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Volume No. 175, Montag den 1. September 1806

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue4.1806 (Public Domain)

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Einfälle fein richtig UNS unenkstellk, anzuführen/ nicht aber so »er» 
lästert, als im vorigen Sommer, im vorvorigen u. s. w. Er werde 
ihnen keine Verunstaltung übersehen. 
— In einem Teiche bei Wakefield ersäuften sich schnell nach ein» 
ander zwei Frauenzimmer. Ei» Friedensrichter in der Gegend hielt 
daher für nöthig, Maaßregeln dawider zu nehmen, und ließ einen 
Pfosten mit der Inschrift aufstellen : Wer steh untersteht, stch in 
diesem Teich zu ersäufen, soll nach den Gesetzen gestraft werden. 
Aus Französischen Blättern. 
Vas Journal de Paris vom i7. Aug. meldet aus Berlin vom 
-i- Aug,: daß der celedre acteur et auteur Iflland seinen Ur 
laub benutzen würde, um nach Pari? zu gehn. Die ganze, durch 
aus ungegründete Nachricht ist nichts weiter, als einer von den 
hundert Beweisen, welche die Zeitungsschreiber in Paris an 
führe», um zu zeigen, daß zwischen Preußen und Frankreich Las 
freundschaftlichste Vernehmen herrsche. — 
— Am istcn Sevtember wird die Kunstklaff- LeS National-In, 
stituts eine Prämie für Mustk aussetzen: aber alle, die darum wett 
eifern wollen, müssen stch vorher examiniren lassen, 
— Zu Rouen har man eine Uebers-tzung von EumberlanLS „Ju 
den" linker den Titel: Le Jui£ bienfaisant fleatben, und die Pariser 
Zeitungen beschäftigen stch ernstlich mit diesem Stücke. Warum? — 
Anfragen. 
>. Der Herr Professor Münrer in Koppenhagen woll«« eine Ab, 
Handlung über da§ kostbare Monument bei «iwick in der Christian- 
städtschcn Landshauptmannschafl auf Schonen, herausgeben. Ist 
dieses geschehen? und wo ist genannte Abhandlung zu bekommen? 
— Am besten würde Hr. Prof. Nyerup in Koppenyageu, wenn er 
»ieS zu Gestchte bekäme, darüber Belehrung geben können, wenn 
er die Gute haben wollte! 
2. Ist die Schrift des Schwedischen Polyhistors Akerblad, die 
,r über eine Runeninschrift auf dem kolvffalis.hen Löwen in Vene 
dig, herauszugeben gedachte, erschienen? Wo, und in welcher Spra 
che? — Auch darüber könnte Herr Prof. Nyerup in Koppenhagen 
am ersten Auskunft geben! — 
3. Zu Mannheim befand sich sonst ein alter Runenkalender. 
Ist dieser noch daselbst, oder b-stndet er stch jetzt in der Cenkralbi- 
bliothek deS Königs von Bayern, zu München? — Sollte ir dem 
Forscherauge des Freiherr» von Areki» entgangen seyn, und dieser 
nicbrS von ihm in feinen Beiträgen :c. erwähnt haben, »Ser »och 
erwähnen wollen? — 
Briefe aus Carlöbad. 
(Schluß.) 
Vierter Brief. 
Earlsbad, d. 4- August i3of>. 
Möchten nur die unmittelbaren Sammel-Plätze der Brunnen- 
trinker selbst noch eine wohlthätige Nachhülfe erhalten! Der Brun- 
nensaal am Sprudel, dessen zerbrochene Fensterscheiben und ver 
schmutzte Wände den widrigsten Eindruck machen < und zu Zeiten, 
wo ein früher Regenschauer den eifrigen Sprudelrrinker unter dieß 
Obdach treibt, die erössneteHaut einem sehr verdrießlichen Zugwind 
aussetzen, und die Callerie am Neubrnnnen, wo bei schlechtem Wet 
ter früh die zahlreichen Vrnnuenschöpfer und Schöpferinnen ans 
eine höchstunbarmherzige Deisezusammengepferchrsteyn, und die lan 
ge Reihe von Kapellen, der allbefruchrenden Cloacina geweiht, un 
mittelbar die linke Wand ausmache», und eben keine Wechrauchdüf- 
te aushauchen, verdienen eine Radicalcnr um so mehr, als ja auf 
ihnen der eigentliche Zweck alles Hierseyns gegründet, und hier 
der gesegnete Anfang jedes Tagewerks zu finden ist. Man sagt, die 
zierliche Anlage des freundlichen TherefienbrunnenS verdankt einer 
auf mehrere Jahr» verlängerten Farobank ihr Daseyn. Auch hier 
dürfte noch die Frage sehr schwer zu entscheiden seyn: ob der Zweck 
das Mittel heilige? Sollte es denn aber nicht noch auf andern We 
gen HülfScaffen für so löbliche Einrichtungen geben? 
Der verdienstvoll-, hiesige Brunnenaczk, Doktor Mirterbecher, 
har wenigsteuS bewiesen, daß durch rastlosen Eifer und guten Wil 
len auch hier vieles möglich sey. AIS vor «ehrern Jahren der 
hier anwesende Fürst Orlow den Geburtstag des Kaisers Paul durch 
eine Reihe Feste mit großem Aufwand von Brenn - Materialien 
beging , war er durch beschleunigtere Anordnung, einem andern 
Russen, der ein ähnliches Fest zu veranstalten gesonnen war, zuvor 
gekommen. Mißmürhig über diese Fehlschlagung, klagte er seine» 
Verdruß dem obengenannten Brunnenarzt, als er ihm seinen Mor< 
ginbesuch macl>te, und dieser wackre Menschenfreund ergriff die Ge 
legenheit, ihm dieIdce zu einem bleibendern und meiischlicherm An 
denken vorzustellen, und bewog ihn, die ganze zum Fest bestimmte 
Summe von 2ooo Fl. zur Stiftung eines Kranken- und Verpfle« 
gungshausts für Arme aus fremden Gegenden, die zu CarlSbads 
Heilquellen wallfahrten, gerichtlich i» bestimmen. Seitdem hat stch 
durch größere und kleinere Beiträge, besonders auch durch Vermitt 
lung der wahrhaft edlen, und alles Enke rastlos fördernden Frau 
vvnderRabe, (die wir diesmal ungern vermißten, und de« 
Schweiz beneideten) so ansehnlich vermehrt, daß nun in diesem 
Sommer der Grund zu dieser Anstalt, die schon längst für diesen 
Ort ein schreiendes Bedürfniß war , gelegt werden konnte. Der 
Kaiser von Oestreich nahm die ihm vorgelegten Entwürfe so gnädig 
auf, daß er dem Krankenhause den sogenannten Posthof, ein Vor 
werk ohnweir der Stadt, wohin täglich Lustparrien gemacht wer 
den, schenkte, und cs auf diese Weise durch ein bedeutendes Grund 
stück fundirre. Beim Graben deS Grundes stieß man auf eins »eue 
Sesundyeilsquelle, die durch ihre Lage die sinnreiche Hypothese b-, 
stäligt, welche der eben jetzt hier angekommene Bergrath Werner 
schon vor mehreren Jahren über die Entstehung der übrigen Brun 
nen, als Abstämmling-deS Sprudels, geäußert, und seinen Freunden 
mitgetheilt hat. 
Ein Agarhodämon, — sey eS ein geflügelter Genius , oder ein 
Aeskulapiüsdrache,— wallet in diesem Thale voll Kräften und Wun 
dern. Man begreift e§, wie Kranke und Preßhaftc aus fernen Sän, 
der» hier Stärkung und Wiedergeburt schöpfend, dem überwälti 
genden Gefühl Luft machen, und ihren Dank aus sprechende Stei 
ne gruben, obgleich nicht zu läugnen ist, daß manche dieser Denk- 
pflaster, womit einige der schönsten Lustgänge kirchhofarrig ausstaf- 
firr find, dem Leser ein unwillkührliches Lächeln abnölhigen. Auch 
hier gilt jener alte Vers: 
roectmdi calices quem non focerc disermm? 
Fruchtbar begeisternder Quell, dn lösest Steinen die Zunge! 
V.
	        
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