Gräbern von Jnlfiorr vor. — DieDardkn haben hier
wieder, wie schon erinnert worden, fälschlich Lorbeer
kränze und Leiern, und sehen beinahe wie Mönche
au«. Sie sollten ein heidenmäßigere« Ansehen und
wenigsten« Schwerdter, — die man in jenen Zeiten
so selten ablegte, — zur Seite haben: denn sie foch
ten auch öfters in der Feldschlacht und unterschieden
sich nicht so sehr von den übrigen Helden ihre« Zeit
alter«, al« man hier erblickt.
'Luk. VII. Hierbei ist da« Nordisch» und Kaledo-
nische Kostüm zu wenig von einander unterschieden. Bei
Ton Thormod, der seine Jnamorulla umfaßt, bekommen
wir da« erste Schwerdt in diesen Blattern zu sehen,
Ossian ist zu nackend und sollte auch unendlicher
aussehen: denn die« ist eine Geschichte au« den
Tagen seiner Jugend. —
Tab. VHl. Diese Tafel stimmt wieder nicht mit
dem Gedicht überein. Koinodona sollte entweder eine
Harfe in den Handen haben und der ganze Auftritt in
der Halle Karul« spielen, oder, da die« letztere hier nicht
so ist, mit einem Schild und Sperrschaft bewaffnet
seyn, und dem Toskar auf der Jagd erscheinen.
Der Künstler scheint sich bisweilen zu große Freihei
ten genommen zu haben. Auch sind die Barden
tiefer TSfel wieder mit der ärgerlichen Leier begabt.
Tab. IX. An diesem Blatte wäre nach Ge
dicht, Zeit und Umständen nicht« auszustellen: es scheint
ein« der gelungensten zu seyn, wofern der Kunstrichter,
dessen Urtheil wir un« nicht anmaßen, nicht« dage
gen einzuwenden hat. —
Tab. X. Diese Tafel stellt wieder eine Geschichte
auSden Tagen der Jugend Ossian« vor, und folglich
scheint Ossian in der Mitte derselben etwa« zu alt
und zu bärtig zu seyn. Weder an ihm. noch an ei
chen» seiner Heiden ist rin Schwerdt sichtbar, da doch
nach der Geschichte fast keiner ohne Schwerdt ging,
und er nur selten ablegte. Die Borden haben wie
der, gänzlich dem Herkommen zuwider, Leiern.
Tab. XI. Das Gesicht Oskar« in dieserVorstel-
lung, ist etwa« zu alt gerathen, und der flammendeSpeer
in der Hand des von ihm abgesendeten Barden Rvno,
scheint ganz verfehlt zu seyn: denn man würde ihn
eher für einen langen Schmielcnstengei (?) halten, a!»
für einen i^peer, oder eine bestammte Lanze, wenn
man nicht wüßte, daß er eine seid;» seyn sollte. —
Tab. XII. Eathtin oen tziutha hier zur Linken
sollte in männlicher Rüstung und Kleidung abgebildet
seyn; denn Oskar entdeckt erst am Ende de« Gedicht«,
daß e« ein Fräulein, und die Tochter Cathmol« selbst ist.
J ftrner sollte die hinter den Heiden stehende Eiche
eine frische, stehende, sondern eine liegende, dien»
nende seyn, wovon sich die.Krieger theil« wärmen,
theil« die Si'ocfct erheitern lassen. So steht« wenig
sten« in Ossian« Gedicht, au« welchem dieser Auf
tritt genommen ist. Dann ist Olfian zu nackend, er
sollte Schwerdt und Rüstung haben, wie auch sein
neben ihm sitzender Sohn Oskar.
Tab. XIII. Hierbei ist weiter nicht« auszusetzen,
als daß der Geist Trcnmor« etwa« unförmlicher gebil
det sein und den Speer nicht so geade auf Ossian
hingerichtet holten sollt,. Auf den ersten Anblick
scheint e«, er habe Ossian durchstochen, und dieser
schlaft koch nur. —
Daß dies« Sammlung Ossianischer Umrisse viel
mehr Gute« und Schöne« enthalte, al« so eben Feh-
terhafkes angedeutet wurde, wird der Kunstverständige
dem da« Kunsturtheil überhaupt gelassen wird, leicht
einsehen und zu würdigen wissen. Diese Bemerkun
gen, die auo nicht« weniger, al« Tadelsucht flössen,
sollen blos den Künstler auf da« Aeußere,
Schickliche, Herkömmliche und mit den
Gedichten Uebereinstimmendr, welches alle«
nicht vernachläßigt werden darf, aufmerksamer machen.
Künstler und Kunstfreunde werden Hrn. Ruhl
für seine Aideit gewiß vielen Dank wissen, seinen
Deutschen Fleiß loben, und seine Billigkeit — der
Heft von IZ Tafeln auf schönem Schweizerpepier»
iZ Pariser Zoll lang und 8 Zoll hoch, mit einem
Bogen Erklärungen, nur 2 Laudthaler — rühmen.
Die Liebhaber Ossian« im ganzen gebildeten Europa
werden sich diese« Unternehmen« innig freuen und
e« als eine Vorarbeit zu einer gemalten,
oder in völlig ausgearbeiteten und mit
Farben gedruckten Kupfrrstich-Gallerie
Ossian« derrachlen. Möge sich bald ein Deutscher
Künstler, der Ossian liebt und versteht, dazu
entschließen und da« neidische England beschämen!
Wir Deutsche sind auch im «tand», ohne da« Gold
Albion«, Prachtwerke hervorzubringen, die un« mehr
Ehre machen, al« jenen reichen Nabob« die ihrigen:
weil wir sie zu genießen verstehen, jene sie aber mri-
stentheil« nur ai« schöne« Hauegerakh betrachten.
Diese Umrisse sind bei Dienemann und Comp,
io Penig und St. Petersburg zu haben. — n—.
Wartburg.
tlnf»r di, merkwürdigsten Ueberreste Deutscher Don-
zeit gehört unstreitig dir Wartburg in Thüringen»
die in einem Zeitraume von fast iooo Jabren der
Aufenthalt mancher berühmten Männer und'Frauen,
der Helikon der Deutschen Muse unter den Minne
sängern, und endlich der Zufluchteort Luther«, oder,
wie ff sie selbst nannte, sein Patmo« war.
Hier versammelte nnst Landgraf Hermann
der erste, nicht nur al« Held, sondern auch al»
Verehrer und Beschützer der Wissenschaften berühmt,
einen Hof von Sängern und Dichtern um sich her;
hier herrschten Ludwig derEiserne. derHeiiige,
und Friedrich mit der gebissenen Wange.
Hierher, wenn man der Soge glauben darf, führt«
ssnst Ludwig der Springer (dessen fabelhaften
Sprung die Geschichtschreiber indeß mit Recht be
zweifeln) die schöne Ad ei heit heim; hier blühte
die reizende Sophie, die Muse an Herrmann«
Dichterhvfe; hier lebte die wunderthätige und heilige
Elisabeth, zu deren Vermählung mit Landgraf
Ludwig, unstreitig der berühmt« Klingkohr au« Un
garn, bei seinem Aufenthalt auf der Wartburg (im
Jahre 1208) Gelegenheit gab; hier ferner die schöne
Kunigunde von Isenburg, und die Kaisrrorvch-
ter Margarethe, die, al« sie au« Furckt für ihr
Leben im Jahr 1270 von der Wartburg entfloh,
im Vorgefühl ewiger Trennung ihren Liebll, gssohn
Friedrich so heftig in die Wange biß, baß er diejeS
Tki.kmaal mütterlicher Zärtlichkeit Zeitlebens behielt,