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Obige Frage an die Lottasche Buchhandlung in
Tübingen dürfte demnach so!g nder Gestalt abgefaßt wer,
den müssen:
„Wird besagte Handlung in die Fußstapfen des
„berühmtesten Dichters treten (in die seine- Freimükhi-
„gen ist sie schon durch Herausgabe des MorgenblakrS
„und erwähnte Preiöaufgabe gedoppelt getreten), oder
„ist eS wirklich ihr Ernst, dem besten der eingesandten
„Stücke und nicht etwa dem vollkommenen (welches
„wohl schwerlich eingesandt werden dürfte, außer von dem
„Berühmtesten den Preis zu juerkennen ?"
Im Entstehung« - Falle nun, wo sich oft genannte
Buchhandlung entsetzen würde, vor dem ganzrn teutschen
Franzosen - Lande auf die letzte Hälfte obiger Frage ein
kategorisches Ja zu antworten, erklären wir hiemit (pars
pro toto) durch diesen offenen Brief und Siegel (letzter
re« wird der Freimüthige für alle Stände vielleicht in
Kupfer stechen lassen), daß wir zum letztenmal gedachr
ter Handlung nicht einmal da« Scenarium unsrer Stücke,
noch viel weniger diese selbst, übersenden werden, son
dern selbige vielmehr an diejenigen stehenden und sehr rei,
chen Theater > Directionen, die durchaus keine Manuskript«
kaufen (und deren beispielwürdigeö Verfahren wir noch
einstens, so Apollo und diese Zeitung wollen, hem Druck
zu übergeben gedenken), um Gottrswiüen zu verschen
ken gewilligt sind. Braunschweig.
, ' G. L. P. SirvrrS, mpria,
und nomine aller teutschen Theater - Dichter, den
berühmtesten ausgenommen.
Eine Anekdo-s aus dem jetzigen Kriege.
In einem M — fthen Dorfe quartierte sich «in
Kommando reitender Jäger ein. Der Lieutenant mtt
einigen seiner Leute kamen bei den Edelmann, die übri
gen wurden im Dorfe einzeln vertheilt. Bei Ausgebung
der DilletS sagt der Lieutenant zum Richter: Einer un
ter seinen Leuten wäre ein sehr intriganter und malitiöser
Mensch, diesen möchte er an einen Ort legen, wo er
einen beherzten Wirth hätte, sonst prügelte und zerschlüg
er alles im Hause. Der Richter sagt: schon gut, ich
werde diesen bei den hiesigen Schmidt bringen.
Der Jäger reitet demnach mit seinem Billet in
der Hand durch des Schmidts Haus grade in dessen
Stube, steigt ab, bindet sein Pferd an den Tisch, zieht
de» Tischkasten heraus und verlangt dahinein Hafer zu
thun. Der Wirth sieht bas geduldig mit an, und
schüttet Hafer hinein, unterdeß der Soldat seine Waffen
ablegt. — Nun fragt der Soldat : wo bleibe ich? —
der Wirth spricht: er solle nur mitkommen, und so
führt er ihn in den Stall, sagt, er habe nur eine.Stu,
be, wenn darin das Pferd stehen solle, so müsse Er in
den Stall. Hierauf entsteht eine tüchtige Katzbalgerey
im Stalle, der Wirth bezwingt den Reuter, bindet
ihm die Hände und stellt ihn vor die Krippe mit Hafer.—
Da der Reuter gesehen, .daß er an den Schmidt seinen
Wehrmann gefunden, macht er Friede mit ihm, zieht
sein Pferd in den Stall und ißt und trinkt, wa-ihm
vorgesetzt wird, ohne weiters Prätensionen. — Unter
deß erfährt aber doch der Lieutenant den Vorfall, und
der Bramarbas ward nachher vom ganzen Kommando
tüchtig ausgelacht.
Notizen aus Breslau.
Die mrhresten bis jezt seit der Belagerung gebore,
uen Kinder sind gestorben. Wahrscheinlich eine Folg«
d«S erlittenen Schreckens. Zu Mainz soll ehedem der
selbe Fall gewesen seyn.
Der Schaden, den unsere Stadt durch da- Bom
bardement bloß an Fenstern erlitten hat, wird weit über
,00000 Thaler geschätzt. Durch da« Abbrennen der St.
Nicolai-Kirche sind leider sehr viele Original - Gemälde
von dem berühmten schlesischen Mahler Willmann ver,
lehren gegangen. Ein Verlust den Kunstfreunde nicht
genug bedauern können.
Der Dichter Bürde wäre beinahe in seinem Bette,
da- er nur auf dringendes Zureden seiner Angehörigen
verließ, von einer Bombe erschlagen worden.
Professor Man so hat im Januar-Heft der
schlesischen Provinzial« Blätter eine gedrängte aber sehr
lesenowerrhe Geschichte der Belagerung von Breslau
geliefert.
Die Wochenschrift: Der B re Slavische Er
zähler, darf seil dem 7trn März c. a. aus Befehl des
Kaiser!. Französischen Gouvernement« nicht mehr auSge,
geben werden.
Die hiesige Besatzung, meist Königl. Baiersche
Truppen, beobachtet eine so gute Mannszucht, daß wir
glauben unsere ehemalige Preußische Garnison zu haben.