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Volume Nro. 236, Dienstag den 26. November

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

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ei« rtl.fr Wagn. Eudlieli wtUS flut ^rninW» i» so etniuriL- 
ten , daß »>c Braut ihren Bräutigam überrascht, da «r grade 
ihre Liebesbriefe am Spieltische v> klaust; ti entdeckt sich, daß 
er auch den sch«» unkerschriedenen Eheeantrakt verpfändet, und 
di, Freundin thu eingelöst hat; -um ueberstnu kommen noch 
Poi^ei-Beamte, um chu wegen heasaiachter Banknoten zu ar- 
reiire» und »es Ausgang de« Sttickes tagt sich denken. Der 
Shgratter der Wittwe ist mit Kenntniß deS weidlichrn Hertens 
gezeichnet, der des Abenihcurcrs «bexlayen. Das Stück hat ei 
nig« sehr glücktiche Secneu voräigiiL gesielc» die des erste« 
Akte«, w» Gläubiger und Soictkamaraden den Baron von 
Qualm, — (o Ntiuti sich der Abenlbeurcr — besuche» und er 
ihre Reden der gegenwärtigen Braut sinnreich «u verdenteiu 
iveiß. S»a»e, daß dieser Spaß mit «tuiger Veränderung im 
zwei«,» Akt wieder vorkommt, und auch im dritten wieder vor» 
sticht wird. Die rlunahme dis Stückes war jiemtich takt, 
»daleich es sehr dran geidieit ward. Md,ne Fleck, die Braut, 
war d«,auruud durch ihre Reize und durch die Wahrheit des 
SvieiS. 
An, Listen trat Mdinc Men er wieder >lim erste» Maie als 
Jungfrau non Qrieaas auf, und rechtfertigte durch ihr iiieister- 
haste» Spiel das Bedauern mil dem man im vorigen Jahre 
ihren Abaang erfuhr, die Behauptung der Kunst - Li,bi,.oder, 
»aß >« in dieser Rolle nicht erseht werde» könne, — so manche 
schätzbare Künstlerin es auch versuchte, — und die Freude mit 
»er man ihre Rückkehr zur Bühne aufnahm. 
Aus Englischen Blattern. 
Nelsons Tod hat man auf dem Codentgardcn Theater eine 
Feierlichkeit gewidmet. Der Htnlergrund der Bühne stellte da« 
offne Meer. mit Schiffen b,dickt vor. Nelsons Bild»!» schwebte 
»uS den Wecken herab, und wurde am Strande mit dem tiule 
bntUH'a, dem eine Sirvphe zum Andenken Nelsons betgefiigt 
ist begrüßt. — Der Gedanke, dt« Nanu» der gefallene» Hei 
den eines Lollis csium bleibende» asten Nai.-onalgesange einzu, 
»erleiden ist schon, vielleicht manch«», bltoimenber als die Bei 
setzung der Leiche in einer Westminster-Atztet. — Nelson war 
Baron und Vicomle. Die Vicomiie erlischt mir ihm, die Ba 
ronie ist aus stillen Bruder, rinc» G-iststchen »u öanlerbury, 
iztzergegangen. 
— Von der Englischen National - Schuld wird letzt vier 
teljährlich eine Million Psd. St. abdezghit. 
— (Die Englischen Blärier übersetzen den Titel des Freimü 
thigen durch lufenuous. Da» ist wenigstens richtiger als dir 
Ueberscyung der Franzosen durch Le Smi eie, aber sonderbar 
ist di« Gewohnheit ützcrhaupt, Namen zu übersetzen.) 
Aus Französischen Blattern. 
Sin Hr. Lue hat gesunden, daß stch aus dem Saamen des 
wildwachsenden Hohlzahn (auch Hans- und g-undsiicffel, und 
Katzengesichl genauvt. 1 in. Galeopsis oder Gailopsis) ei» 
treÄlches flißes Qel bereiken lasse daß wie Nußöi schmeckt. 
Da das Kraut sehr häutig wild wächst, kan» diese Entdeckung 
wichtig werde». 
— Beim Jardin des plantes wird eine neue große «l- 
serue Brücke von fünf Bogen über die Leine geworfen. 
— Herr Garnen», der knslschiffer, will zu Paris Borle- 
«geu über Pbvstk hallen und Laiande — emrstehlt ihn dazu. 
— Man stellt jetzt in Pari« eine lrdcnde Klapperschlange 
und — ein gläsernes Model der Domkirch« ,u Metz, zur Schau. 
— Auch das Journal de l'Lmpire thelll wörilich die 
gelehrte Notiz des Journal de L. über Baiern mit, „ daß e§ 
Oestreich und Ztaiie» stir Verbindung dienen konnte." Wahr 
scheinlich giebt e» in Paris keine Charten von Deulschland. 
Zubelfeier der Schauspielerin ZieseniS. 
cForrsttznng.) 
Zahlreich« Bestich« aus dem Hg»g, (H Stunden »on Am- 
stwdan,- aus Leihen. Hartem und Utrecht trafm am 
Z iäen oklober hier ein um dir — Krönung beizuwohnen, 
und auch von unfern Deutsche» Landsleuten st lllen stch oiele 
«,n weil ste wahre Achtung und Brwunderung der großen 
Künstlerin zollten welcher die Ehren rone zu Theik werde« 
sollte. Doch war das Schauspielhaus nicht so übermäßig ge 
drängt voll als man allgemein — befürchtet halle weil man 
vo» der einen Seite invht gerne dieser Kchausoieleri» alle mög 
liche Boriheile zukommen zu lassen, geueigr war, aber auch 
vo» rer ander« Seite die Zuschauer befriedigen und schonen 
n,!lte. Ueber die Borstelluug der Rodoguue selbst, welche — 
einiger unvermeidlich trocknen Sceiieu ungeachlet — duich das 
Nleisterhlstc Spiel einer ZieseniS und eine» Snoek kreislich aus- 
stet habe ich im Ganzen wenig zu bemerten. Sie kennen 
Lornillre und den Französtsche» Geschmnek, große erhabene Ge 
danken bolleneeie tharattere bewundernswürdig« Züge und 
Nuancen, aber auch — äußerst ged.hnte Handlungen uncrkräg» 
lich lange Monoiößrü -nö -rtt»u-„sck, welch« mau jedoch dies 
mal sehr passeud a>--uiurzen verstand, und z. B. das Knigivei- 
ltgc drei Seiten lange Selbstgespräch der Vertraute») Lautier, 
sehr gefällig um zwei Drittel — beschnitt. Meine Zie enis gab 
ihre Cieovarra »>it der erhabenen Würde, dem Selbstgefühl 
und der Energie, welche ihr so ganz eigen sind- und für welche 
ihre Ecsiali und ihr ganzes Wesen so vollkommen berechnet ist. 
Sie ist daher auch nie größer nnd herrlicher, al« wenn ste als 
Herrscherin «»stritt, u»d z. B. als CemiramiS, Mcdea, Lad» 
Macbeth u. s. w. jedem Bewunderung abbringt. Mdlli Cor 
ner .jetzt Mdmc Hl lverdink) leistete als Rodogune, was 
man von ihr, was man von cinkr Schülerin der berühmte» 
ZieseniS erwart,« kon»>r Noch ehe der erste Akt zu Ende war, 
erschien S. E. der Ralhs-Penstonar S chIm INeln e» nin k mil 
seinem Gefolge, *) und ward mit lautem wiederholten Beifall- 
kiaischcn emvsangen. Der Eindruck, den diese ungchcuchlite 
Tbeiinahmc aus ihn machte, nnd die Einsackst,eit, mit der er 
überdies heute mitten uuter feinen ihm wohlwollenden Mitbür 
ger» erschien, waren dem Fest« besonders günstig. Nach Endi 
gung des ersten Stücks begab stch der Raths-Pcnstouär mit 
seinem Gefolge in die Direktipa-s-Zimmer, wo er von den 
Herrn Direktoren der Holland,schen Schaubühne aus eine sehr 
woblgesällige und ehrenvoll« Weise empfang-» ward. Nach ei 
ner lange» Paust, welche durch die erwartungsvolle Span 
nung, in der mir waren, unser« Ungeduld rege machre, begann 
endlich da» obenerwähnte zweite Stück: „De Vereeni- 
giug van tret verbevene met bet schone, ein« 
allegorische durch de« Dichttr (und Advokat) Kinkel ent 
worfen« Vorstellung. Die Decoration war sehr schön und lres- 
send. Außer den Tempeln des Schönen und des Erhabenen, 
welche vollkommen unserer Erwartung und dem Zweck eoispra- 
chen, sah man vorn an der Bühne eine schon verzierle Urne, 
deren Ausschrlsn: „Van de Verdiensten-- jedem den 
Hwcck dieser Feier näher vor Augen stell!«. Der Dlchler läßt 
zuerst die Niederländische Jungfrau (de Kedeilands, he 
Maapd) auftreten welche in eine», ziemlich langen Monolog 
über das zunebmcnde Elend ihres ander. über den Verfall der 
Sitten u. s. w. wehklagt, und nach einer nur allzu traurige» 
Bergleichuog der jetzigen Zeilen mil dem Glanz und der Größe 
der Borzetr, ihre ci»,ige Hoffnung aus diese de» Berdicuste» 
geweihte Urne zu begründen scheint. Mdme Snoek gab die 
ser Rolle viel Haltung und Kraft.) Dann erscheine» die Prie 
ster des Schöne« und des Elhabenen, um ihren Göttinnen zu 
huldigen, und äußern beide ein inniges Verlange», den Drang, 
stch an diesem bezaubernden örie zu vereinigen, um dem erha 
ben«» Sterblichen, dessen Kunst ien« merkwürdige Tendenz 
(VersLwiiierung des. Schonen nnd E.habeiien i am treffendste,, 
bewirke» könne, den Lorbeertran» aus'- Haupt zu setzen. 
(Der Schlug folg:.) 
*) In welchem stch auch di, Admiräle de Winker und 
V erh eu i befanden.
	        
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