nathe, die er hier mit seiner würdigen Frau Mut,
tcr zubringt, die sich noch bei den Freuden der Ju
gend mit freuet, tragen viel zum Leben der kleinen
Zirkel bet.
Von dem Gouverneur, dem Generallieutenant
von Blücher, sind alle fremde Militairpcrsonen sehr
gut aufgenommen, auch giebt er zuweilen sehr gro
ße gemischte Gesellschaften, wozu das schöne Loeale
des Schlosses die beste Gelegenheit darbiethet. Bei
solchen Anläßen breisert er und die Generaiin sich,
es an keiner Aufmerksamkeit gegm ihre Gäste feh
len zu lassen.
Schauspiel war den Winter durch nicht. Die
Truppe, oder nur ein Theil der Neineckschen Trup
pe kam erst im Frühjahr, ohne ihre besten Subjek,
te, so daß das Schauspiel nicht viel besucht wur
de. Auch war das Personale nur sehr mittelmä
ßig; ich nehme Madame Karli aus, die keine Rolle
verdirbt; schade nur, daß gute Aktricen, die immer
auf der Bühne, bei Armuth an Subjekte», erscheinen,
stumpf werden müssen.
Ueber die hiesigen sehr gut besetzten Koncerte
läßt sich nichte mehr zum Lobe sagen, als daß der
Vater der Berliner Rombergs, Direkteur davon
ist. Seine Tochter (Professor Schlüters Frau) er
freuet das Publikum noch zuweilen durch ihre so
schöne als kullivirte Stimme; auch ihre Cousine,
eine Demois. Romberg, hat eine Altstimme, wie
ich sie selten gehört. Es sind sehr viele Liebhaber
der Musik hier, die mit Kenntniß und Geschmack
vortragen. Warum vereinigen sie sich nicht im Win
ter zu kleinen Koncerten? —
Ach hoffe nicht, daß man in diesen Bemerkun
gen Bitterkeit finden wird, denn ich habe keine
Ursache dazu. Mein Aufenthalt war angenehm in
Münster; aber gerade darum bin ich aufrichtig und
wünsche, daß man noch vergnügter dort lebe, da
man es kann, wenn Einigkeit herrscht, mancher
Misbrauch eingestellt und ein thörichter Luxus ein
geschränkt wird. Gute Beispiele müssen aber von
Oben gegeben werden, diese stiften inehr Gutes als
alles Moralisiern. Mein herzlicher Wunsch dazu,
zum Schluß.
Am Grabe eines unglücklichen Freundes.
Als ich neulich die in Riga gedruckten Lieder für
die dortige Unterstützungs - Gesellschaft im Frei
müthigen anzeigte, da ähnele ich nicht, daß gera
de an dem Tage, an dem ich die Anzeige schrieb,
der Dichter jener lieblichen Lieder freiwillig aus der
Welt gieng, und so die von ihm selbst gesungenen
Worte:
Sn dichtem Vietel mnFtn »
Wir zwischen Wieg' und Grad,
Und fiilitt in tiefer Stille
De§ Schicksals Eisenftab. —
auf eine fürchterliche Weise bestätigte. Als ich das
Gerücht von seinem Tode, und von einem solchen
Tode erfuhr, lächelte ich, hielt die That für un
möglich, und schrieb ihm einen scherzhaften Brief
darüber. Ach! er ruhte dann schon im Grabe!
Der Mann war es werth, daß auch Leser bet
seinem Andenken verweilen, die ihn nicht kannten,
nie von ihm hörten; denn auch er verweilte gern
bei jedem Leidenden, wenn er ihn gleich nicht kann
te, und nie zuvor von ihm gehört hatte. Man
bleibt ja wohl mitleidig stehn, wenn man einen
Weinenden am Wege liegen sieht, und fragt ihn
auch wohl: warum weinst du? — so darf auch ich
hoffen, ein Häuflein gefühlvoller Menschen um mich
zu sammeln, die mir zurufen werden: warum
weinst Du?
Friedrich Eckardt war ein Berliner von
Geburt, theils in Klosterbergen, theils in der Re-
alschule zu Berlin erzogen, und zum Geistlichen be
stimmt. Aber seine allzurege Phantasie riß ihn schon
damals fort; er trat in Oestreichische Dienste als ge
meiner Soldat, und zog im Bayerschen Erbfolge,
kriege mit zu Felde. — Einen Mann von Genie
mag man hinstellen wohin man will, er wird sich
durch und hervor arbeiten. Eckardt lag zu Wien
in Garnison. Die Wiener Hoftheacer - Direktion
sehte damals Preise auf die besten Lustspiele, nnd
als man bei einem der ersten, welches von ihr ge
krönt wurde, nach dem Verfasser fragte, erfuhr
man mit Erstaunen: ein junger ncunzchnjähriger
Soldat habe es verfertigt.
Wie leicht die biedern Wiener in Enthusiasmus
für das Gute zu versehen sind, ist bekannt genug;
was Wunder daß jetzt Alle, und unter ihnen Män
ner wie Sonnenfelö, sich für ihn interessirten.
Man machte ihn bald von den zu rasch geknüpften
Banden los, und der Jüngling halte die Freude,
mehrere seiner dramatischen Arbeiten auf Deutschen
Bühnen mit Beifall aufgenommen zu sehn. Auch
Gedichte in ältern Almanachen und Sammlun
gen, durch die Unterschrift von einem Solda,
ten kennbar, zeugten von seinem Talent. Er gieng
nun als Theaterdichter vor 22 Zähren nach Riga,
trat aber bald in Staatsdienste, und lieferte auf
dieser Laufbahn einen neuen Beweis von der Nich
tigkeit des Vorurtheilk: daß Dichter keine brauch,
bare Geschäftsmänner seyn könnten; denn in den
letzten Zähren verwaltete er sogar die wichtige Stelle
eines Regierungs-Secretairs. Seine nächsten Vor