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Sinne deS Werts überlebt, und so kann sein Abtritt von einem
Wirkungskreise, in welchem er in der letzte» Zeit seines Lebens oft
mehrDornen- alSLordeerkränze errang, für ihn selbst nicht schmerz»
lich gewesen seyn. Er war Freund seiner Freunde und aller derer,
iu welchen er Zutrauen faßte. Aber seine häusliche Lage hatte ihm
schon längst fast allen Umgang mit seinen Mitbürgern und Kunst-
genossen abgeschnitten. ES war indeß eine Zeit, wo Schenan'S Na
me unter den genanntesten Künstlern ChursachienS gtänjte, und wo
man seine historischen Zeichnungen alS einen Schmuck solcher Wer
ke aniusehcn gewohnt war, die steh auch durch chalcographischeVer»
»iernng empfehlen sollten. Man erinnere stch !. B. an Schrökhs
größere Weltgeschichte! Er war, alS er überhaupt noch Figuren
in bestimmten Umrissen zu zeichnen vermochte, treuer Anhänger
und Repräsentant der ältern Französischen Schule , mit allem ih
rem manierirten Wesen und Unwesen. Er hielt sich während de«
7jährigen Krieges mehrere Jahre in Paris auf, und da er durch
Demoiftlle von Sylvester, der Tochter des damaligen Direktors der
Dresdner Akademie, des Barons v. Sylvester, seines großen Göll'
nerS und Wohlthäters, der damaligen Dauphine, einer Sächsischen
Prinzessin, bei welcher Demoiselle v. Sylvester Vorleserin war, sehr
empfohlen wurde; so erhielt er da Bekanntschaften und Bestellun
gen vom Französischen Hofe, die ihm endlich auch den Ruf zu einer
Stelle bei der Akademie in Dresden verschafften- Nach Hürin'S
Tod ward er Direktor. Sein berühmtestes Gemälde ist das-Alkar
blatt in der ncuaufgebauten Kreuzkirche, wo die Figuren von einer
Proportion von 6 Ellen sind,' und also Raum gaben, sein ganzes
Künstlervermögen auszustellen. Stölzel hak cs verkleinert in Kupfer
gestochen. Eine lange Zeit dirigirt« er auch die Porzellanmahlerei
in Meissen, wobei ihm sein Hang zur blühenden Farbengebung gar
wohl zu statten kam. V,
Literarische Nachrichten aus Oestreich.
(Fortsetzung.)
Im August ißoS.
?33on den U»arischen Miseellen, die bei Hartleben in Pesty
herauskommen , sind bis jetzt noch nicht alle Hejte deS Jahrgangs
>8oS erschienen. Der nachläßige Redacteur derselben, Rösler, har
dem Verleger seit einem ganzen Jahre kein Manuscripr zum Ab
druck geliefert, und die Beiträge der Mitarbeiter verloren. Der
Verleger will nun selbst im September die noch fehlenden drei Hef,
re drucken lassen.
Auf bevorstehender Michaeli« < Messe erscheint bei Ruprecht in
Göttingen der erste Band des Magazin« für Geschichte,
Statistik und StaakSrecht der Oesterreichischen Mo
narchie, herausgegeben von einer Gesellschaft Oe«
sterreichischer Gelehrten , in gr. g. Der Inhalt de§ ersten
Bandes dieser interessanten periodischen Schrift, der eine lange
Fortdauer r» wünschen ist, ist folgender: Bruchstücke aus einem un-
gedruckren Lateinischen W.rke über den Zustand der Bauern in Nn«
gärn, von Gregor von Berzevicz» ; über die Uugarisch , Nordische
HandlungSgescllschaft; Gallerie aller Heiligen, ein Beitrag zur Ge
schichte deS auf Befehl Kaisers Leopold des Ersten, zu PreSburg ge
haltenen, den protestantischen Predigern und Schullehrern, so ge
fährlichen Judicii delegaü : Leutschauer Chronik (wird fortge
setzt ) ; kurze Uebersicht des durch Unterhandlungen der Stände,
und durch Gesetze bestimmten, politischen Zustande« der Protestan
ten in Ungarn (wird fortgesetzt) : Oesterreichische StaarSanzeigen
(di- Fortsetzung folgt in den nächsten Bänden).
Auf den Wiener Theatern , besonders auf der Schaubühne in
der Leopoldstadt, werden Perinet'ö elende, all:» gut.« Geschmack
beleidigende Opern fortwährend mit Beifall aufgeführt. Sei» eleu,
bestes, neues Machwerk, das unter aller Kritik ist, ist wohl: „der
rravestirte Tslsmach, erster Theil," eine Karukatur in
Knit elreim.'n mir Gesang in drei Aufzügen, (für die k. auch k. k.
privilegikte Schaubühne in der Leopoldstadt, ganz neu bearbeitet
von Joachim Perinet, Dichter und Mitglied dieser Schaubüh
ne. Wien, b. WalliShauser -Loch u5 S. 8-, die Musik ist von Fer
dinand Kauer, Musikdirektor.) Folgende Arie Jupiters mag zur
Probe, und zugleich zur Bestätigung meines Urtheil« dienen.
„Ja, ja Cupido ist ein Schlanke!,
Er ist ein wahrer Spadifankel,
Und hak der Prinz ein Her» wie Stein,
So muß der Psilfcherfeil hinein.
Ich bin ja selbst ein solcher Lödel,
Der Görrergott ist selbst so dumm;
Gleich halt ich sie für eine Gretlel
Biudr man der GaiS ein Dortuch um.
Nur gut gezielt, und hält er still.
Nimm Pfeil aus deinem Ridicul,
Und schiß auf ihn ohn Unterlaß,
So wird der Prinz ein g'spickrer Haas."
(Die Fortsetzung folgt.)
A n t w o r t
auf die in Nr. -67. des Freimüthigen befindliche Rü
ge, den iz. Band der Historischen Gemälde
betreffend.
Der von Herrn G. Merkel alS sein Eigenthum vindizirte, und in
obigen Band aufgenommene Aufsatz: Johanna die Erste, Königin
von Neapel, ist mir alS dem Herausgeber der Histor. G-m. von ei
nem Manne , der bereits mehrere Aufsätze für das Werk geliefert
hatte, als ein AuSzug anS einer größer» Biographie zugesandt
worden, und da ich den Jahrgang der Aglaja, wo Hrn. Merkels
Aufsatz zuerst erschienen ist, nicht zur Hand hatte, konnte ich nicht
beurtheilen, in wiefern der mir zugesandte aus jenem genommen
ward , und mit ihm übereinstimmt: oder nicht. Ich ließ ihn ab
drucken, weil ich ihn sehr interessant und unterhaltend fand.
Daß aber kein Wort in demselben von meiner Hand ist,
kann ich bestimmt versichern. K. L. M. Müller.
Bemerkung zu Vorstehendem.
Mit Vergnügen nehm' ich diese Erklärung auf, die einen so hoch-
achkungSwerthen Schriftsteller, als Herr Müller, wider einen nicht
ehrenvollen Borwurf sichert. Schade indeß, daß Er den sinnreichen
Mann nicht genanut hak, der einen Auszug aus einer Schrift ge
macht zu haben glaubt, wenn er die ersten zwei Seiten, und, di«
letzte halbe Seite derselben wegstreicht. G. Merkel.
Der unbenannte Einsender eines Briefes nach St. Petersburg,
datirr im July -sa6, wird ersucht, sich bei dem Russisch Kaiser!. Ge
schäftsträger Barv» v. Krüdener, wohnhaft unter den Linden
Nr. 46, zu melden.
Hierbei d. Lit. Anz. XXXVI.