Path:
Volume Nro. 225, Montag den 11. November

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

- 483 - 
Diese Theilung wurde durch die Zuweisungen 
zu Entschädigungen vermindert. Baden, Wirtemberg 
«nd Bayern vereinigten gegen 60 Territorien mit 
den ihrigen. Was wird nun aus dieser Bereinigung 
Gutes und Nachtheiliges für die Bildung, für den 
Handel, das Gewerbe, den bandbau entstehen? 
Hier einige Wahrnehmungen als Beitrag zu ei 
ner künftigen Beantwortung. 
Die Wissenschaften verloren durch die Aufhe- 
bung der Kloster vornehmlich nur in so ferne, als 
jetzt kostbare Werke weit weniger Abgang finden wer 
den als vormals. Manches wird daher »»gedruckt 
bleiben müssen. So wenig der Vortheil, den die 
Kloster des iFten Jahrhunderts den Wissenschaften 
brachten, mit dem zu vergleichen ist, was sie für dir 
ersten Anfange unserer Cultur thaten, so hob sich 
doch durch sie mancher treffliche Kopf aus der nie 
drigsten Dolksklasse empor. Doch wünschte ich nicht, 
daß man den berühmten Abt Benedict Knüttel von 
Schönthal, der den Knüttelversen nur den Namen, 
nicht das Daseyn gab, darunter begriffe. 
Die Wissenschaften gewannen dadurch, daß 
mancher verborgene literarische Schatz durch die Auf 
hebung der Klöster und Stifter, der gelehrten Welt 
näher gebracht wurde. Klosterbiblietheken gaben den 
Stoff zu der neuen Bibliothek in Heidelberg. Wo 
die BÜchersammlungen der Wirtembergischen Klöster 
definitiv aufgestellt werden sollen, ist noch nicht be 
kannt. Ruhigere Zeiten und bessere Finanzen hätten 
der Bayrischen Provinz eine Provinzialbidliothek zu 
Ulm gegeben. 
Den Erziehungsanstalten Schwabens werde ich 
ein besonderes Fragment widmen; hier nur so viel: 
Die Entschädigung-lander konnten in dieser Hinsicht 
nur gewinnen, indem alter Schlendrian, unvoll 
kommene Gymnasien, unvollkommener Unterricht in 
den Volksschulen und Mangel an Aussicht schwerlich 
etwas Schlechterem Platz machen können. 
Die Künste hatten in den Klöstern einigen 
Schutz. Musik und Baukunst, auch die Garten 
kunst werden diesen Leriust empfinden. Erstere hatte 
besonders an dem Prälaten von Schußenried einen 
großen Gönner und Beförderer. 
Die Bewohner derjenigen kleinen Staaten, wel 
che größeren Herren durch den Tcputationsfthluß zu 
fielen, werden gewinnen an politischer Kraft, größe 
ren» Gemringeiste und freieren Ansichten der Reli 
gion und Staatsverwaltung. Die z Kurfürsten 
führten sogleich vollkommene Religionsduldung ein. 
Der bigotteste Caiholike lernt nun in einem prote 
stantischen Beamten oder Offizier den Meirichen, oft 
den rechtschaffenen, beinahe iinmer den gebildeteren 
Mann schätzen. Der reiche Republikaner wird au» 
seinem isolirten Zustande, freilich oft etwas unsanft, 
in größere Verhältnisse hineingestoßen. Der neue 
ungewohnte Miürairzwang bringt die heranwachsen 
de Generation den Bewohnern des Hauptlandee nä 
her. Der Zwang, der manche Unterthanen der 
Reichsstädte in Hinsicht auf Handel und Gewerbe 
drückte, ist gehoben; die jungen Handwerker müssen 
wandern; dir reichen Hospitäler dürfen keine Müßig 
gänger, die Kloster können keine Bettler mehr er 
nähren; Bayern und Wirtenberg hoben die freie 
(Ulf. 
Die bequeme Erlangung von Stadtdiensten, 
reizte die Söhne reicherer Rcichsstädtcr wohl zum 
Müßiggänge. Wenige studierten vollständig. Selbst 
ihre Consiuenlen waren daher häufig Fremde. Was 
der Handei gewinnen oder verliere» wird, läßt sich 
nicht vorauobestimmen. Biele Hindernisse sind zwar 
gehoben, aber die alte Frugalirät der Rcichsstädtcr 
macht vielleicht dem neuen Luxus, die spärliche Haus 
haltung n>it dem Gcmeiiigute, größeren Staarsbe- 
dürfnissen Platz. 
Wenn der Landbau gedeihen, und zu größerer 
Vollkommenheit gebracht werben soll, Io muß es 
durch Verminderung des Drucke« und durch bessere 
Schulanstalten geschehen. Tcpijche Mittel helfen sel 
tener. Viele Hindernisse sind hinweggeräumt, posi 
tiv ist wenig gethan worden» außer durch Beschell- 
wesen, und Zer>chlagung und Verkauf großer Do- 
mamen. 
Bayern legte Colonien in Rodungen am Lech 
unweit Augsburg an. Ware die Festigkeit und Con- 
ftquenz der Regierung der Thätigkeit und dem guten 
Willen gleich, wären die Finanzen regulirker, die Be 
amten mit niehr Sachkenntnis anggestattet, wäre der 
traurige Krieg nicht auegebrochen, so würde man^bald 
in der Bayrischen Provinz eine schöne neue Schö 
pfung hervorgehen seyen. Tie Bayern angewiesene 
Reichsstädte hätten besonders auch in ihrem Aeußer- 
lichen gewonnen, wozu bei Ulm schon der Anfang 
gemacht war. Auch andere Fürsten hatten Verschb- 
nerungspiane, wahrscheinlich um den Reichöstädtern 
durch ein sinnliches Zeichen des Geist« der neuen 
Regierung, den neuen Herrn in stetem Andenken zu 
erhalten. 
Nicht-politische 
Berlin, am roten Nev. 
<T> 
^ er Ariez, seine Möglichkeit, seine Dahrsckeinlichkctt, seine 
r:»he— itst tj« Mod'.argcnsiande der unnrhattung in am. 
Zeitung. Niro. 225. 
Zirkeln Pektins, im glänzenden Sesellschafttsaal der Vornehm« 
6m, wie in der damofcnden Schenke, in dem traulichen La 
tin« und in den offnen Zirkel«. Hier und dort sieht man ein 
Paar uumauntiche Leige sich in einen «Sinket drücken, und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.