5-)
kich ausführten, sind eben um dieselbe beschäftigt:
der eine mißt, dee andere führt den Meißel, der
dritte beobachtet den Essekr.
Za Rücksicht des vierten Momentes dürste auch
mancher Kunstkenner wünschen, daß die Wahl des
Augenblickes für die Handlung anders gewählt wäre.
Unser Künstler stellte den Praxiteles vor, wie er
rasch sich erhebend der Werkstatt zueilt, indem Phry-
ne an seiner Seite in dem nemlichen Augenblick die
Vorhänge wegziehen läßt, und ihre List dadurch kund
machet, daß die beiden Statuen, der Amor, und
der jugendliche Faun, sich dem Auge unversehrt dar
stellen. —
Da die beiden Statuen hier nur Symbol sind,
so wäre die Wahl vielleicht glücklicher auf den Mo
ment gefallen, wo Praxiteles eben im Begriffe steht,
das Bild des Amor's an Phryne zu übergeben.
Mit richtigem Sinn wählte unser Künstler zum
Bild des Amor's die antike Figur des Bcgenspän-
ners, und zu dem des Faun's die jugendliche Sta
tue» welche, die Beine über einander geschlagen, sich
mit dem Vorderarm auf einen Trunk lehnt. Beide
diese Staturn rxistiren in mehrern Sammlungen,
wovon das Museum des Kapitols die beiden besten
Exemplare besitzt. Zwar scheinen auch diese spätere
Römische Kopieen zu seyn; aber die Schönheit, und
Grazie der Zdee in denselben, so wie die öftern
Wiederholungen in Kopien schon im Alterthume, las
sen -vermuthen, daß diese Exemplare Nachbildun
gen nach den beiden Praxitelischen Originalen seyn
möchten.
Die vier Momente, welche in dem zweiten Re
lief vorkommen, sind planer, als die im ersten. Zn-
tessen, da die Handlung in allen vier dieselbe ist, so
hätten wir doch eine größere Verschiedenheit in der
Anordnung gewünscht. Es fällt aus: erstlich den
Beschützer in jedem der vier Momente immer an
das eine Ende des Bildes gestellt zu sehen; warum
nicht abwechselnd bald an das Ende, bald in oder
gegen die Mitte des Feldes? — Zweitens sind die
Meister, die ihre Entwürfe darbringen, alle zugleich
in Bewegung, — dieses aber störet die Einheit. —
Mit richtigerem Sinn suchte unser Künstler die
Sitte der republikanischen von der der monarchsichen
Verfassung in der Anordnung zu unlericheiden. —
Unbefangen flehen dir Meister um ihre obersten Mit
bürger, den Pericles, und den Coomus. Alexander,
und der Pabst hingegen sind sitzend vorgestellt. Nur
sollten dir Sitze keine schwerfällige Throne seyn,
denn auf diese erhöhen sich die Fürsten nur bei seier-
lichein Lereiuonial, — nicht oder in den Momen
ten, wo der Genius der Kunst sie br-uchr, und sie
ihrer Herrsiherniiene vergessen machet.
Noch weniger können wir loben» daß die Mei
ster vor Alexander und dem Padste knieen. Diese«
ist erstlich überhaupt gegen? Griechische Sitte, und
zweiten? gegen die Wurde der Kunst. — Kein Ver
hältniß ist prunk: und anspruchkioser, als bas eines
kunstliebenden Fürsten gegen den wahren Künstler.
Der Künstler allein lebt ohne Stand, und ohne
Bedarf der Etiquette in der menschlichen Gesellschaft.
Die Alten bemerkten deshalb schon, daß der wahre
Meister der ganzen Welt angehöre, und daß der
ächte Genius der Kunst sich nur da zeige, und ge
deihe, wo man ihm mit liberalen Gesinnungen ent
gegen kommt. Raphael konnte sich wohl als Gläu
biger dem Vater der Kirche zu Füßen werfen; aber
als Künstler war er der vertraute Liebling des Pab-
stes, eben so wie es Apelle« von Alexander dem
Großen war.
Löblich ist das Kostüm der verschiedenen Perso
nen und Zeitalter beobachtet. Die Kleidungsweise
de« rzten und rbten Jahrhunderts läßt nicht unpla
stisch, besonders für das Relief. — Ueberhaupt sind
alle Figuren in den neuern zwei Epochen iconisch.
Zn den alten sind nur Pericles und Alexander nach
antiken Bildnissen gearbeitet. Von den alten Mei
stern aber sind keine bekannte Porträte auf uns ge
kommen. Doch ward nicht vergessen, manches
Anekdotische an denselben zu bezeichnen, wie z. B.
an Phidias das Kahlköpfige, und an Dinokrates
den herkulischen Körperbau und den Aufzug, in wei
chem er das erstemal vor Alexander erschien.
Um bas Verstehen der dargestellten Gegenstände
zu erleichtern, hat Herr Schabow, nach einem Ge
brauch, den wir öfters in den Monumenten beobach
tet finden, unter jede Figur den Namen ringegra-
den. Zn der nämlichen Hinsicht wäre zu wünschen
gewesen, er hätte auch die vier Momente, aus denen
jedes Relief besieht, durch schmale Rahmen von ein
ander geschieden.
Die Masse, aus der diese plastischen Arbeiten
bestehen, hat einen dronzeartigen Ueberzug von lich
tem Gelb, weicher Ton weit besser läßt, als bie
scbmuzioe, grünangclaufene Bronze.
Berlin im Oktober 1805. PhilotechnoS.
M i s c e l l e n.
drücke, die ein wahrer Gewinn für die Bühne
sind, werden oft, wie der Gewinn in manchen Lot
tcrlen, ausgetrommelt, und viele ichlecht-
Stücke, wie schlechte Pferde, erst durch Klatschen
in Ganz gebracht.
Die Kirchengeschichte erzählt nur von einem
Manne, der den Beinamen des Kinkerpeini-
qers erhielt; — er h,«ß Gregonus von Rm.ini —
Die Ge chichte der Pädagogik, leibst der aller,-euesten,
ist in dirjem Punkte viel reichhaltiger.
„Unbekannte Größen pflegt man mit X P Z
zu bezeichne,-." Kästner'« Anfangsgründe ic. Man
iggi, vieler groß« Mann habe nach Erscheinung der
Foikietzuag von «7ck,-,-ers Geisterseher, origen Satz
mit einer bewahrenden Note begleiten wollen.
Wr. d. töten Nov. 1805.