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Volume Nro. 195, Montag den 30. September

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

pire in India, wbich obtained Mr. Bu- 
chanan’s prize, by tbe Rtv. William 
Cockbum. London 1805. 
(V 
J nt ein wir die großmüthige und wahrhaft Orienta 
lische Freigebigkeit des Hrn. Buchanan bewundern, 
mit welcher er den Fleiß und den edeln Eifer der 
Englischen Universitäts-Gelehrten ju befördern sucht, 
so können wir dennoch nicht umhin, die Frage aus 
zuwerfen: ist auch vorliegende Preisaufgabe für 
UniversitätS-Gelehrte, mit Bedacht gewählt? Die 
Entdeckung der Mittel, wodurch die Kultur eines 
Volk« befördert wird, ist die wichtige Aufgabe, deren 
Lösung jeden Theilhaber der Gesetzgebung beschäftigen 
soll, — aber wieviel, in der Staats - Wissenschaft" geübte 
Köpfe, scheiterten nicht schon bei diesem Unterneh 
men? Und hier wird dos an und für sich schon so 
schwierige Geschäft,, noch durch Nebenumstände er 
schwert. — Indien ist den meisten Engländern we 
nig bekannt, am allerwenigsten aber wohl dem, vpm 
Geräusche der Welt entfernt und den Wissenschaften 
allein lebenden Gelehrten. Selbst das Wenige, was- 
er vielleicht von diesen entfermen Gegenden wissen 
mag, ist in der Anwendung von keinem Nutzen, 
Es sind Kostbarkeiten, die in seinem Kopfe gleichsam 
als in einem Kunstkabinette aufbewahrt werden, aber 
kein« Waaren, die sich zum Umlaufe und zur 
Nutzung eignen. — Aus diesen vorangeschickten 
Bemerkungen ließe sich nun schon apriori schließen, 
daß man in vorliegender Abhandlung auf manchen 
Irrthum, ja selbst auf manchen Widerspruch stoßen 
müsse, ein Urtheil, das nun auch bei näherer Un 
tersuchung, völlig bewährt gefunden wird. — Selbst 
in den Thatsachen ist der Verfasser der Wahrheit 
nicht immer treu geblieben. Die Belege hierzu wird 
der Leser uns hcffcnriich erlassen, da sie Dinge be 
treffen, die den Engländern selbst größtentheils unbe 
kannt sind. — lUbrijcn» füllt dieser Tadel weit 
mehr auf den Gegenstand der Preisaufgabe selbst, 
als auf den Verfasser dieser Abhandlung, oder auf 
die Richter die sie krönten. — An und für sich be 
trachtet, zeugt sie von Talenten und Kenntnissen, und 
ihrem correkten, unverkünstelten und anspruchslosen 
Styl, verdankt sie unbezweifelt den ihr zuerkannten 
Preis. — — ^1 — 
Fragmente über Schwaben. 
III. Winke für Reisende. 
viele Reisende von Bildung zu jeder Jahres 
zeit auf Schwadens Kunststraßen gesehen werden, 
so wenige würdigen diese« Land einer genauern Be 
schauung, sondern lassen es allenfalls bei Stuttgart, 
Ludwigsburg und Angoburg bewenden, weil sie das 
Land als ein minder interessantes Vorzimmer, der 
SSweiz oder Frankreich?, nur recht bald im Rücken 
zu baden wünschen. Diese Nachbarschaft interessan 
ter und vielbeschricbener Lander stellt also das befchet- 
dene Schwabenland in Schatten. Seme größten 
Schönheiten, feine merkwürdigsten Punkte beschaut 
man nicht von der Landstraße aus. Sie muffen in 
entfernten Thälern gesucht werden. 
Schon an und für sich verdient dies,« Land in 
sehr mannigfacher Hinsicht von gebildeten Reisenden 
besucht zu werden. Seine Geoenden, seine Men 
schen, seine Berge; die Stellen,'die dem Geschichte- 
freunde, dem Dichter heilig sind, überhaupt alles 
was den Menschen inkeressirt, wird den, der ei 
nen Sommermonat dam widmen will, angenebm 
unterhalte», belehren, überrasch^, und ihm gewiß 
eine liebliche Erinnerung an bas Boeorien der Berli 
ner, Leipziger und Dresdner Griechen zurücklassen. 
^ Zuerst was jeden Reisenden intereffirt. Dir 
Straßen sind gut, in manchen Gegenden vortrefflich, 
in Miltenberg, Baden und der Bairischen Provinz 
mit Daumen besetzt, die im Frühlinge durch Blüthe, 
im, Sommer durch Schatten, im Herbste durch 
Früchte ergötzen, und Winters, wenn ter Nordwind 
die Bahn verweht, leiten. Die Gasthöfe sind auch 
auf Töifern wenigsten« erträglich, zwar nicht in 
Tisch und Betten, aber auch nicht in der Zeche auf 
Reisende eingerichtet, wie die in der Schweiz. Dir 
Po'stillone fahren gut und sind höflich. 
Der Geschichtsforscher wirb, wenn er Schwa 
ben kennen lernen will, durch die Ansicht des Hohen 
staufen, der Burg Wcinsberg und Hchenzollern, 
durch Augsburg s Denkmaalr aus der goldenen Zeit 
der Deutschen Reichsstädte, durch Badens, Nottweils, 
Constanzens, Ccrch'S, Rothenbergs Deutsche Alter 
thümer, eine lebhaftere Ansicht des Deutschen Mittel- 
alters crha.ten. Der Allenhumsforscher wird die 
Augustam Rauracorum, die Spuren der Castelle 
am Neckar und Bodensee besuchen, und sich über 
zeugen, daß di« Römer wirklich lange einen Theil 
Schwabens inne hatten, worüber bekanntlich die 
Gelehrten verschiedener Meinung sind. Der Freund 
der Baukunst wird das-Münster zu Ulm, die gothi 
schen Kirchen Rothweiis, Fieiburgs, mehrere Klöster 
und Reichsstädte, die neuen zu St. Blasti und 
Zwifalren, das Schloß zu Lubwigeburg, die Ncu- 
stttvt, Carlsruhe u. s. w. mit Nutzen sehen. Der, 
welcher auf Manuskripte reist, ergötze sich in Stutt 
gart, Canbuig, Zwifalten und Salem. Der Mi 
neraloge besuche die Urgebirgr bei Alpirgbach und 
die Bergwerke des Schwarzwaides. Der gelehrte 
Krieger vergleiche die Denkmoale Deutscher Geschichte, 
die iLchlachtftlder (ach! ihrer find viele in Schwa 
chen!) mit seinen Planen. Er besuche Nördlingen, 
Tuttlingen. Hochstedt, Stocka», Ostrach und dar 
Lechfeld. Nur die beiden, letzter» werden dem Pa 
trioten in etwas erfreulich seyn, weil hier Deutsche, 
und nur Deutsche, fremde Feinde schlugen! Nur 
der Kunstfreund dürfte außer einigen Atteliers wenig 
finden! Desto mehr der Naturforscher, der Freund 
schöner Naturscenen und der, weicher sich am lieb 
sten mit den einfachsten Verhältnissen im menschli 
chen Leben beschäftigt, der, weicher eigentlich auf 
Älen sch en reist. In diesen drei Rücksichten ist 
Schwaben der Vorhof der Schweiz. Vielleicht ist 
es vielen nicht ganz unangenehm, Winke über die 
Art und Weife einer solchen Reise von einem nicht 
ganz unkundigen, zu erhallen. 
Kömmt man von Nürnberg, so beginne man 
mit der Aid; tritt man bei Hriidronn in'Schwaben
	        
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