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Volume Nro. 153, Freitag den 1. August 1806

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue4.1806 (Public Domain)

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frommen, doch aber den scholastischen Grübeleien 
nachhanqknLen Theologen. Für die Sentenzen des 
Petr. Lombardns und die Summa des heil. Tho 
mas, so wie für die Sakramente, waren di.' dafür 
bestellten Lehrstühle anderst, thätig ; die Kampflust 
gegen die Dilsioeiiten war freilich, bei der aligemei- 
tun Zerrüttung des Staates, nur auf die Schul 
wände eingeschränkt, doch aber gieug der Geist der 
Intoleranz mit den Schüler» in die Welt hinaus. 
Es fehlte nicht au stillen Bebaueru und Verehrern 
der Künste und Wissenschaften, doch aber hielten sie 
das Herkommen innerhalb, und die Staatszerrüt- 
tung außerhalb der Universität in einem sehr be 
schränkten Umkreis der literarilchen Ansicht. Das 
einzige Band, wodurch die Pohlmlche Literatur mit 
jener des übrigen Europa zusammenhieng, war die 
Französische Sprache, welche seit Ludwig XIV. die 
diplomatische Sprache der Europäischen Nationen 
wurde, und daher für jeden Edelmann, als wählba 
ren König, für nothwendig geachtet wurde. Das 
Auge der Nation (unter welcher immer der Adel 
zu verstehen ist, denn der Bauer war Sklav', und 
der Bürger hatte, genau betrachtet, nur precäre 
Rechte,) war in literarischer Rücksicht auf Frankreich 
gerichtet. Die Erziehung, die Sprache, die Sitten 
mußten Französisch werden. Die Liebe zum Gründ 
lichen und Systematischen wurde immer seltner. Da 
her denn unsere minder geachtete Universität, denn 
sie war nicht franzcsict, sich in ihre eigene Tugend 
hüllte, und theils mir scholastischen Sublikitäten be 
schäftigt , theils im Stillen den Musen und Gra 
zien opfernd, so zu sagen, aus den Augen der Fran- 
zösirenden Pohlen verschwand. 
6. Physisch - mvralischeEpoche (1791 bis 
zur Erlöschung des Pohlnischen Staats). Als die 
Pohlmlche Nation sich selbst durch eine neue Eon, 
stitution umschaffen wollte, mußte auch das Auge 
auf die Erziehungö- und Bildungsanstalten gerich 
tet seyn. Die darüber niedergesetzte Edukalionö- 
Commission hielt es für gut, die bisherige Verfas, 
Nicht-politische 
Aus Berlin. 
r. Benkowitz aus Glogni, dessen Reise von Glogau »ach Sor« 
renl vor wen gen Jahren erschien, ist feie einiger Zeit hier, uud har 
seine interessante Sammlung von Alterthümern, die er in Italien 
zusammenbrachte, öffentlich ausgestellt. Sie besteht vorzüglich aui 
Hekruriichen Gesäß ti, Bronzen und Münzen. Die Hetrurischen Ge 
fäße, sind fast aUe unversehrt, großen Theils mir merkwürdigen Zeich 
nungen versehen. Die schönsten Formen derselben sollen in der 
Königlichen Porzellan > Fabrik nachgeahmt werden. — Unter den 
Dronzin bestndrt sich der Kopf eines Jupiter Ammon, und ein Mer 
kurstab mit einem Widderkops. Di sen letzten har der gelebrre Al- 
rerthumskenner Geh Rath Uden, für das Me.kwürdigste unter den 
Bronzen erkannt, »nd wird ihn kn Kupfer steche. lassen. — Di« 
Zahl der Medaillen beträgt 1,200. Der größte Theil derselben ist sehr 
gut erhalte», besonders ist das mir de» Großgriechischen der Lall, 
sung der Universität gänzlich umzustürzen, und statt 
der alten 4 Fakulkäten eine physisch moralische Schule 
zu Krakau (und Wilna) zu errichte», deren Haupt 
zweck dahin gehen sollte, tüchtige Lehrer in allerlei 
Zweigen dem Staate zu liefern. In der physischen 
Abtheilung solide Mathematik, Physik, Naturge 
schichte, Medicin und Chirurgie mit ihren subordi- 
nirten Zweigen, gelehrt werden; in der moralischen 
aber: Theologie/ Rechtswissenschaft, Weltgeschichte, 
Kritik und Literatur, alles im Französischen Sinne 
genommen. Visitatores sollten wachen über die Be 
obachtung und genaue Ausführung dieses Planes. 
Hiebei und während seiner ganzen Regierung, war 
Stanislaus Augustiis der größte Beförderer der 
Künste und Wissenschaften. Der Plan wurde aus, 
geführt, und mau sah besseren Zeiten entgegen. Al 
lein die neue Rcichsconstitution, statt die Gemüther 
zu besänftigen, und für das gemeinschaftliche Beste 
des Vaterlandes zu vereinigen, schien eine ominöse 
Feuerkugel zu seyn, welche auf den überall umher 
liegenden Zunder Funken aussprühte, wodurch der 
ganze Staat in einen allgemeinen Brand gerieth, 
weicher, nach den politischen Verhältnissen von Eu 
ropa , von fremden Kriegsherren gelöscht werden 
mußte. 
Da nun vorstehender Bericht der Redaction 
des Freimüthigen aus authentischer Hand zugekom 
men ist: so wird offenbar, daß die, (aus einer an 
dern Zeitschrift) in den „Freimüthigen 4. Jahr 
gang, 2tes Heft, Februar 1Z06, Nr. 27, S- 108," 
aufgenommene Nachricht aus der Feder eines Man 
nes geflossen ist, der vielleicht der Lateinischen Spra 
che nicht in dem Grade mächtig war, um zu un 
terscheiden , daß die Worte der Maeiejovianischen 
Synode und des Warschauer General-Konvents, 
nicht die Worte des Redners waren. Die ganze 
Nachricht, nebst allen Betrachtungen und Neben- 
blicken, ist daher nichtig, und kann dem sehr verdienst 
vollen Hrn. Prof. Voigt nicht zum Nachtheil gereich en. 
Zeitung. Nro. 155. 
aus Delimn, Parkhenope, Taranto II. s. w. Der berühime Niuuis- 
nialiker, Abbate Sestini, hat darüber für den Freimüthigen folgende 
Notizen eingesendet: ' , 
„Biese Münzen haben ehematS zum Museum Farnese gehört, 
und Verschiedene derselben find in der Beschreibung desselben von 
Pedrusst bekannt gemacht worden. Man weiß, daß dieses Museum 
nach Neapel gebracht, und mir Sen Münzsammlungen von Foucault 
und Drom verbunden wurde. — Mir Vergnügen. findet mau hier 
die kleine Medaille von Domitian, die Dailla»! (p. 22.) beschreibt. 
— Eine and e noch »icrkwürd.gere Münze ist eine von Hadrian, 
welche die Pergameuier schlagen li.ßen , »ich gleichfalls von Lail- 
laut beschrieben wurde : Jupiter decumbeiis in Lectisteniio, 
juxt* ei«:: muliev semiinida sedetts, polte vir veluc ad men- 
säe ministerium. ■£ 2. Da ich die Medaille j'tzr leibst vor Au 
gen habe, kann ich beifügen , daß Vailianr ein Pferd oder einen 
Reiter ui bemerken vergaß, den man aus der Gegenseite steht. Es
	        
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