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Volume Nro. 25, Dienstag den 4. Februar 1806

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue4.1806 (Public Domain)

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— Ti« »rächiiger Sarkovhag, tot Sei- SsrK«aI «Söffe», 
outet Heinrich dem Achten, ffic sich »erfertfjen ließ, tat dl« 
het unbeachtet in einem Hause gestände« , baä zu der St. Ge- 
»egen Kar-elle zu Windsor gehört. Ec ist aui einem Block 
schwarten Marmor« velscrkigt und mit Plldhauerarbeiten von 
der ersten Schönheit geschmückt. Jetzt, da e« gebräuchlich ist, 
dergleichen slir Bel» sehen »u lasse«, hat man da« Publikum 
darauf aufmerksam gemacht: die Habsucht ist wenigsten« »nrch 
ihre Folgen nützlich. 
— Am igten Januar ist am Englische« Hofe der 
Liste Geburtstag der Königin, die aber a», lstten Mäh ge- 
doheen ist, außerordentlich glanzend gefeiere weiden. 
— Indeß in London selbst die Schutzblaktern-Jmrsung 
noch immer s» sehr »o« den Ettern seilst vernachläßigt wird, 
ildr man sie In Schotlland mit Sorgfalt und Glück. In 
Glasgow sind Im uerstossenen Jahre nur ri Kinder an natür 
lichen Pocken gestorben, und Ela.-gow hat 8o,oco Einwohner. 
— Aus dem Malabar, «nein Kriegsschiff, hatten wah 
ren» seiner Fahrt von Jamaica nach England, siebzig Personen 
da« gelbe Fieber. Der Schiss«-Wundarzt behandelie sie nach 
den Anweisungen, die Dr. Rowley in seiner neuesten „Athand- 
II,»g über ansteckende Faul Heber, Pest" u. s. w. ertheilt, und 
e« starb nur Silier. 
— Die neue O limbische Schule zu Hertsord lu England 
ist jetzt eröffnet. E« wird niemand unter dem Alter »on fneif- 
ilhn Jahr aufgenommen, und seder Auszunehmende wird au« 
dem Casar, dem Birgil, dem neuen Testament und Xenovhon era- 
miuirt. Die Pension betragt 100 Guinee» und eine Zulage für 
einzelne Lehrer. 
— Die Kunst - Societät zu London beschäftigt sich »etzt mit 
der Versorgung und Ausbildung eine« kleinen Mädchen« von 
neun Jahr, da« ein sehr seltne« Talent für Gla«-Maler« zeigt, 
und feine Mutter- und feine »ungern Geschwister mit seinen klei 
nen Kunstwerken ernährt. 
Auszug eines Briefes aus Paris. 
jjert Hase, ein geborn« Weimaraner, io Weimar unter 
Bö tilg er, in Heimstatt unter Henke und Brun« geiil, 
det, ging ohne alle weitere Aussichten, al« dieeinSchay rhilo- 
logtsther Kenntnisse giebt, wie sie jetzt nur noch ausNorddeutschen 
BiidungSanftalten »ud Universitäten erworben werden können, 
vor fünf Jahren nach Parie. Ein Neugrieche, den er in Jena 
kennen gelernt, und mit dem er durch da« Band der Neugrie 
chischen Sprache verbanden war, gab die nächsie Veranlassung 
dazu. In Pari« wandte sich der junge Mann, der mit andern 
schätzbaren Eigenschaften de« Geisie« und Herzen«, auch die un 
ter unsern bessern Jünglingen immer seltener werdende holde 
Bescheidenheit verband, an Bllloison. Bei diesem Gelehr- 
een von echt-antikem Sinn, bedurfte e« für Haftn weiter keiner 
Emvseblung, al« der, dah er von Weimar und Jen» erzählen 
und sich al« ein Landsmann Wi-Iand« legii.miren konnte. 
Bon nun an nahm sich Villoison und zugleich mir diesem der 
edlc, dienftserkige Millin, de» junzrn Deutschen mit unermüde- 
ter GefaUigteit an. Hase wurde durch V. Emvfthlun, Leh 
rer im Erziehung«-Institut de« Hru. Jeauffrek. Da« Los« sol 
cher Lehrer in Pari« isi Im Ganzen ungleich besser al« in 
Deutschland. E» Ist kein Erziehung«-Institut in Pari«, ln 
dem nickt ein iunger, auf Deutschen Akademien gebildet« 
Mann, »er sich nur einigermaßen »ersiändlich zu machen weiß, 
für vier Stunden täglichen unterricht« — ohne alle Art von 
Aussicht über die Zöglinge, — offene Stellen fände mit we 
nigste»« 800 Frauken Gehalt. Herr Hase stand sich bei Jeans- 
frei noch weit besser und behielt manche Tage ganz frei, die er 
»«zu verwendete, für Herrn D n k h c i l auf der Kaiserlichen 
Bibliothek in den Handschriften zu arbelten, und für wahre 
Deutsche Gelehrte Handschriften zu vergleichen. Sein redlicher 
und verständiger FAiß erwarb ihm bald auch da allgemeine« 
Zutrauen. Al« daher Parquvy, erste F.mploye au Depar 
tement de« manuscrits de lu bibhotheque Imperiale, 
»essen Stelle 3000 Franken und freie Wohnung giebt, de» 
2ten Oktober vorigen Jahre« mit Tode abging: so schlug Dü 
the i l Hru. Hase an de» Verstorbene» Stelle vor. E« hat 
nehmlich da« Conservatoire der Kaiser!. Bibliothek (welche« 
au« acht Mitgliedern besteht, al« Gosseli» nab Millln 
Im Kabinett der Antiken, vanvrant und Cavveronier 
bei den gedruckte» Büchern, Dukheil,LangIe«, Davier 
dei den Handschriften, und Jo ly in der Gallerie der Kurftr» 
sticht) die tmploycs und da« übrige sehr zahlreiche Personal 
bei der Bibliothek nach der Setmmenmelirhett zu ernennen; der 
Minister de« Innern bestätigt dann. Hase war auch dem Se 
kretär - General deim Minister de« Inner«, Degerando, 
einem Freunde der Deutschen Literatur nur Manne von den sel 
tensten Kenntnissen, nicht unbekannt, und so wurden alle 
Schwierigketten gehoben, die sich sonst wohl auch nach der 
Wahl de« Conservatoire hätten siuden können. E« ist für 
»je Sache der Gelehrsamkeit wichtig, daß ein so thätiger und 
keunenißreicher Mann di» nnermeßltchen Manuskripten - Schatze 
dieser einzigen Bibliothek ordnen und benutze» kann. Bon de» 
au« Italien, Belgien, Schwaben und Baiern angekommenen 
Sachen sind Verzeichnisse vorhanden, aber auch sie bedürft« 
noch vieler Berichtigung, und die Schätze selbst müssen erst 
elnrangire und dem Ganze» zu größerer Brauchbarkeit einverleibt 
werden. Die au« dem Innern hierher gebrachten Bibliolheken 
der Jesulten, der Jacobms de St, Honore, des Petits- 
Peres, det Recollet»,' des Jacobms de St. Jacques, de 
St. Victor, des Capucins de St. Honore, des Feu.llons 
und au« noch vielleicht fünfzehn andern Congregaiionen ln und 
außer Pari«, konnte au« Mangel an Zeit und eine« schicklicher« 
Lokal« noch gar nicht einmal einzeln eingetragen werde». I» 
acht Sälen, bei der Bibliolhet unter der Vencnnuug Cham- 
bres des Titres bekannt, lagen wohl an $000 Handschriften 
schichtweise über einander, in welchen nun der thätige Hase von 
8 früh bi« tief In den Nachmittag mit unermüdkten Eifer ar 
beitet. Im nächsten Bande der Notices et Extrarls det 
Manuscuts de la bibhotheque Imperiale, wovon jährlich 
eine Suite herauskömmt, wird ei« von Hase geftrkigte« Ver 
zeichniß der au« «er St. Marcu« Bibliothek erhaltenen Schatze 
erscheinen. —, Noth Sch licheegro ll an« Eoib», der sich 
hier einige Zeit aushielt, deseftigte den Glauben an Deutsche 
Redlichkeit und Gelehrsamkeit, der durch manche literarische 
Adeniheurer neuerlich erschüttere worden war. Doktor Sickler 
ist nach Nom zu dem Preußischen Residenten, With. von Hum- 
»old abgereist, dessen Kinder» er al« Lehrer und Erzieher gewiß 
große Vortheile »erschaffen wir».
	        
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