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Volume Nro. 56, Donnerstag den 20. März 1806

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue4.1806 (Public Domain)

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Nachricht von rinsm naturhistoii'schtn Prschtivtrk 
für Lief- Esth- und Kurland. 
23.»n es ein Zeichen des Palriotism«« ist, dgj man sich für 
rakerländische Unternehmungen afttr Art lebhaft und thätig in« 
teressirk; s» gebührt de» Bewohnern Deutsch-Rohlands »er 
Ruhm echter Patrioten. Auch ieyk haben l!e dlirch Die mwviuar« 
tee schneUe und groghcrzige Unterstützung eines Werks, Vas, 
wen» es ganz zu Stande kommt, diese» Gegenden eben so sehr 
wie seinem Unternehmer tur Ehre gereiche» muh, jene» Ruh« 
bewahrt. Ein fleißiger Seiehrtcr, C. W. D r u m »e l m a » , 
in Riga, der lange als Arzt bei der Russischen Armee gestan, 
de» und beilanstg gesagt, merkwürdige Schicksale erlebt har, 
forderte vor einige, Monaten das Publikum zur Beförderung 
einer Arbeit auf, die ihn vierjehn Zähre lang unermiidei be 
schäftigt. und bei der er weder Koste» noch Hindernisse, die ihn 
wohl «bschreek.n konnt u, gescheut hat, um ste zu, Reife ,u 
hr.ngen. Es ist «ine Sammlung von anderthalblausend «iuhet- 
mischen Ine: «11 und mehrere» hundert Vögeln, Amvhilien und 
seltenen Thoren, die er, na-n selbst verfertigten Zeiainungen 
sauber stechen und kvioriren tage. um unter dem Titel: G e- 
treuc Abbildung nur nakurhtstört scho Erlaure- 
rungen »er Insekte», Amvhidten, Böget und 
einiger seltenen viersüntgen Saugthiere, Sief, 
xsth, und Kurlands, eia Werk darüber in »reinig und 
mehreren Heficn (in gr stk», heraus ugtben. Vierteljährig soll 
ein Hcsr von zwei Bogen Tert mit fünf illum nlnen Kuvserta« 
fcln erscheinen. Jedes Heft kostet drei S-iber- Rubel. — Die 
Gegenstände sind ium Bewundern ercn nach der S.'aenr co»,rr. 
Ich habe dir Zeichnungen Ser ersteren. - este vor m,r gehabt, 
und muh gestehen: ich zweiste fast, dah die Abbildungen im 
Stich so iiaturaetren »ussallrn dursten. In der Zeichnung 
scheinet, dir Gegenstände zu leben. — Der Tert so« eine aus 
führliche Beschreibung aller Abbildungen enthalten, und jedes 
Insekt oder Thier, das iidrlgen», so weil es das Formar ge 
stattet, t« natürlicher «rohe daraus vorgestellt ist mtl de« Ln- 
teinischea, Deutschen, Ru,fische«, Lettischen «nd Esthnischen Na 
men darin bezeichnet werden. Die Enbscriviiou war noch 
nicht geschloffen, als der Unternehmer schon in s» wett für die 
Kosten gedeckt war, dah er die ersteren tpiste bereits in Arbeit 
geben konnte, die nun dal» ans Licht trete» werden. Ein Un> 
errnehmen dieser Art, verdiente, auch wenn es nicht z» Stand« 
gekommen wäre, rühmliche Erwähnung. 
»Ibers. 
Au« München. 
23as t« gewissen Zeitungen von der Errichtung einer neue» 
Universität zu ll l NI oder zu Augsburg verbreitet worden 
ist, hal keinen Grund; man denkt gar nicht daran, sonder» 
wird sich mit Land» hu» »«Helsen, da« ohnehin Geld genug 
kostet, und dishir wtnlg Freude geniachl hat. Herr» W i h, 
matt t,'i zweiter Plan ist ln der That eine merkwürdige gw 
scheiüung, und wird für die «llnsligeu Enllurbistvriker, ei« 
wichtiges Aktenstück abgebe». Denken Ete, dah unter andern, 
auch Anleitung «um Bete« NN» zum — Reverenzenmachen 
»artn gegeben, auch dl« Phvstk na» den vier Etementen ge« 
lehre wird. Wahrscheinlich wir» das berühmt« Lehrbuch unsers 
berühmten Akabemikers 9>., worin der Kältestoss so eine 
»tanzenden Stelle einnimmt, dabei zum Grunde g.lcgt werden. 
Eine interessante Erscheinung. 
^i,s Blatt hat >»« Glück, so eben eine sehr liebenswürdig- 
geistovll« Mttarbttterin zu erhalten. Ich glaube ste den Lese 
rinnen «nd Lesern nicht besser bekannt mache» zu könne«, als 
durch den naiven Brief selbst, durch de» fit »ich mir vorstellte, 
uu» der am beste, zeigt, wle viel von Ihr zu erwarte« Ist. — 
LiaS ich antwortet«, — darf Ich wohl nicht erst sagen. 
Der Red. 
H den yte» März 1806. 
„bchon wieder ein Welk, das den Svlunrvcke» verlieh, unt 
mir die narrischen Prvdukie ihrer Feder aufbringt, werde» Sit 
vielleicht tri Erösnung die,er Briefs nuorufru. Ader höre» Sie 
mich erst, furchtbarer Mann! — Ich b,u all einen Arzt ver- 
heirathet, dem >«int grv-e Prarjs n,chr erlaubt, au» nur eine 
Stunde des Tags an feb> »neuer,,'che Arbeiten zn wenden, Hain« 
steht er fchon des Morgens um 4 Uhr auf, um zu st abirre», 
und ich als ein« gefällige Ehefrau stehe Mit aus. — Da ich 
NU» der Geschäfte sehr wenige, und nur et» Kind habe, rteth 
mir niein Mann, »ie Zeit, welche ich «urch das frühe Ausste 
hen gewinne, btv» der Ausbildn», meine» Geistes «,i» den 
Muse» zu widmen, besonder» da ich noch iung sei — im D»r» 
beigklm, ich bin kaum 20! — und noch viel lerne« könne. 
Ich schrieb nun kleine Erzählungen — und habe unter uns 
gesagt, auch einen Roman in »er Arbeit, doch ohne nur eine 
Idee z» haben, dah die Dinger werth wären gedruckt zu wer 
den. Nun zwang mich mein Mann, ihm vorzulesen, und wie 
groh war die Freude meines kleinen eltlen Herzens, als er 
sagte, ich könnte meine Schreibereien ohne Austand »rucken las 
se«. Ich schickte nun eine meiner Erzählungen zur Beurtheilung 
an , und ste antwortete mir, dah — ste ihren Beifall habe, 
und bereits abgeschickt sei um in ein bekanntes Journal woran 
ste arbetret, eingerückt zu werden. — Was soll mir aber bas 
alles, Madam? werden Sle wieder sage«, den» ich weih i» 
immer »och nicht was Sie wollen! — Verzeihen Sie, ich 
hatt' es über meinem «eschwä, bald selbst vergesse«! — Nu« 
Ich wollte Sie I« aller geliemenden Demuth bitten, einliegen 
dem Geschreibsel einen Play in ihrem Freimüthige, ,» 
gönne«, wenn es einlgermaahen v»n Ihrem Beifall beglückt 
wird; sollten Sie aber ein grausames Ucrhetl darüber falle», 
s- bitte Ich Sie mir es gleich wieder z« schicken, dc»n tu die 
sem Falle würde es mir ein sehr demüthigender Gedanke senn, 
es bei dem strenge« Verfasser der Briefe a» ei« Frauen« 
»Immer zu wisse». 2» schließe mit der Versicherung meiner 
warme» «. s. w. " 
Eophi« g. — 
Tochter des bekannten Ante? W der, ohne es zu wtffen, 
mir Helsen soll ihr urtheil zu besteche«. 
„Mein Man« steht mit svotttndcm Blick die demüthige 
Miene womit ich Jhnm schreibe, «nd sagt, Sie hakte« stch 
schon einmal beklagt, dah man Ihnen einen dicken miserablen 
Roma» von H ingeschickt habe. — Ich tröst« mich aber 
mit dem «cd-nken, »ah St« gegen ein Frane,zt«mer nicht so 
grausam »erfahren werden."
	        
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