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Volume Nro. 191, Dienstag den 24. September

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

Gräbern von Jnlfiorr vor. — DieDardkn haben hier 
wieder, wie schon erinnert worden, fälschlich Lorbeer 
kränze und Leiern, und sehen beinahe wie Mönche 
au«. Sie sollten ein heidenmäßigere« Ansehen und 
wenigsten« Schwerdter, — die man in jenen Zeiten 
so selten ablegte, — zur Seite haben: denn sie foch 
ten auch öfters in der Feldschlacht und unterschieden 
sich nicht so sehr von den übrigen Helden ihre« Zeit 
alter«, al« man hier erblickt. 
'Luk. VII. Hierbei ist da« Nordisch» und Kaledo- 
nische Kostüm zu wenig von einander unterschieden. Bei 
Ton Thormod, der seine Jnamorulla umfaßt, bekommen 
wir da« erste Schwerdt in diesen Blattern zu sehen, 
Ossian ist zu nackend und sollte auch unendlicher 
aussehen: denn die« ist eine Geschichte au« den 
Tagen seiner Jugend. — 
Tab. VHl. Diese Tafel stimmt wieder nicht mit 
dem Gedicht überein. Koinodona sollte entweder eine 
Harfe in den Handen haben und der ganze Auftritt in 
der Halle Karul« spielen, oder, da die« letztere hier nicht 
so ist, mit einem Schild und Sperrschaft bewaffnet 
seyn, und dem Toskar auf der Jagd erscheinen. 
Der Künstler scheint sich bisweilen zu große Freihei 
ten genommen zu haben. Auch sind die Barden 
tiefer TSfel wieder mit der ärgerlichen Leier begabt. 
Tab. IX. An diesem Blatte wäre nach Ge 
dicht, Zeit und Umständen nicht« auszustellen: es scheint 
ein« der gelungensten zu seyn, wofern der Kunstrichter, 
dessen Urtheil wir un« nicht anmaßen, nicht« dage 
gen einzuwenden hat. — 
Tab. X. Diese Tafel stellt wieder eine Geschichte 
auSden Tagen der Jugend Ossian« vor, und folglich 
scheint Ossian in der Mitte derselben etwa« zu alt 
und zu bärtig zu seyn. Weder an ihm. noch an ei 
chen» seiner Heiden ist rin Schwerdt sichtbar, da doch 
nach der Geschichte fast keiner ohne Schwerdt ging, 
und er nur selten ablegte. Die Borden haben wie 
der, gänzlich dem Herkommen zuwider, Leiern. 
Tab. XI. Das Gesicht Oskar« in dieserVorstel- 
lung, ist etwa« zu alt gerathen, und der flammendeSpeer 
in der Hand des von ihm abgesendeten Barden Rvno, 
scheint ganz verfehlt zu seyn: denn man würde ihn 
eher für einen langen Schmielcnstengei (?) halten, a!» 
für einen i^peer, oder eine bestammte Lanze, wenn 
man nicht wüßte, daß er eine seid;» seyn sollte. — 
Tab. XII. Eathtin oen tziutha hier zur Linken 
sollte in männlicher Rüstung und Kleidung abgebildet 
seyn; denn Oskar entdeckt erst am Ende de« Gedicht«, 
daß e« ein Fräulein, und die Tochter Cathmol« selbst ist. 
J ftrner sollte die hinter den Heiden stehende Eiche 
eine frische, stehende, sondern eine liegende, dien» 
nende seyn, wovon sich die.Krieger theil« wärmen, 
theil« die Si'ocfct erheitern lassen. So steht« wenig 
sten« in Ossian« Gedicht, au« welchem dieser Auf 
tritt genommen ist. Dann ist Olfian zu nackend, er 
sollte Schwerdt und Rüstung haben, wie auch sein 
neben ihm sitzender Sohn Oskar. 
Tab. XIII. Hierbei ist weiter nicht« auszusetzen, 
als daß der Geist Trcnmor« etwa« unförmlicher gebil 
det sein und den Speer nicht so geade auf Ossian 
hingerichtet holten sollt,. Auf den ersten Anblick 
scheint e«, er habe Ossian durchstochen, und dieser 
schlaft koch nur. — 
Daß dies« Sammlung Ossianischer Umrisse viel 
mehr Gute« und Schöne« enthalte, al« so eben Feh- 
terhafkes angedeutet wurde, wird der Kunstverständige 
dem da« Kunsturtheil überhaupt gelassen wird, leicht 
einsehen und zu würdigen wissen. Diese Bemerkun 
gen, die auo nicht« weniger, al« Tadelsucht flössen, 
sollen blos den Künstler auf da« Aeußere, 
Schickliche, Herkömmliche und mit den 
Gedichten Uebereinstimmendr, welches alle« 
nicht vernachläßigt werden darf, aufmerksamer machen. 
Künstler und Kunstfreunde werden Hrn. Ruhl 
für seine Aideit gewiß vielen Dank wissen, seinen 
Deutschen Fleiß loben, und seine Billigkeit — der 
Heft von IZ Tafeln auf schönem Schweizerpepier» 
iZ Pariser Zoll lang und 8 Zoll hoch, mit einem 
Bogen Erklärungen, nur 2 Laudthaler — rühmen. 
Die Liebhaber Ossian« im ganzen gebildeten Europa 
werden sich diese« Unternehmen« innig freuen und 
e« als eine Vorarbeit zu einer gemalten, 
oder in völlig ausgearbeiteten und mit 
Farben gedruckten Kupfrrstich-Gallerie 
Ossian« derrachlen. Möge sich bald ein Deutscher 
Künstler, der Ossian liebt und versteht, dazu 
entschließen und da« neidische England beschämen! 
Wir Deutsche sind auch im «tand», ohne da« Gold 
Albion«, Prachtwerke hervorzubringen, die un« mehr 
Ehre machen, al« jenen reichen Nabob« die ihrigen: 
weil wir sie zu genießen verstehen, jene sie aber mri- 
stentheil« nur ai« schöne« Hauegerakh betrachten. 
Diese Umrisse sind bei Dienemann und Comp, 
io Penig und St. Petersburg zu haben. — n—. 
Wartburg. 
tlnf»r di, merkwürdigsten Ueberreste Deutscher Don- 
zeit gehört unstreitig dir Wartburg in Thüringen» 
die in einem Zeitraume von fast iooo Jabren der 
Aufenthalt mancher berühmten Männer und'Frauen, 
der Helikon der Deutschen Muse unter den Minne 
sängern, und endlich der Zufluchteort Luther«, oder, 
wie ff sie selbst nannte, sein Patmo« war. 
Hier versammelte nnst Landgraf Hermann 
der erste, nicht nur al« Held, sondern auch al» 
Verehrer und Beschützer der Wissenschaften berühmt, 
einen Hof von Sängern und Dichtern um sich her; 
hier herrschten Ludwig derEiserne. derHeiiige, 
und Friedrich mit der gebissenen Wange. 
Hierher, wenn man der Soge glauben darf, führt« 
ssnst Ludwig der Springer (dessen fabelhaften 
Sprung die Geschichtschreiber indeß mit Recht be 
zweifeln) die schöne Ad ei heit heim; hier blühte 
die reizende Sophie, die Muse an Herrmann« 
Dichterhvfe; hier lebte die wunderthätige und heilige 
Elisabeth, zu deren Vermählung mit Landgraf 
Ludwig, unstreitig der berühmt« Klingkohr au« Un 
garn, bei seinem Aufenthalt auf der Wartburg (im 
Jahre 1208) Gelegenheit gab; hier ferner die schöne 
Kunigunde von Isenburg, und die Kaisrrorvch- 
ter Margarethe, die, al« sie au« Furckt für ihr 
Leben im Jahr 1270 von der Wartburg entfloh, 
im Vorgefühl ewiger Trennung ihren Liebll, gssohn 
Friedrich so heftig in die Wange biß, baß er diejeS 
Tki.kmaal mütterlicher Zärtlichkeit Zeitlebens behielt,
	        
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