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Volume Nro. 139, Sonnabend, den 12. Julius 1806

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue4.1806 (Public Domain)

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„dir die Ruhe, nach der du schmachtetest, auf ei, 
„nem freundlichern Wege zugeführt. — Wir wol- 
„len nicht mit dir rechten, und fragen: warum 
„haft du uns das gethan? Es war dein Unglück, 
„daß du in einer schwarzen Stunde deiner Freun- 
„de und ihrer Treue vergessen konntest! EL schmerzt 
„uns, daß du unsere Liebe nicht auf eine Probe 
„stelltest, in der wir würden bestanden seyn, die 
„dein krankes Gemüth geheilt, Dich Dir und den 
„Deinigen gerettet Hätte. Es schmerzt uns — aber 
„wir zürnen dir nicht, wir bejammern dich! — 
„Wir werden, wir können dich nicht vergessen, un- 
„sere Treue bleibt Dir und den Deinigen. — Gro- 
„ ßer Gott! was ist der Mensch!!<' 
So feierten die edelsten Männer Riga's in 
Wehmuth fein Andenken. (EckardtS eigne Worte 
bestätigend: 
Der liebe Bund wird sichen; 
Wir kommen und wir gehen. 
Doch was wir EuteS würken, bleibt.) 
So feiern sie e6 noch jetzt, durch Rath und Hülfe 
der Wittwe und den Waisen gespendet. 
Za, des edlen Todten Vertrauen auf feine 
Freunde hat ihn nicht getäuscht. Ein kleines Gut, 
welches er besaß, rieth er seiner Gattin zu verkau 
fen, weil sie es unmöglich erhalten könne. Aber es 
wird ihr dennoch erhalten werden; Riga's biedere 
Einwohner haben ihren gewohnten Edelsinn auch 
hier nicht verläugnet. Schon sandte ein großmüthi 
ger Mann einen Schuldbrief als getilgt zurück. 
Diesem folgten, von ähnlich Denkenden, Quittun 
gen über rückständige Interessen. Der edle Kauf 
mann K l — (warum darf ich ihn nicht nennen!) 
von dem man dergleichen Handlungen längst ge 
wohnt ist, ließ der Wittwe sagen: sie solle wegen 
Aufkündigung von Capitalien ganz außer Sorgen 
seyn, ein jedes solches Capital werde er einlösen, 
und überhaupt aushelfen wo es nöthig sey. 
Endlich erschien auch unvermuthet ein Ukas un 
sers vortrefflichen Kaisers, der leise hört, wo Un 
glückliche seufzen: der Gebeugten ist die Hälfte von 
dem Gehalt ihres Mannes als Pension zugesichert 
worden. 
Auch meiner hat der Entflohene in fei, 
ner schwersten Stunde gedacht.' Auch mein Nahme 
stand unter denen, dir er seiner Gattin als Freunde 
nannte. Es war ein Ehren - Platz. Er wußte, 
daß ich nicht vergessen könnte, was er einst für 
meine gebeugte Familie that. Gern mkgte ich nun 
auch mein Scherflein zu den reichern Gaben seiner 
Freunde legen. 
Mir hat man das ehrenvolle Geschäft übertra 
gen, seinen handschriftlichen Nachlaß, seine zerstreu, 
ten Aufsähe zu sammeln, und dem Druck zu über 
geben. Proben seiner Muse, die ,ch schon öfter ge 
liefert , überheben mich jeder weitern Empfehlung. 
Aus den mir zugeschickten Papieren kömite ich leicht 
mehrere Bände liefern; denn sie enthalten unter 
andern über ein Dutzend Schauspiele, die zum Theil 
schon vor 20 Zähren, in den Oestreichischen Staaten 
gedruckt worden. Doch ich glaubte der Ehre mei 
nes Freundes eine strenge Auswahl schuldig zu seyn. 
Darum habe ich alle unreife Zugend-Arbeiten, und 
alle diejenigen Aufsätze abgesondert, die nur locale 
Beziehungen und keinen poetischen Werth halten. 
Dadurch ist freilich der starke Vorrath bis auf ein 
einziges Bändchen zusammengeschmolzen, allein die 
ses Bändchen wird nichts enthalten, dessen der be 
scheidene Mann, wenn er noch lebte, sich schämen 
dürfte. Es soll unter dem Titel: hinterlajsene 
Papiere eines Unglücklichen, so bald als mög 
lich erscheinen, und zwar, zum Besten seiner Nach 
gebliebenen, auf Pränumeration. Ein Thaler 
ist die ganze Summe, die ich zu erbitten wage, für 
ein Buch, durch welches jeder Leser von Gefühl sich 
nicht allein süßen Genuß, sondern auch das Be 
wußtseyn erkauft, zum Trost einer leidenden Fami 
lie mitgewirkt zu haben. — Noch nie habe ich ei 
nes meiner Werke auf Pränumeration ausgegeben, 
darum wage ich diesen Schritt, zwar mit Schüch 
ternheit zum Erstenmale, kehre mich aber nicht an 
die Bedenklichkeiten eines erfahrnen Freundes, der 
mir zurief: „so etwas sey nur in England ausführ- 
„bar!" — Nein, ich habe mehr Vertrauen zu mei 
nem Vatcrlande, und trete bittend, aber voll Hoff 
nung, vor das Publicum. Man hat mich schon oft 
durch die Versicherung erfreut, daß meine Schriften 
manchen guten Menschen eine frohe Stunde ge» 
macht haben. Wohlan! Zch fodre Jeden, der dieß 
von sich bekannt, herzlich bittend auf: mir bei 
dieser, hoffentlich nie wiederkehrenden Gelegenheit 
sein Wohlwollen zu beweisen. Zeden, der diese Bitte 
erfüllt, werde ich als meinen persönlichen Freund 
betrachten; jeden Thaler, der in die Liste eingezeich 
net wird, werde ich als mir geschenket ansehen. Zn 
allen guten Buchhandlungen Deutschlands kann man 
pränumeriren, und, wer es gern thue, wird es 
bald thun. Die Namen der Unterzeichner werden, 
sorgfältig gesammelt, dem Buche vorgedruckt, und 
in mein Herz geschrieben. 
Oft war ich stolz auf den Beifall des Publi- 
cums, aber nie so stolz, als ich dießmal seyn würde, 
wenn meine Hoffnung mich nicht täuschte. 
Kotzebue.
	        
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