}oo
Nicht.politische
Schillers letzter Wille.
q
rvJn dm Stanzen, welche nach der dramatischen Vorstellung
ran Schillers Glocke als Evilog von Mad. Becker in Lauch-
ft.ict bei Schillers Todkenfeier .-tivrochcn Ivnrden, und die NU»
km Tübingifchen Taschenbuch für Damen igc6 al»
rin eigenes Weihgcfchenk voran abgedruckt Kehrn, schließt Göthe
am Ende, wie folgt:
Er hatte früh daS Krenge Wort gelesen.
Dem Leiden war er, war dem Tod vertrant.
So schied er neu, wie er so oft gewesen:
Neu schreckt uns das, wovor uns langst gegraut.
L och letzt enivstndek fei» verklärtes Wesen
Nur «Ine» Wunsch, wenn es herüber schaut.
O möge roch den heiligen, letzten Willen
Dar Vaterland vernehmen und erfüllen!
lind dieser Wille wäre? so fragten mit einem Munde fast alle
im Kreise, wo dies Gedicht, als die neueste, klingeadste
Stimme des Tages gehört worden war. Daß die Antwort
dach nicht so leicht sc», als mancher glauben mag, bewiesen
»,e gehr verschiedenartigen und sich fast ganz widrrsvrechenden
urtheile, die ictzt der Reihe nach verlauteten. Die freundliche
Wirthin, eine verständige, gute Hausfrau und Müller, die
ei en ihren iüngsten Sohn aus dem Schooß hatte, glaubte, der
letzte Wille des edel» Dichter« an feine Deutschen Landsleute,
betreffe' seine Familie. Sie hatte eben vo» der engherzigen
Denkart gewisser Theater-Direktionen sprechen hören, die unter
dem Vorwand : sonst etwa trete man dem Zartgefühl der Hinter
lassenen »u nabe, die volle Einnahme bei der Todtenfeier in ihren
Seckei gesteckt hatten. Ein anderer aus dem Kreise fvrach von
der Ausgabe feiner dramatischen W.rke, die der Dichter, als
sein letzte» Vermachtuiß, steißig gekauft wünsche. Die andern
Meinungen wist ich lieber gar nicht anführen. da ste nur zu
sehr am Körperlichen und Sinnlichen klebte». Rur eine fein'füh
lende und mit den Werken des Dichter vertraute Frau traf de»
Punkt. Sic reeitirre aus Schillers Gedichte eine Stelle, die
allem Zweifel ein Ende machte, und die gewiß Göthen im Sion
war, als er diese» letzten Willen seines Freundes andeutet«.
Schreiber dieses hat nichk'die Erlaubniß, dies Eitat anzuführen,
hofft aber, daß cs die Leser des Freimüthigen sogleich selbst nn-
den werden. Sollte dem schwachen Gedächtniß einiger andern
Leser eine Nachhülfe nölhig seyn: so wird ja die Stelle leicht
angezeigt oder abgedruckt werden können. —
Weil einmal von Schillers letztem Willen die Rede Ist, so
veerdient wohl auch in Beiiehung auf eine neuliche Aeußerung
in der Minerva folgende Stelle ans einer Nachricht au? Wei
mar im Journal des Lurus und der Moden (Scpt.
®. 6rr> hier angefngt ju werden. „Der verewigte Schiller
wurde still und ohne äußeres Gepränge von iungrn Geiehrien
lind Künstlern zur Erde bestattet, weil diese« still letzter aus
drücklicher Will« war, ja es wurde uns selbst zur heilige»
Pstichl, da seine würdige Gattin, vom grenzenlosen Schmer,
tief gebeugt, durch jede Vorbereitung zu einem prunkenden Lei
chenbegängnisse unncnbar gelitten haben wurde." — j.
Aus Amsterdam, vcni zten Oktober.
»Dit Holländische Bühne spielt, wahrend deS Jahrmarktes,
täglich, und dennoch mit ungemeinem Zulauf, da di« Zahl der
fremden Städter und Landleute sehr groß ist, und die Theaker-
Li.rhabcrei »>ch.l minder. Die Bühne hat sich auch an dir
Over „1 odoilka- gewagt, und »och ziemliches Glück da
mit gemacht. Jetzt ist tret vromvtje van den Donau,
d. h. Hensler » Do n a u w cI d ch en an der Tagesordnung.
Der Dichter Arend Fokke ist der Nedersttzer, und an Deco«
rationen ist nichts gespart worden, um der Oper einige» Wert
für den Holländer zu gebe», da Dccorakionen und Costume die
besten Mittel sind, ihn für de» nicht befriedigende» Gesang zu
Zeitung. N r o. 204.
entschädigen. Der Dichter KInker hak Ravnsurds Dem«
velherre übersetzt, und Wiesen GeySbeek, ein uner-
müdeirr Schriststeller und guter Dichter, durch vortreffliche
Uebersttzungen au» dem Deutschen und Französischen rühmlichst
bekannt. ist gegenwärtig auch mit einem Original - Trauersoiel
beschäftigt. Phper« starb, ehr er sein National-Trauersoiel
endigen konnte.
Das Französische Theater Ist gegenwärtig aus einem sehr
guten Fuß, und die Schausvieiec befriedigen beinahe durchgän
gig. Madame Eazal gefallt seit einiger Zeit mehr, und ihr
Gesang entschädigt für ihre »lindere dramatische Talente. Cam-
xcnhaur und Gadrtei fecund,ren sich jtdtrzeir »ortrcffiich,
und zeichneten sich beide in dem artigen Stücke „Maito»
ä vc 11 die“ (mit Musik von Daiayrac) vorzüglich aus.
Auch im Mednin Tute gefiel Eamvcnbaut als Forlis aus
nehmend. Lagardere und T l> i d a u r ,vielen in ihren Fächern
rechi aut, und den, erst.rn gelingt vorzüglich der ironische und
saivrifche Ton gut. Gadbled und Abel zeichnen sich als
Komiker aus; der erstere singt sehr gut, hat aber wirklich zu-
wciicn eine beiänbcnde donnernde Summe. Madenie Viicn-
tini soieii die Malronen sehr gut, ist aber nicht für die Over
passend. In dieser Hinsicht herrscht ein stchlbarer Mangel:
das jugendliche Fach ist besser beseel.
Gegenwärtig ist Mademe Duchatel hier, und debutirte
zum erstenmal in „les pretendus,“ als Julie.
Aus Hannover, vom 29sten September.
-^ie Muse des hiesigen Theaters lraucrk. Die Französische
Schaufrieicr-Gefeüfchafk ist feil aü>k Tagen auseinander gegan
gen. Madame Hautregard, Kuntz, Garnier unb mehrere sind
fort, ich weiß nichc wohin; wenige einzelne davon sind noch
hier. Einige Acceurs sind unter das Militär getreten. —
Das Ganze ist also für immer geirennt. Ihr zuletzt völlig aner
kannter Werlh macht, daß wir sie sehr vermissen.
dzuch die Deutsche Gesellschaft des Hrn. Reineke, die nach
Brenicn zurück geht, svicite Icute zum i-tz'-n Mai, und zwar
den Geizigen. Nachdem man sich mit ihnen aiimähiig besrcun-
der halte, so schmerzt auch ihr Verlust. Wenn die Schansoie-
ler auch nicht für größere Stücke — ste haben Teil leider zwei
Mal gegeben. — »aßien: so ge sielen sie doch im Lustsoiel und
kieineien Overctien. Sv Helen der Eorsar aus Liebe, die bei
den Gefangenen :c. und tat letzten Stücke euch Madame Geiß
ler als Claire, Beifall verdient und erhalten. Valeie!
Am sgsten gaben rwe, Demoiselleö Pirsch, deren Vater sich
für den Tanzmeistcr Ihrer Maiestat der Königin von Preußen
ausgiebk, ein sogenanntes Tanz Concert. Ungeachtet beide,
ganz artige Kinder von IZ — i; Jahren, wovon die jüngste
besonders rasch und brav tanzt, sich viel Mühe gaben: so hatte
da» kleine Publikum doch Langeweile. Zwei Siunden hin
durch nichts als Tanzen sehen, ist auch »ich! amüsant, beson
ders wcnn die Musik so schlecht ist, wie diese. Mir grsielcn
die beiden Saoooardcn, und die Perigourdine. Die kleinen
Tänzerinnen verweilen hier noch.
In Celle srielt jc»t die Deutsche Schausvieler-Gesellschaft
au« Alrona. I. S«
Au« Rom.
Ä^aler Kock erhielt von Aierander vo» öumboid den Auftrag, die
Zeichnungen zu seinem Wrike, welches er hcraukgicbt, zu ver
fertigen , «. B. die Ansici ie» vo» Peru, von den Eordillere».
vom Cd-mborass», von Altmerieanifcher Architecinr. Er hat
ihn unter dem Hern von Landschgfrmalerii und Zeichnern, d e
hier leben und weben, ausgesucht, well er vo» ihm erwartet,
daß er mtt dem meisten Geiste die Wahrheit der von ihm, dem
Reifende», an Ort und Stelle aufgenommenen Zeichnungen
vortragen werde. K.