— Ein Franzos. Dragoner, der sich in den Champs-Elysees
ins Gras gesetzt ba'.re, pflückte einen Halm, und kauere ihn. Un-
niitlelbar nachher fühlre ec eine Entzündung im Munde, die sich
bald bis auf den HalS auSbreirere, und ihn, trotz allen ange
wandten Mitteln, in zwei Tagen rödtete. Der Wundarzt Magnien
machte bei dieser Gelegenheit bekannt , daß ein Offlcier vor einigen
Jahren von einem gl ichfalls in der Nähe der Champs - Elysees
gepflückten Blatte eine ähnliche Entzündung bekommen, daß er ihn
aber bloß durch verdünnten, flüssigen Salmiak geheilt habe. Don
welchen P/anzen dieser Halm und dieses Blatt gewesen, weiß man
noch nicht.
— Aus Bamberg meldet das Journal de Paris: Das Preußi
sche Chor, das Sachsen überfallen (envahi) habe, sei nur 3oHooM.
stark. Daö ist eine doppelte Unwahrheit. Die Preußen wurden in
Sachsen mir Sehnsucht erwartet, mit solchem Enthusiasmus em
pfangen , daß selbst Studenten von Len Sächsischen Universitäten
sich zndrängen sollen, als Freiwillige zu dienen. — WaS die Stärke
der Armee betrifft: die Sachsen allein, die zu den Preußen gestoßen
sind, bestehn aus 30,000 entschlossenen, kühnen Patrioten.
— Aus Neapel meldet man, daß auf dem Vorgebürge Japigio
ein prächtiger, aller Tempel entdeckt worden. Unter diesem Dor-
gebürge ist^ine große Grone , in die das Meer dringe. Oer Bi
schof von Castro fuhr bis an das Ende derselben auf einer Barke,
und fand dorr den Tempel , der von schönen Marmorsäulen ge
tragen wird , und aus der besten Zeit der Griechische» Baukunst
herzusiammest scheint.
— Die Königin von Hetrurien hat verboten, die nachgelassenen
Werke Alsicri's in Hetrurien zu drucken oder zu verkaufen. Alfieri
war ein ernster, bittrer Feind der Lirannei.
— Wie im Freim. vorder gesagt worden, suchen jetzt die Fran
zösischen Blätter den Glauben zu verbreiten, Frankreich wolle Sach,
sen gegen Preußen beschützen, wie im vorigen Jahre Baiern gegen
Oestereich: aber diese Werdrehung ist lächerlich. — Auch weiß Eu>,
ropa zu gut, wie sich Baiern bei dem aufgedrungenen Schutze
befindet, als Laß man in Sachsen, odcr irgendwo sonst, einen sol
chen wünschen könnte.
— Der Publicisie vom asi. Sept. erzählt: der König von Preu
ßen habe in Berlin alle Sachen von Werth wegnehmen (enlever)
lassen , selbst das Silberzeug aus den Kirchen. Diese Albernheit
kann in Berlin selbst nacherzählt werden , ohne mehr als ein ver
achtendes Lachen zu erregen.
— Der Argus behauptet, durch den Rheinische» Bund wären
die Deutschen Fürsten aus der Dasallenschafr (gegen Oestreich) ge
zogen und unabhängig gemacht worden. DaS Verhältniß der gro
ßen Reichsfürsten zu den Kaisern, die sie erwählten, hatte nicht ein
mal melsr den Namen der Dasallenschafr; aber ihre neue Unabhän
gigkeit wird durch den bleibenden Aufenthalt der Franz. Truppen in
ihren Ländern, durch einen Brief, worin der König v. Baiern nicht
um irakiatenmäßige Hülse ersucht, sondern nur ihm höflichst an
gedeutet wird, seine Truppen marschiren zu lassen, durch den
Umstand ( Publicisie vom 2g. Sept. ), daß kein fremder Gesandter
bei der Versammlung deS Rheinischen Bundes angenommen, daß
der Rheinische Bund keinen Gesandten , sondern wie daS König
reich Italien, nur einen Staatsiekrerair zu Paris halten, und die
Couscription in allen Ländern desselben eingeführt werden soll , —
in ein sehr belehrendes Licht gesetzt.
— DerPublicist behauptet, daß disColonieen Sec$o(;än6 ev an»
Spanier nur deshalb von den Engländern erobert worden, ^ej, sie
keine Franzos. Besatzung gehabt hätten. Der Schluß ist leichx. um
also die übrigen Eolonien zu sichern, muß man ihnen Franzögsg,,
Besatzung geben. Eine rröstnche Aussicht für die — Alliieren
Frankreichs.
Neue Leipziger Büchermesse.
An dem neuen, allgemeinen Vücherverz-ichniß der Michaelismeffe
1306 zählt man dieseSmal 73 Seiten weniger, als in dem der Mich.
Messe 1805; und eö sind, mit Inbegriff der Musikbüchcr und Musi
kalien, so wie der Schriften in ausländischen Sprachen, nur rooZ
Schriften erschienen. Hierunter besinden sich 77g Bücher in Deut
scher und Lar. Sprache, LgRomane, 37 Lust- Schau- 11. Trauerspie
le, 77 Musikbücher und Musikalien, und 86 Schriften in ausländi
schen Sprachen. T heol 0 gi sche Schriften sind erschienen gZ.
Eckermanns Erklärung aller dnukeln Stellen im N. D., und die
Fortsetzung von SchröckhS Kirchengssthichte seit der Reformaeion
dürsten hier leicht die vorzüglichsten seyn; — j urisi i sch - 25, me,
dir Nische 5s, worunter sich Siesesmal nur eine über Galls Schä-
dellehre besinder; philosophische 16, — pädagogische Schul, u. Sill,
d-rschrifren Li. -Unter diesen verdienen die CampeschenKinder- und
Jugendschriften — Ausgabe der letzten Hand, in Lg Duodezbänden,
bemerkt zu werden. Geschichtsbücher 34. Schriften, die zur
Geographie, Statistik, Länder- und Völkerkunde gehören ig. Rei
sebeschreibungen ,4. Mathematische Schriften mit
Inbegriff der Rechenbücher iZ. Schriften aus der Natur
geschichte 37. Schriften aus der Griechischen und Römischen Lite
ratur 2g, worunter sich VoZens Uebersetzung der Isias verbesserte
Ausgabe b>sinder. Schriften über De »rsci, - Sv «»-d - ,-nv
Literatur g. Oekonomischc Schriften cZ. Gedichte -z. Almanache,
Taschen > Jahrbücher und malender 27. Zu den vorzüglichsten Schrif
ten, welche IN dieser Messe erschienen sind, dürften vielleicht folgen
de gezählt werden : Herders Schriften, 3ke Lieferung. Homer'S
Ilias von Doß Verb. Ausg. Gölhe's Werke -r Theil. .Schillers
Theater als Fortsetzung; Hubers hinterlassener Schriften, nebst sei
ner Biographie; Humboldts Reise, die sämmtlich Cotta in Tübin
gen verlegt har, der diesesinal mit Hin-ichs in Leipzig.die mehresien
literarischen Artikel geliefert har. Ferner verdienen nochebemerkr
zu werden: I. Paul Richters Levana oder Erziehungssehre, KanrS
vermischte Schriften , fr Theil die Fortsetzung des Beckerschen
Augusteum--, Fernows Römische Studien, -r Band. Auch wird
für viele nicht uninteressant seyn : Blicke auf zukünftige Begeben
heiten, aber keine Prophezeihung, geschrieben im April >8c», zum
Theil erfüllt imJnnius i8»i-. Schade, daß diesesinal alle literarischen
Artikel in dem Caralog fihlen, die be Göschen in Leipzig ecichienen
find, der gewöhnlich jetzt mit Cotta die besten literarischen Produkte
zur Messe bringt. Die Romanenerndte ist diese-mal karger als je
mals ausgefallen. Wen» man Äoyebue's kleine Romane :c. zr u.
c,r Band. Familienpapiere von Lafontaine, 2k Band, so wie dessen
Gemäidesammiung zur Deredlung des Familienlebens, und gesam
melte Erzählungen von Eberhard zr Band gelesen ha-, so hat man
hier gewiß daS beste gelesen. Kotzebue'S neue Schauspiele, i3r Bd.,
uno Schillers Theater, zr Bd., verdienen unter den übrigen Schau
spielen auch dieseömal die vorzüglichste Aufmerksamkeit.
F.L-