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fthc wie der gerührt« Monarch sich verbepgt, — ich
k, warte ängstlich das Zeichen zum Anfang der S piele,
— ach! da ertönt plötzlich ein Glöcklein ln der Ka
pelle der Madonna della -pietä, — der Mönch
grinst mich an, und verschwunden ist dir schönste
Täuschung!
Lieber will ich den Leser noch in einige gelehrte
Streitigkeiten verwickeln, als ihn länger diesem ver
maledeiten Glöcklein zuhören lassen. Ob das Am-
phithealrum Colosseum seine Benennung von der
eolossalischen Größe empfieng, oder von einem Co-
loß, der in seiner Nahe gestanden haben soll, das
wird wohl jedem so gleichgültig >eyn als mir. Ein
anderer, in der That belvnderer Umstand hat schon
seit vielen Zähren di« Köpfe und Federn der Gelehr
ten abgenutzt. Man erblickt nämlich überall uozäh-
lige Löcher eingchauen, und weiß nicht, wie man
sich die Entstehung derselben erklären soll. Mühsam
eingehauen sind sie gewißlich, aber warum? — Der
Eine sagt: man habe Balken darin befestigt, um, wie
es gewöhnlich war, Leinewand zum Schutz vor Sonne
und Regen daran auszuspannen. Der Augenschein
widerlegt das. Der Löcher sind zu viele, sie sind zu
unregelmäßig vertheilt, zu tief angebracht; und
wozu von aussen, wo doch die meisten gefunden
werden? überdies gab es ja zu diesem Behufe eigene
Anstalten in der Höhe des Gebäudes. — Andere
meynen, die Werkstücke seyen untereinander durch
Erz verbunden gewesen, und um dieses Metall zu
rauben, hatten die Barbaren es herausgemeißelt. Ich
bekenne, daß auch diese Hypothese, obwohl sie fast
allgemein angenommen wird, mir nicht befriedigend
scheint. Freilich, hie und da erscheinen die Löcher al
lerdings an Stellen, wo man sich ein« Verbindung
der Steine denken muß, aber oft auch an solche»,
wo das nicht möglich ist. Zch führe, zum Beispiel,
nur rin Paar an, die man in einem Basrelief unter
dem Triumphbogen des Titus gewahr wird, wo man
durchaus annehmen müßte, daß dieses, eben nicht
große Basrelief aus vielen Stücken sey zusammen
gesetzt gewesen, welches mir nicht glaublich vorkommt.
Ferner giebt es auch große Stellen am Coliseum»
wo man keine Löcher, und doch auch kein bindendes
Metall erblickt. Es steckt inwendig., sagen die Ver
fechter der Hypothese. Dann sollte man doch ciu«n
Versuch machen, die Sache ins Klare zu letzen.
Einer dritten Meinung zuwlge, war das Metall
in Blei eingelassen, bei dem großen Brande schmolz
»as Blei und das Metall fiel heraus. Dann bleibt
aber wieder die Frage unbeantwortet: warum fiel e«
denn nicht auch an den noch unbeschädigten Stellen
heraus? — Zch habe meine eigene Meinung, die ich
vertheidigt, weil ich sie für dit »«türlichste haltt.
Weder aus Muthwillen, noch aus Habgier entstanden
diese Löcher, auch war da gar kein Metall zu holen.
Die Masse von Erz, weiche zmn Anfbaw de» Lol«
seums nöthig gewesen wäre, müßte so ungeheuer seyn,
daß die alte» Schriftsteller derselben gelviß erwähnt ha
ben würden. Aber da so viele Jahrhundert« hindurch
«in Zeder mit dem Coliseum machen durste, was ihm
beliebt«, (gleichwie noch vor wenige« Zähren di«
Franzosen eine Zeitlang ihr Lazareth darin aufschlu
gen ) so stelle ich mir vor, der Eine habe die«, der
Andere jenes, der eine ein Häuschen, der andere «in«
Bude davon geb anet; für die letzter» besonders »mg
das Gebäude, so lange die Vorhallen noch fest
und gangbar waren, sehr dienlich gewesen seyn; di«
Krämer brauchten nur hier und da einen Balken
oder Wtock zu befestigen, so konnten sie ihre Waaren
sehr gemächlich da auskramen: Zu diesem Behuf also
meißelten sie Löcher in dir Steine. — Freilich sind
aber auch an Trajan'r Säule bi« hoch hinauf
solche Löcher, und das wirft meine Hypothese grwiL
sermaßen wieder um. — Doch warum soll ich mir
den Kopf darüber zerbrechen? mag doch jeder glauben»
was er Lust hat.
Seit kurzem hat ein Mann, (ich glaube er heißt
Carluccio,) die Erlaubniß erhalten, den Grund der
Colifeums aufgraben zu lassen. Der Anfang ist ge
macht, ich habe hinabgefthaut, und das Unterirdisch«
eben so bewundernowürdig gefunden, als das, was
über der Erde steht. Zntereffantr Entdeckungen lassen
sich hier noch hoffen. Zch sah unter andern auch
einen alten ganz braunen Menschenknochen in der
Grube liegen, vermuthlich der heilige Ucderrest eines
Märtyrer«. Zch erstaune, daß man den alren
Knochen nicht mit großen Pomp herausholt, und
als Reliqui« in irgend einer iKirche Wunder thun
läßt. —
Kotzebue.
(Die Fortsetzung folgt.)
Die Kunst.
Rhapsodie.
Bedeutend drückt der Mensch aus jede Stund«
Das Sieget seiner Macht— War Gutes er und Schone«
Dem Mitgefühl erweckt, der Freundschaft weiht;
Womit er — ftp » auch mir ein schcr,end Spiet, —
Erheiternd In des Lebens Dunkel tritt, —
Das Hali ein treuer Sin» in un« gebunden,
lind ewig wahrt'« ein Gott in unsrer Brust.
Des trüben Crnst-S hat das »,bm »icl,
Ost drückend ist die La» »er irdischen Geschäfte,
Doch sienndiich spricht im sabelreichen Spiel
Die Knnii »«.« an, das Sinnbild hol, rer Kräfte.
Sie ist«, die schon nnd janbeireich und mild
Sich an des Menschen Brust geschlosst»,
Nnd rauschend am der Dichtung Bild
Der Wahrheit Schimmer aus-egossen.
Der Genius.
Alles Liebliche Schone, verliehen die Götter de» Mensche«,
Ader der Genius nur lehrt es empnnden di« Brust.
S.