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Nicht-politische
Aus Berlin, vom zten Januar.
-iiern gab man auf unfrer Bühne »um ersten Male, »um
Bknen» de« belieblen und sehr schätzbaren Sängers (»ei Deut
schen sowohl al» des Italienischen SperntheakerS,) Hrn. Franz,
„der frohe Tag", ein Singspiel in einem Akt, das er selbst
geschrieben und au» in Musik geseyt hakte. Die
Fabel deS Stücks ist recht artig, aber der Gang derselben
schleppt; d e Munk bar sehr viel Gefälliges. Die Schaustkieler
schienen für da« Stück zu fürchten und daher im Ganzen
nicht rasch, lebhaft UN» sorgfältig genug »u spiele»; doch von
Hrn. Ambrosch, der einen verllrbren und dabei einfältigen
Bauerjungr» gab, läßt e« sich rühme», daß er ganz l» seiner
Rolle war, und sie trefflich durchführte. Er mußte einen sei
ner Gesänge wiederholen, und wart heftig applaudirt. Eben daß
geschah dem Stücke selbst, und Hr. Franz ward herausgeru
fen. — Leider war das Haus nicht so voll, als man es dem
wirklich verdienten Künstler gönnete. — Gleichfalls ,um ersten
Male folgte darauf: Herr und Diener in einer Person,
(L’Oncle valet componlrt von Dellamaria. Au« diese in
teressante Eouiposttion wurde mit großem Beifall aufgenommen.
Heuie Abend gab man ei» großes Soncert ;um Vesten der Witt
wen und Waisen der Eapclle. Duport, Brun, Ritter und Vahr«
mann chielten, Madame Marcheiti und Herr Rrizji sangen, letzter zum
ersten Male öffentlich in Berlin. Kenner behauvten, daß sein« Stimm»
mehr Bariton »iS Tenor aber daß feine Meihode vortrefflich sey.
Die seit ein Paar Fahre» hier gebräuchliche Subskription
»u stehenden wöchentlichen Concerten, ist in diesem Winter nicht
»« Staude gekommen; die unbestimmten sind dafür In ieder
Rücksicht desto glänzender.
In der hier erscheinenden, vom Kapellmeister Relchardt re»
diglrten, interessanten musttalischen Zeitung hatte eine Anspielung
aus die Rohheit der Hallischen Studenten gestanden. Einige der
selben, sagt inan, zogen daraus nach Glebickensteln, wo Relchardt
wohnt, und warfen ihm, »um Beweise der Sanftheit
ihrer Sitten, die Fenster «in, — worauf er »um An
fange deS neuen Jahrganges seiner Zeitung, jene verläumderisch«
Anschuldigung der Rohheit höchlich miSbilligt und ste widerruft.
In dem vierten Ballet, das wir seit kurzem auf unsrer
Deutschen Bühne sahen, und daS „ der unterbrochene Dorfiabr-
markt" heißt, zeichnet sich vorzüglich ein von Hrn. Mvsser
comvonirteS Pas de nois, das er selbst mit Dste Aug.
S»ull und Hrn. Gasparini tanzt, sehr angenehm aus;
nächst diesem aber ein Pas de deux non demselben, das er
mit seiner Schülerin Dlle Jopeuse aufführt, und ein Solo der
lctzlern, daS so untcrhalteud war, alS eS bei einem Körper der
die angenehme Fülle der Kindheit abgelegt und noch nicht die
reizende Reife der Jungfrau gewönne» hat, ausfallen kann.
Dlle Jopeuse hak etwa dreizehn Jahr. — Sie tanzt übrigens
sehr digagirt, hat schon sehr diel Apiomb und bei jedem neuen
Auftreten an Grazie gewonnen.
Wir haben daS Vergnüge«, »aß die Ballete jetzt zu den
haust, wiederkehrenden Belustigungen gehören; wir haben, vor
züglich durch die uuermüdliche Sorgfalt d«s verdienstvollen Bal<
kttmclsterS Hrn. Lauchery em sehr vorzügliches Ballet-Perso
nale, daS von Jahr zu Jahr rrichen Zuwachs «ns »er Pepi»
Zeitung. Nro. 5.
ulere — Hrn. Lauche»,'S gedeihendes W-rk, — hoffen darf:
folgende Bcmerkiiugen sind daher nicht u u » ü tz c Worte,
wenn man ste höre» will.
Die Fabel d-s genannten Ballets ist diese: In einem
Dorf« wird ein Jahrmarkt begangen, ein Truvp Soldaten mar-
schirt ein, nimmt Theil an dc» B-rgnüguiigrn, bekommt aber
bald Handel mit den Vauren, und schlägt sich mir ihnen.
Der comniandirende osstcier und der Gutsherr steilen die Ruhe
wieder her und der letzte verlobt seine Tochter mit dem er
sten, — und nun folgen Tanze. Ist daS.ein Ballet? Rein.—
wenn anders die Destnitivn richtig ist „ein Ballet sch ei»
dramaiifches Gedicht, das stall der Wert«, durch rhythmische
Mimik ausgeführt wird," — und wenn der Gesetzgeber der
neucrn Tanzkunst Noverre Recht bat - von einem Ballet eine
Handlung kd. b. mmivirten Fortschritt der Fabel,) eine Jniri-
gue, eine Verwickelung, eine Auflösung zu fordern. JedeS
Ballet. Sem diese Bestandthklle fehlen, erklärt er für UN simple
divcrtissement de danse. — Dieser unterbrochene Dorf-
Jahrmarkt hat, wie man sagt, vor dreißig Jahren zu L»on
viel Glück gemacht. DaS kann wohl seyn, — aber vermuth
lich nur durch eben daS Fremde, was ihm hier Zuschauer ver
schafft, durch die eingelegt«» einzelne» Tanze. — P1e1.es k
tjioir.« ersetzen freilich auch; aber man erzeigt Hr». Lascher»'«
Einstchtcn und Talenten eine ehrende Gerechtigkeit, wenn man von
einem vorzüglicheii Corps de Ballet an dessen Svltze Sr steht,
auch neue Tanzdramen von höherm Gehalt »u sehen wünscht. —
Bieten stch dem verdienstvollen Kreise, keine neuen, jugendlich-
lieblichen Ideen mehr dar: nun, so läßt sich von seiner Libera
lität hoffe», daß er jedem glücklichen Gedanken anderer Künstler
mit Vergnüge» Raum zur Eutwickclung lassen werde. In de».
Ballet solle«, wie es ln jeder ander» Gattung des' Drama ist,
ans der Bühne jedem wirklichen Talent freier Spielraum gelassen
sepn: wer einen glücklichen Gedanken hat, führe ihn a«S. — Hrn.
Lauchen,, der auf eine lange Laufbahn, voll rühmlicher Thätig
keit zurücksteht, zu erreichen, wird nur zu schwer seyn.
In dem Gymnastum illustre, das der Fürst DeSborodk»
»n Nafch-n in der Ukraine errichtet, hat er rio.ooo Rubel und
außerdem noch >5000 Rubel iährl. Einkünfte ausgefetzb.
— Der Doktor Karl Fuchs, aus dem Nassausschcu, der
stch durch eine Reihe naturßistorischcc und andrer Schriften in
Rußland vorlheilhast bekannt gemacht hak ist zum Hofrath,
zum Professor der Naturgeschichte und zum Direktor deS botani
schen Gartens bei der Universität Kasan, ernannt worden.
— Zu Ellwang-n ist eine sehr beträchtliche Bibliothek auS
den Bücherfammlunge» der aufgehobenen Klöster gebildet wor
den. Sie soll unter andern 200 alte aus Pergament ge
schriebene Codices enthalten.
— Die Im vorigen Jahre zu Washington gkstlsrete ökono
mische Gesellschaft ist durch eine eigne Jncorvorakion» - Akte ««
einer politischen Gesellschaft coiistilu-rl »oiden.
Verbesserung.
In Nr. r. »e» Frelm. in »er zweiten Columne der erste«
Seite Zeile >4 lese man stall: „am gefügigsten und beschet-
deuNen," — der Gefügigste und Bescheidenst«.
— Weiler unten lese man »alt: „ein Paar Namen"
— manchen Namen, und statt: „deren", — »essen.