. 
Die hiesige Besatzung, meist Königl. Baiersche 
Truppen, beobachtet eine so gute Mannszucht, daß wir 
glauben unsere ehemalige Preußische Garnison zu haben.
	        
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