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Volume Nro. 195, Montag den 29. September 1806

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue4.1806 (Public Domain)

einer Harfe. Man hört zumessen vortreffliche Spie 
ler darunter, und oft läßt dabei — zur stillen Be 
gleitung — eine einsame, weibliche Stimme einen 
wirklich himmlischen Gesang erschallen (denn Frauen 
zimmer selbst gehn zuweilen niit, um solche Ständ 
chen bringen zu helfen). Ee würde mir unmöglich 
seyn, Ihnen diele kleinen reizenden Nachtmusiken 
zu beschreiben. Wenn man diele hellen Flöten, die 
se Harfen und eine reine Violine, und einen stillen 
Gesang zugleich, in der Nacht erschallen hört . . . 
Dies Gegirre, dies Geflüster, dies Buhlen der Tö 
ne gleichsam . . . Man glaubt, die Seraphim 
selbst seyen hernieder gestiegen, und himmlische Gei 
ster umschweben uns. ^ So drängen sich dir reinen, 
stillen Töne durch die heitere Nachtluft himmel 
wärts, und auch an mein Fenster herauf, und 
wecken mich oft aus meinem Schlummer. 
Z. H. Eichholz. 
(Die Fortsetzung folgt.) 
Nicht - politische 
Aus Französischen Blättern. 
einigen Wochen waren die Pariser Zeitungen ungewöhnlich 
bescheiden geworden, das heißt, sie sagten Sen auswärtigen Höfen 
nicht offenbare Grobheiten. Während dieser Zeit erfolgte der im 
Freim. erwähnte, lächerliche Vorwurf gegen die Englischen Zeitun 
gen : „ sie wären die einzigen in der Welk, die sich »nterstän- 
den, fremde Negierungen anzugreifen;" — erfolgte ferner in 
Deutschland , wa§ man i» so viel Blättern mit Abscheu gelesen 
hak. — Jetzt, da die Pariser Z e i r u n g s s ch r e i b e r glauben, Deutsch 
land sey siuinni geschreckt, fangen sie wieder an , mit ihrer alten 
Impertinenz zu — tilgen. Am ,6. Sept. tischt z. B. da§ Jour 
nal de l’Empire den Pariser» ein langes , für eine große Deut 
sche Macht, für ihre Heere, und einen ihrer «erdiensivolisien Feld 
herrn , sehr beleidigendes Geschreibsel auf, das der Verfasser die 
Unverschämrheir har, aus Cassel zu datiren. An eben dem Tage 
liefe« der Publiciste einen ähnlichen Aufsatz, den er aus Dres 
den darirr har, und der eben so voll von Unwahrheiten ist. Die Zei 
tungsschreiber scheinen sich das Wort gegeben zu haben , indeß die 
edlen Fürsten Norddeutschlands mit der weisesten, innigsten Einmei- 
lhigk.it handeln, den Franzosen einzubilden, ,s herrsche dort durch 
aus dieselbe Trennung der Gesinnungen, die dem südlichen Denrsch- 
land sein bekanntes Schicksal zugezogen har. — Mir gleicher Vnver- 
schämkheit behandeln diese Lügemrödler, Rußland. Eie »nrerstehcn 
sich, einen Aufsatz aus Petersburg zu datiren, in welchem sie dieses 
Reich als schwach schildern; in welchen, sie von seinem erhabenen 
Monarchen, — von 3hm, d.ffen weise, nieiischenfreundliche Hand 
lungsart Ihn als den Lehutzgeist Seiner Völker verehren lädt, — sa 
gen : „Cr habe Seine Regierung aus der Reihe der glücklichen und 
glänjenden ansgelöfchr; " — in welchem sie endlich die Namen rer- 
diensivoller Staatsmänner und Feldherrn schmähen, indem sie öie- 
scn Männern veri ätherische und „uklugeRaisonnenicnts ,n den Mund 
legen. (Der Friede ist allerdings für Rußland, wie für jedes Land, 
sehr heilsam, aber nur rin sicherer, ehrenvoller Friede, der nicht 
Sie Unterjochung deS übrigen Europa unterzeichnet, und Rußland 
»es ihm gebührenden Eiasiuffes beraube, den Peier der Große und Ca, 
tyarina ihm so glorreich erwarben.) Einer der gewöhnlichen Kunst 
griffe dieser Schwätzer, ist, jede Maaßregel auswärtiger Höfe, von 
M i s c e l l e lt. 
Der gelehrte Pfi und das Kind. 
§)er gelehrte Pst, welcher alles wußte, was jemals 
in allen Büchern des großen Reiches China von ge 
lehrten Leuten niedergeschrieben worden war, kam 
eines Tages zum Konfutse, sah ihn über die Achsel 
an und sprach: 
„Wer in allen sonnebeschiencncn Ländern gleicht 
mir?" 
„Dieses Kind!" antwortete Konfutse, indem 
er seiner Schwester neugebornen Knaben hoch in 
die Höhe hob, und dessen Füße auf seine Schultern 
stützte. „Siehe! eben so stehest du auf den Schul 
tern deiner Altvordern." C. Niemeyer. 
(Die Fortsetzung folgt.) 
Zeitung. Nro. 195. 
denen sie glauben, daß sie nicht mir den Plänen Napoleons über 
einstimmen, einer Partei, und zwar einer erkauften, ziizuschrri- 
best. Man muß selbst sehr niedrig denken, um überall solche Niedrigkeit 
zu alinen. — Wen» die Fabrikanten dieser unverschämten Unwahrhei 
ten OkUlschcn oder Russischen Feldherrn in die Hände steten: was 
würden diese thun? Sie etwa vor eine Milirair-Commission stel 
len u. s. w.? Gewiß nicht. Dazu würde ihnen die Ehre ihrer 
Nation zu rheucr sey». Eie würden die Verächtlichen mit Verach 
tung laufe» lassen. — 
Endlich ist die längst verhießene Tragödie: „Omasts, oder Jo 
seph in Egypten," von Baour-Lormian, gegeben worden, und hae 
gefallen. Der Vers, hat die rührende biblische Geschichte von Jo 
sephs Wiedererkeunung, mir einer Liebcsimrigue, einer Verschwö 
rung unter den Großen Egyptens u. s. w. für den Französische» 
Geschmack apprerirr. 
Unnr dcn neuen Gemälden , welche in diesem Jahre auf der 
Ausstellung zu Paris erscheinen werden , spricht man zum voraus 
mit großem Lobe von einer Scene aus der Sündflur, von Eirvder. 
— Das Journal de Paris erzähl! , daß der G'ncral S 
in der Gegend von Pappenheini wie Tacirus dieSiiten derOcnr- 
schen siudire, wie Pli »ins auf der Jagd di-Narur erforsche, und 
bei dem Auffinden einer antiken Haarnadel und Agraffe, sich gesrcnt 
habe, wie Cicero, als er SaS Grab des Archimed entdecke?. Ob 
er etwa auch, wir Alexander und Demosthenes, beim Essen 
die Speisen in den Mund bringe, wird nicht gesagt; — auch 
nichr, ob er bei seinen gelehrren Streiszügen etwa milirairische Char 
ten zeichnet. 
An den Herausgeber und Redakteur des Freimüthigen. 
M-t wahrem Unwillen laS ich in No. -5i, -25, »69 d,r nichr-po 
litischen Zeitung Ihre- beliebten Blattes di: Nachrichten, die eine 
verkappte Driesichreiberin über Prag kork Hai einrücken lassen. Ich 
erinnere mich noch mit dem lebhasresten Vergnügen der lehrreichen 
und vielfach belohnenden Erunden, die ich vor mehrern Jahren in 
diesem Sitz echter Aufklärung, wiffenschastiicher Fortschritte »nd 
Kunsili-b- zubrachte, und habe seitdem oft G-legenheie gehabt, über 
di« sittliche und intellektuelle Cultur der Hauptstadt Böhmens di«
	        
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