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r^m, seine sentina reipublicae. Auf der andern
Erike hak auch der niedrigste, z. B. der Bauern
stand, seinen Kleiojegg, seinen Mauß, seinen
Peter Anich! Zu Kleinjogg sagte «inst sogar
ein Prinz von Würtemberg: „Ich steige nicht zu
dir herunter, ich steige zu dir hinauf, du bist besser
als ich!" — Das niedere steht also hier blos dem
höher» entgegen, und unter dem höher» begreife ich
denjenigen Theil der Nation, der unmittelbar oder
mittelbar an das Ruder der Regierung Hand an
legt; folglich alle Regenten selbst, und ihre höher»
und niedern Gehülfen, ste mögen in einem Fache
arbeiten, in welchem sie wollen. Da» niedere Welt-
Publikum umspannt dann alle übrigen Börgerklassen,
die in andrer Absicht, an Geburt, Reichthum, und
selbst an wahren Verdiensten hoch genug stehn kön
nen ; nur an der Regierung haben sie nicht de» ent
fernteste« Antheil, und sind, wie das Stuben Pu
blikum, bloße Regierte. — Nunmehr glaube ich
Zhrien vollkommen deutlich zu seyn, wenn ich ohne
weitere Erklärung vom höher» Welt. Publikum,
vom niedern Welt-Publikum, und vom Sluben«
Publikum spreche. Zch komme zur Sache und be
haupte, wa« nur zu sehr am Tage liegt, daß das
höhere Welt-Publikum (mit wenige» Ausnahmen)
auf das Etüden - Publikum mit einer Verachtung,
die sich kaum ausdrücken läßt, herabsieht. Diese
Verachtung erreicht ihrea höchsten Grad, wenn das
Stuben-Publikum sich heraus nimmt, über politi
sche Gegenstände zu urtheilen, und über Staats-An
gelegenheiten mitzusprechen. Die Benennungen,
Stuben - Publikum, Stuben - Menschen,
Dücher-Menschen, Buchstaben-Menschen,
sind dann an der Tagesordnung. Für das höhere
Welt-Publikum ist es mathematisch gewiß, daß der
Stuben-Mensch, der nicht selbst an der Regierung
mit Hand anlegt, über Sachen des Staats nicht«
als Albernheiten, Abgeschmacktheiten, oder noch öfter
Frechheiten vorbringe, gegen welche die Censur nicht
wachsam genug seyn könne, und leider nicht hin
reiche, alle diesem Unfug: zu steuern und zu wehren.
Wollte der Himmel da« höhere Welt-Publikum
hätte in allen diesen Beschuldigungen Unrecht!
Wollte der Himmel, das Stuben-Publikum hätte
sich in seinen mündlichen und gedruckten Räsoono-
wentS jederzeit so genommen, daß keine gegründete
Klage darüber Statt fände! — — — — —
— — Zch nach meinem Gefühle würde nicht«
dawider einwenden, wenn die höhere Welt auf eine
Schriststellerei gewisser Art Tod oder ewige« Gefängniß
sehte! — Wenn ich nun aber den, zum Theil hor
renden Misbrauch gern und willig einräume, giebt
es denn nicht auf der andern Seit» auch einen sehr
würdigen Gebrauch? Zst der Stuben-Mensch, wenn
er über politische Gegenstände kein« Hvrreurs sagt,
dagegen nothwendig dazu verdammt, Albernbeiten
und "Abgeschmacktheiten zu sagen. weil de, Staat
und alles, was zu ihm gehört, viel zu weit über sei
nen Horizont und über seine Fassungskraft erhaben
ist? Es liegt, wie immer, in dieser Behauptung et
wa« Wahres. Zweifelsohne ist der Standpunkt der
höbern Welt, dem politischen Räsonnement ungleich
günstiger, als ein stilles Museum: allein hier frage
ich: i) giebt denn der Standpunkt an sich schon
Weisheit und Einsicht? Sieht der Blinde nun best
ser, wenn er, nicht auf platter Erde, sondern auf
dem Kirchrhumk steht? Zch glaube dieses Gleichniß
sagt schon alles; sonst würde ich noch hinzuiaeen,
daß wenn Standpunkt allein e« ausmachte, so hält«
Rabner unmöglich seine Satire auf das Sprich
wort schreiben können: wem Gott ein Amt giebt»
dem giebt er auch den Verstand! Dieser, dieser, der
Verstand ist die Hauptsache, auf dem höchsten Stand
punkte so gut, wie auf dem niedrigsten! Unter zwei
Menschen von gleichem Verstände, von denen der
eine doch der andere niedrig steht, wird allerdings
der erste weit mehr und richtiger sehen; ist aber da«
Derstandesmaaß des ersten beträchtlich kleiner, wie
da« des zweiten, dann ist für nichts zu stehen, daß
der zweite im Räsonnement dennoch den Preis gegen
den ersten bavcn trägt. Der Grund davon ist ein
leuchtend. Die einsame Stube, die freilich gegen ei
nen glänzenden Hof und gegen die Zirkel der hoher»
Welt sehr absticht, ist dennoch nicht so einsam, als sie
scheint. Man kaun in einem Raume von wenig o
Fuß eine ganze Schaar von Weisen alter und neuer
Zeiten um sich her versammeln; und man hat hier
sogar den Vortheil, den man anderwärts nicht hat,
alle Thoren und Narren auszuschließen.
(Der Schluß folgt.)
An
Nicht-politisch
Französischen Blättern.
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Zeitung. Nro. 55.
der unipersirät im 2«n«ar mit einer sehr elegurnte« Rede «»-
offner.
— Die große Kunil AEettang, die de» r;sten Mao i»
Pari« Searr ßndrt, so« mit nur Proben von aueguclcknekeu
Fabrikationen, sonder« überhaupt «on allen, in Frankreich eri-
stirende» Fabriken enthalte», — gleichsam eine «eograrhlfche
Industrie > Kart« »»» Frankreich seyn.