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gm Kaoonenkugel, auf Armen, Händen und Rücken,
wohin sie solche mit vieler Geschicklichkeit zu werfen
wissen.
Auch selbst den unbehülflichen Thieren scheint
der Indier seine Agilität mitzutheilen. So sahe ich
einst folgende« Stück »on einem Stier. Der Gauk
ler hatte 4 Stücke Holz in Ferm eine« großen Be
cher« bei sich; er legte sich rücklings auf die Erde,
sehte eins von jenen Holzstückea auf seinen Leib, und
kvmmandirte sein Thier. Der Stier setzte darauf
den einen Dvrderfuß auf da« eine becherförmige
Stück Holz, dann den andern; nun den einen, end
lich auch den zweiten Hinterfuß, und so balancirte
er auf diesen becherartigen Maschinen zum Erstaunen
der Zuschauer. Aber noch nicht genug, denn nun
hielt der Gaukler auch den zweiten Becher über den
ersten. Leis« setzte der Stier den einen Fuß darauf,
und der Führer schob diesen zweiten Becher auf den
erledigten Platz des ersten, und so stieg das Thier
nach und uach mit allen 4 Füßen auf den zweiten
Becher, so auf den dritten und auf den vierten, und
balancirte mit einer Leichtigkeit zum Bewundern,
während der Gaukler ohne scheinbare Mühe oder
Schmerz, den balancirenden Stier auf seinem Bau
che trug. — Auch lehrt man diese« Kunststück jenen
Ziegenböcken, auf welchen die Affen umher geführt
werden. — Wen soll man mehr bewundern» die
Menschen oder da« Thier?
Die Schlangenfänger ziehen mit ihrer Deute
umher, und lassen dieselbe für Geld sehen. Dieft
Schlangen, z. B. die Kobra Copella, — Drillen-
Schlange, — Eebra Mannillha und andere, werden
in runden flachen Körben, in welchen sie zusammen
gewickelt liegen, aufbewahrt, von welchen der Schlan
genfänger g und mehrere bei sich führt. Sobald der
Deckel von einem dieser Körbe aufgehoben wird,
fährt di« Schlange in dir Höhe; der Schlangenfüh
rer fängt hirranf an auf einem dem Dudelsack ähnli
chen Instrumente zu spielen. Alsbald wird die Schlange
besänftiget, und neigt dem Kopf zu dem Takte der
Musik, bi« sie am Ende einzuschlummern scheint-
Um die Schlange wieder zu ermuntern, läßt der
Gaukler die Musik schweigen, und schüttelt am
Arm einen mit rothem Tuch umzogenen Ring, worauf
die Schlange in Zorn geräth, und mit Heftigkeit zi
schend nach diesem Ringe schießt; da ihr aber die
Zahne und mit solchen da« Gift benommen sind, so
kann sie keinen Schaden thun.
Diese zur Schau aufbewahrten Schlangen wer
den mit rin wenig Eydotter gefüttert, wodurch ihr
Leben nur kärglich hingehalten wird. Sobald sie
sterben oder zu matt werden, erseht der Gaukler ih
ren Verlust, indem er andere einsängt. Die Art,
wie solche gefangen werden, ist äußerst einfach. —
Auch die Fakire — Mahomedanischr Mönche —
ziehen mit großen schwarzen und kleinen braunen
Scorpionen umher, verkaufen solche, oder lassen sie
für Geld sehen, bieten auch Schlangensteine *) und
andere Mittel wider den Biß und Stich giftiger
Thiere feil.
Affen, Bären, Tieger, Panther, Leoparden,
Hyänen, Kaimann« oder Alligator« — eine Art
Crocodille, — und andere wilde Thiere werden
von den Indiern zur Schau umher geführt. Der
kleine gemeine Affe spielt hiebei eine Hauptrol
le; man sieht ihn täglich auf den Gaffen umher füh
ren, und entweder auf einem Hunde oder Ziegen
bocke reiten, wobei er seine Sprünge, Tänze und
andere Kunststücke zeigen muß.
Zwerge und Mißgeburten ziehen häufig umher,
und setzen das schaulustige Publikum in Contribu-
tion. So sah man einst zu Madras eine Mißge
burt von Zwillingen, nehmlich einen Knaben von 11
bis 12 Jahren, au« dessen Uneerlclde der untere
Theil eines andern Knaben herabhing; man konnte
die Beine, Lenden und einen Theil de« Leibes da
von sehen. auch waren die Geschlechtstheile und so
weiter, völlig ausgewachsen, und der Knabe konnte
nach Gefallen unter ihnen zu den natürlicheu Dien
sten wählen.
’) Der gct'IiiH.KHftcln wird an« gebrannten Knochen ge
macht; er ist porös, und sobald er auf die Wunde gelegt wird,
die durch den Biß oder Stich verursacht ist, saugt er sich fest,
und zieht da« Gist an sich, welches er wieder von sich gtcdk,
sobald man ihn hernach in Wasser »der Milch »egt.
Nicht-politische
Au« Berlin, am Zisten Januar.
»Irtiiütflje Stier de« Geburtstage« Friedrich« de« eimb
gm, in der Königliche» Akademie der Wissenschaften, fiel in je:
>et Rücksicht sehr glaniend au«. Die Bersammluug der Zuhö
rer, nute« weschen sch „,Ie gürtet de« Königlichen Hause«
befanden, war so zahlreich, tag der gr«ße Saal der Akademie
fie mcht fassen konnte. Der ehrwürdige und berühmte Greis,
Herr Direktor Mer,au, eröffnn! »j« Sitzung mit einer »weck-
Zeitung. Nro. 24*
mäßigen Französische« Kt Je, welcher die Aineige »ekgesügt wur
de, baff die Akademie von Cr. Lreelienz dem Hrn. Ministe»
Grasen vo» Rheden, eine von Porcelia»»Biseuit verfertigte
ipüste 8ri.brich« ll. zun, Geschenk erhalten. Eie war auf dem
Tische »er Akademie »u,gestellt, und wurde wegen ihrer außcr-
»rdrnllichen Aehnlichkeir und Schönheit allgemein bewundert.
Der Hr. Geheime oder -zinanzraih von Borgstede la«
hierauf eine Abhandlung vor, die «inen „Umriß de» jetzigen
Zustande« »er Preußische» Monarchie," enthielt, und deren ans