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Volume No. 188, Freitag den 19. September 1806

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue4.1806 (Public Domain)

No. i88- 
1806. 
D e r 
Freitag, 
2 r 11 fl 
Freimüthige 
*' den 19. September. 
und Scherz. 
Literatur. 
Reifen und Irrthümer eines Heyrathslustigen. 
Herausgegeben von F. Laun. Zwei Theile. 
Dresden 1306. In der Arnoldischen Buch 
handlung. 
§be»n Herrn Launs Schriften im Allgemeinen 
gefallen sollen, so müssen sie in einer heitern, fro- 
he» Stimmung gelesen werden, welche sie d a n n 
auch gewiß nicht nur erhalten, sondern noch erhö 
hen ; aber eine frohe Stimmung erst hervorzu 
bringen, ist ihr Scherz und ihr Lachen zu kurz- 
athmeud. — So ist es auch mit diesem neuen 
-Merkchen, welches sich jedoch vor inehrern seiner 
Vorgänger auszeichnet. Der Verfasser hat nämlich, 
den in früheren Arbeiten von ihm, herrschenden, 
oft z u tändelnden und schleppenden Styl recht sicht 
lich zu vermeiden gesucht, und sich hierdurch den 
Dank seiner Leser erworben. Die Verwickelungen 
sind recht artig angelegt, und ein beifälliges Lächeln 
bei Auflösung derselben kann man gewiß nicht leicht 
unterdrücken. Nur die Scenen auf dem Jahrmärkte 
hatte Herr L. noch etwas delikater vortragen, oder 
am besten ganz weglassen sollen. Anständige Da 
men sähen es bestimmt nicht gern, wenn man sie 
beim Lesen derselben überraschte. 
— r. 
Fragmente aus einer noch ungedruckten Be« 
schreibung einiger Städte und Gegenden 
Kurlands. 
Apprikken, der Naturdichter Ind'rick. 
31» einem so heitern Sommer-Tage, als je einer 
mit ätherblauem Ephemeren - Flügel über die grüne 
Erde geschwebt , und mit sanftem Hauche Blatt 
und Blmne begrüßt, gelangte ich nach Apprikken. 
Hier lebt der Lettische Naturdichter Zndrick, der 
sein unverkennbares, poetisches Talent rein gediegen 
aus der Hand der Natur erhalten, die in ihm auch 
als würdige Meisterin der Kunst erscheint. Ohne 
Anweisung, und seit seiner Jugend blind, singt er 
mehrentheils nach eigenen Melodien gereimte Lieder, 
die er gedichtet, und denen es selten im Sylben- 
maaß, doch nie an poetischem Werthe fehlt. Schon 
in seinem Gesichte liegt ein Ausdruck, der für ihn 
interessirt; cö ist so ruhig und heiter; indeß sieht man 
es ihm an, daß mehr als das gewöhnliche, äußere 
Lebe», die stillen und sanften Züge darin beweget. 
Von allen, die ihn näher kennen, wird er als ein 
moralisch guter Jüngling geliebt, doch ihn und sein 
Leben zeichnet am besten ein Gedicht, daß er über 
seinen eigenen Zustand entworfen, und das in ei 
ner dem Sinne mehr, als den Worten nach treuen 
Ueberfehung, wie ich hoffe, den Leser interessiren 
wird.
	        
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