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Diese Theilung wurde durch die Zuweisungen
zu Entschädigungen vermindert. Baden, Wirtemberg
«nd Bayern vereinigten gegen 60 Territorien mit
den ihrigen. Was wird nun aus dieser Bereinigung
Gutes und Nachtheiliges für die Bildung, für den
Handel, das Gewerbe, den bandbau entstehen?
Hier einige Wahrnehmungen als Beitrag zu ei
ner künftigen Beantwortung.
Die Wissenschaften verloren durch die Aufhe-
bung der Kloster vornehmlich nur in so ferne, als
jetzt kostbare Werke weit weniger Abgang finden wer
den als vormals. Manches wird daher »»gedruckt
bleiben müssen. So wenig der Vortheil, den die
Kloster des iFten Jahrhunderts den Wissenschaften
brachten, mit dem zu vergleichen ist, was sie für dir
ersten Anfange unserer Cultur thaten, so hob sich
doch durch sie mancher treffliche Kopf aus der nie
drigsten Dolksklasse empor. Doch wünschte ich nicht,
daß man den berühmten Abt Benedict Knüttel von
Schönthal, der den Knüttelversen nur den Namen,
nicht das Daseyn gab, darunter begriffe.
Die Wissenschaften gewannen dadurch, daß
mancher verborgene literarische Schatz durch die Auf
hebung der Klöster und Stifter, der gelehrten Welt
näher gebracht wurde. Klosterbiblietheken gaben den
Stoff zu der neuen Bibliothek in Heidelberg. Wo
die BÜchersammlungen der Wirtembergischen Klöster
definitiv aufgestellt werden sollen, ist noch nicht be
kannt. Ruhigere Zeiten und bessere Finanzen hätten
der Bayrischen Provinz eine Provinzialbidliothek zu
Ulm gegeben.
Den Erziehungsanstalten Schwabens werde ich
ein besonderes Fragment widmen; hier nur so viel:
Die Entschädigung-lander konnten in dieser Hinsicht
nur gewinnen, indem alter Schlendrian, unvoll
kommene Gymnasien, unvollkommener Unterricht in
den Volksschulen und Mangel an Aussicht schwerlich
etwas Schlechterem Platz machen können.
Die Künste hatten in den Klöstern einigen
Schutz. Musik und Baukunst, auch die Garten
kunst werden diesen Leriust empfinden. Erstere hatte
besonders an dem Prälaten von Schußenried einen
großen Gönner und Beförderer.
Die Bewohner derjenigen kleinen Staaten, wel
che größeren Herren durch den Tcputationsfthluß zu
fielen, werden gewinnen an politischer Kraft, größe
ren» Gemringeiste und freieren Ansichten der Reli
gion und Staatsverwaltung. Die z Kurfürsten
führten sogleich vollkommene Religionsduldung ein.
Der bigotteste Caiholike lernt nun in einem prote
stantischen Beamten oder Offizier den Meirichen, oft
den rechtschaffenen, beinahe iinmer den gebildeteren
Mann schätzen. Der reiche Republikaner wird au»
seinem isolirten Zustande, freilich oft etwas unsanft,
in größere Verhältnisse hineingestoßen. Der neue
ungewohnte Miürairzwang bringt die heranwachsen
de Generation den Bewohnern des Hauptlandee nä
her. Der Zwang, der manche Unterthanen der
Reichsstädte in Hinsicht auf Handel und Gewerbe
drückte, ist gehoben; die jungen Handwerker müssen
wandern; dir reichen Hospitäler dürfen keine Müßig
gänger, die Kloster können keine Bettler mehr er
nähren; Bayern und Wirtenberg hoben die freie
(Ulf.
Die bequeme Erlangung von Stadtdiensten,
reizte die Söhne reicherer Rcichsstädtcr wohl zum
Müßiggänge. Wenige studierten vollständig. Selbst
ihre Consiuenlen waren daher häufig Fremde. Was
der Handei gewinnen oder verliere» wird, läßt sich
nicht vorauobestimmen. Biele Hindernisse sind zwar
gehoben, aber die alte Frugalirät der Rcichsstädtcr
macht vielleicht dem neuen Luxus, die spärliche Haus
haltung n>it dem Gcmeiiigute, größeren Staarsbe-
dürfnissen Platz.
Wenn der Landbau gedeihen, und zu größerer
Vollkommenheit gebracht werben soll, Io muß es
durch Verminderung des Drucke« und durch bessere
Schulanstalten geschehen. Tcpijche Mittel helfen sel
tener. Viele Hindernisse sind hinweggeräumt, posi
tiv ist wenig gethan worden» außer durch Beschell-
wesen, und Zer>chlagung und Verkauf großer Do-
mamen.
Bayern legte Colonien in Rodungen am Lech
unweit Augsburg an. Ware die Festigkeit und Con-
ftquenz der Regierung der Thätigkeit und dem guten
Willen gleich, wären die Finanzen regulirker, die Be
amten mit niehr Sachkenntnis anggestattet, wäre der
traurige Krieg nicht auegebrochen, so würde man^bald
in der Bayrischen Provinz eine schöne neue Schö
pfung hervorgehen seyen. Tie Bayern angewiesene
Reichsstädte hätten besonders auch in ihrem Aeußer-
lichen gewonnen, wozu bei Ulm schon der Anfang
gemacht war. Auch andere Fürsten hatten Verschb-
nerungspiane, wahrscheinlich um den Reichöstädtern
durch ein sinnliches Zeichen des Geist« der neuen
Regierung, den neuen Herrn in stetem Andenken zu
erhalten.
Nicht-politische
Berlin, am roten Nev.
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^ er Ariez, seine Möglichkeit, seine Dahrsckeinlichkctt, seine
r:»he— itst tj« Mod'.argcnsiande der unnrhattung in am.
Zeitung. Niro. 225.
Zirkeln Pektins, im glänzenden Sesellschafttsaal der Vornehm«
6m, wie in der damofcnden Schenke, in dem traulichen La
tin« und in den offnen Zirkel«. Hier und dort sieht man ein
Paar uumauntiche Leige sich in einen «Sinket drücken, und