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Nicht- politische
Aus Berlin.
^Iner Nachricht zufolge, welche die schätzbare Zeitschrift: der Preu
ßische Hansfreund mittheilt, haben dir Städte Sprottau, Sagau,
Grüneberg und andere, bei dem Ansmarsch ihrer Garnisonen
freiwillig erklärt, die einst rückkehrcnden Krieger, die sich aus
gezeichnet haben, zu belohnen, und die Wittwen und
Waisen derjenigen, die aufdem Schlachtfelde blei
ben, zu versorgen. ES sind zur Lifüllung dieses Versprechens
Subscripiionen eröffnet worden, die schnell zu beträchtlichen Sum
men anwuchsen. — Nicht blos als ein schöner Lichtstrahl des hoch
lodernden Patriotismus ist dieser Zug wichtig. Er beweist , daß
überhaupt daS Misverständniß aufhöre, in welchem die Krieger und
die Bürger steh oft einander als fremd betrachteten. Die Bürger
rufen durch dieses Benehme» ihren Beschützern zu: „Ihr gehöret zu
uns; wir gehören zu Euch! Ihr vertheidigt unS ; wirerwerben
für Euch. Eure Siege stnd unser Glück, lluser Erwerb sey di? Zu
versicht Eures Alters. Und trifft u»S daS LooS, bei unsern friedli,
chen Hütten einst selbst für'S Vaterland auftreten zu müssen , so
werden wir zeigen, daß auch wir Mäuner sind, werth Eure Brü
der zu sehn."
Ueber die Kunstausstellung im Moskowiter-Saal
zu Königsb. in Pr.
Schreiben eines Reisenden.
(Fortsetzung.)
Von Hayn befanden sich hier einige sehr gute, copirte Zeichnun
gen. Dieser junge Mann, auS dem ein vorzüglicher DecoraliouS-
Mahler hätte werden können, har, wie mehrere gute Köpfe, durch
eine zu frühe Niederlassung, feine Laufbahn beschränkt. Er mahlet
sehr gut Zimmer und Verzierungen fürs Theater.
Mit diesem Hahn beschließt im Verzeichnisse die Reihe der ein
heimischen Künstler. JnÄönigSdergselbst ist aberdieAnzahl derer, die
unter diese Rubrik rangirr werden könne» , weit größer. Hier lebt
noch im Listen Jahre der ehemals rühmlich bekannte Maler Piguls-
ky, dessen Tochter vereyl. mir dem Dankosekretaic Jerchel, den Un
terricht ihres Vaters mit sehr glücklichem Erfolg genossen, und in
Pastell viel geleistet; ferner die Ehegattin deS Professors Knorre, ei
ne vortreffliche Vildnißmahlerin in Miniatur; die Mahler Wienz,
Mäkelburg, Schulz und andere, so wie cs auch eine Menge geschick
ter Lackirer hier giebt, wie die hier verfertigten Kutschen ui.d Blcch-
gerärye beweise». Von letzter» waren auf der Kunstausstellung ei
nige vorzügliche Stücke anzutreffen.
Auf der siebenten Seite des Verzeichnisses kommen Sachen von
jetzt lebenden auswärtigen Künstlern vor, welche Hr. Cvnflst. Mary
Nicvlovius von Reisen mitgebracht, und auS Liberalität, nebst eini
gen vortrefflichen Kupferstichen, zur Schau hergegeben. Der Eleve
der Kunstschule Kirschbrrger, hat von diesen Sachen die Ansicht des
Vesuvs No. 37. in Oel copirt, und der Versuch ist nicht mi-iungen.
ES folgen Werke von verstorbenen Meistern. Zuerst drei große
historische Gemälde von Bernhard Rode auS Berlin, in der ernsten
kräftige» Manier des Künstlers gemahlet, und von ihm selbst, wie
mehrere seiner vorzüglichsten Sachen , in Kupfer radict. Fast alle
Rodensche Gemälde, wie Kenner bemerkt haben, scheinen eher äkhe-
Zeitung. Nro. i85-
rischen Ursprungs , alö aus materiellem Stoff entstanden zu seyn,
und darin besteht das Charakteristische deS Künstlers. In dieser ab
strahieren Manier har Rhode sowohl seine mythologischen als histo
rischen Figuren dargestellet. Der leichte Auftrag der Farbe» ist mir
seiner Idee übereinstimmig. Vom Verbleichen derselben , wie dir
hiesige Morgenzeikung meynk, ist in keinem Betracht die Rede. Ro
de war Chymiker. und verstand, wie Rubens und seine im Colorik
sich auszeichnende Schule, seinen Farben Dauer zu geben. DaS Ei
genthümliche in seinen Werken , springt aber nicht auf den ersten
Blick in die Angen; es ist die Folge einer tiefern Ansicht.
Außer diesen größer» Eeschichrsmahlereien sahe ich auch eine»
Engel mir dem Kelch, in halber Figur von natürlicher Größe, ohne
Zweifel von einem der ersten Italiänischen Meister; ein Fragment,
welches aus einem, wahrscheinlich durch Zufall zu Grunde gerich
teten größer,» Bilde, Christus am Oelberg, gerettet wurde. Das
Ueberirdische in der körperlichen Erscheinniig, der über jede mensch
liche Leidenschaft erhabene Charakter eines höher» Geistes, ist darin
trefflich, und die Engels - Figur im Ganzen mit so boher Schön
heit geschildert, daß der Beschauer ungewiß bleibt, ob er die Gestalt
für weiblich oder männlich nehme» soll ; in so sanften Umrissen
scheine» beide Geschlechter in eins verschmolzen, und ans diesem
Stoff der Boche des Himmels geformt zu seyn. Unter demselben
hing Christus und das Samariranische Weib von Gmdo Reni, ein
wirkliches Seslengemälde, voll Ausdruck und Grazie, ein Pan von
JvrdaenS , und eine interessante Indianische Landschaft von Post,
nach der Natur geschildert. Diese vier unvergleichliche Original
stücke waren von dem hiesigen Ober-Jnspector Wernich, aus seiner
Sammlung, auf Erslichen zur Kunstausstellung hergegeben. Auch
fand man einige Dicrichschc Nachbilder nach berühmten Gemälden
der Dresdner Gallcrie in kleinerem Format, auS dem FidclcommiS
deS Grafen v. Kayserling, in dessen Hause der Künstler sich vormals
mehrere Jahre aufgehalten.
(Der Schluß folgt.)
Aufklärung.
!^er Reise, welche der Französische Senateur, Herr Gregoire, im
vorigen Jahr durch Deutschland machte, wurde damals öffentlich
die Absicht beigelegt. Schulen und ErziehungS - Anstalten zu besu
chen. Bei diesem Zwecke fand man es hier in Berlin sonderbar,
daß der Hr Senareur sich »m die Schulen wenig bckümmerte, und
in denjenigen, welche er noch besuchte, nur kurze Z it verweilte. —
Die Anfrage deS Hrn. T. in No. igt. dieser Zeitung, hat eine andre
Erklärung jener Reise herbeigeführt. Ein Mitglied der hiesigen Jü
dischen Colonie, das den Herr» Senator persönlich kennen gelernt,
und ihn oft gesprochen har, behauptet nemlich in einem mir jiige-
sandten Aufsatz, daß derselbe die Lag e d er Jü d i sch en Ge
meinden in Deurschland habe genau kenne» lernen.
AIS Legitimation schickte mir der Verfasser jenes Aufsatzes ein Bil
let von der eignen Hand deS Hrn. SenateurS, worin er es ablehn
te, die Schule der Jüdischen Colonie zu besuchen. — Nun kann
man also auch mir Sicherheit vermuthen, waS ihn zu dem Hrn.
Hof-Agenten Jakobson zu Vraunschweig führte, — dem Ver fas-
sir der bekannten Bittschrift.
D. Red.