ihn in dir größte Verwunderung setzt. Da« zweite
Zeitwort des Griechischen Gruße«. Len Alcthophcne
ausspricht, wird ein harte« Kreuz für manchen hand-
pesten Arisiarch werten. Wörter, wie Koryphont
für DortLnzcr, Demeterissa für Pricsterin der
Ceres, Zistra für Seistron, Isiöklarper, Stre-
phon, was dcch eine so glänzende Rolle in der
Dichtung selbst spielt und so oft vorkommt, sürStro-
xhion, eine Kopf: oder Busenbinde, sind Formen
und Wortbeugungen, die sich schwerlich durch irgend
eine Autorität al« die der Willkühr rechtfertigen
lassen dürften. Wie sehr wäre hier da« Beispiel ei
ne« Römischen Imperators, der sich sonst viel für er
laubt hielt, de« Tiberius zu empfehlen, welcher so
gar die Nacht nicht schlafen konnte, weil er in ei
nem Befehl über die Neujahregeschenke sich eines
einzigen GricchischenWortes bedient hatte.
Man müßte billig Bedenken tragen, dergleichen
rücksichtlosen Tadel bei einem sonst so genialischen
und in jedem Betracht ausgezeichneten Werke zur
Sprache zu bringen, wenn nicht grade ein solches
Beispiel bei einem so leicht verführbaren Publikum,
das jede geistreiche Verirrung durch geistlose Nach
ahmung überbietet, sehr geschmacklose Nachäffungen
hervorlocken könnten. Auch ist es jedem Freunde des
Schönen, was für alle Zeitalter und alle Geschlech
ter gleich schön bleiben muß, doppelt empfindlich,
durch solche Flecken und Geburtömaale.E die freilich
dem Liebenden wohl eben so gut als SchönheitSfiegel
erscheinen können, wie (in den Horazischen Sa
tiren) ein Fleischgewächü dem zärtlichen Balbin,
so viel Anmuth und Reize verunstaltet und — ver
rufen zu sehn. Wir fürchten in der That, daß die
nach der dcutungsreichcn, schönen Allegorie auf dem
Titelkupfer, auf einem zweiten Blatte folgende Lyra,
mit ihren sonderbar verzückten und ausgerenkten
Handhaben in menschlicher Gestalt, von vielen als
ein Abzeichen des Hanges zum Abentheuerlichen und
Phantastischen in einer Composition werde angesehn
werden, die in so mancher Beziehung vielleicht ein
zig in unserer Literatur ist. C- A-
Reise von Frankfurt a. M. zur Schweiz.
(Fortsetzung.)
Auf dem Aldi«, den rzften In«,.
bin früher erwacht, als es nöthig seyn wird,
da der Himmel schon wieder mit Wolken überzogen
ist und wir daher zwar wohl unsere Reise nach Zug
werden fortsetzen, aber nicht noch einmal die Hoch
wacht auf dem Aldis werden besteigen können, um
uns auch des Anblicks der aufgehenden Sonne
von dieser Bergspitze herab zu erfreuen. Wir haben
gestern unser Gutes genossen, und so können wir
uns heute schon zufrieden geben. Zwar war auch
gestern der Horizont nicht ganz rein, indeß sahen wir
doch außer einem großen Theil des Züricher Sees
den ganzen Zuger See sammt^ dem Lande das ihn
umgiebr im Abendglanz der Sonne vor uns liegen.
Das Hauptsächlichste aber waren die Schneegebirge»
deren Gipfel in Purpur glüheten und die in so hohen
Massen vor uns aufgethürmt da lagen, daß wir oft
unsern Augen nicht trauten, und was dem Menschen
so oft begegnet. Dünste für Berge hielte». Es blieb
aber dabei, was wir sahe» waren Berge, deren Spi
tzen mit ewigem Schnee bedeckt, von der Abendsonne
beleuchtet, sich über die tiefer liegenden Berge erho
ben, die vom Licht des Taggcstirnes früher verlassen,
sich schon mit dem Dunkel der Nacht zu vermischen
begannen, und Schatten stakt Rosendüfte um ihre
Häupter trugen. Unser Führer Salomo nannte uns
die verschiedenen Namen der Gebirge, die unsere Au
gen gefesselt hielten, die uns früher auch Ebel schon
genannt hatte, dessen Buch über die Schweiz, wie
wir täglich mehr einsehen, ein Meisterstück ist. End
lich als die Nacht, nachdem sie alle Tiefen verschlungen
hatte, auch die Gipfel der Berge in ihren Mantel
einhüllte, schieden wir von der Scene, die uns mit
hohem Erstaunen erfüllt hatte, und kehrten zu unserm
gutmüthigen Schweizer Wirth am Fuß derHocdwache
zurück. Es herrschte em wunderliches Gewühl in
dem Wirthshause. Aus der Ferne tönte Musik. Es
war Sonntag. Wir traten naher und erblickten eine
Schaar rüstiger Jünglinge, die theils an Tischen sa
ßen und schmauften, theils in frohen Tänzen das
Zimmer auf unv nieder wogten, die meisten von ih
nen trugen Kronen auf den Häuptern- Was soll
da«? fragten wir unsern Führer. Es ist eine Hoch
zeit auf dem Aldis, versetzte dieser. — So, sagten
wir, in der Schweiz also kragen die Brautleute schon
vor der Hochzeit Kronen auf dem Haupt! In Städ
ten mag man mit dem bedenklichen Zeichen nicht«
zu thun haben. Wir feiern das Glück das uns be
vorsteht im Stillen. — Hier ist es grade umgekehrt,
erwiederte Salomon. Die jungen Hirten ziehen mor
gen in^ dem Schmuck nach der Stadt, durchwandern
eine Straße nach der andern und kehren nicht ehen
der wieder zurück, als bis alle Einwohner von Zürich
davon unterrichtet sind, daß sie ein Weib genommen
haben. Die Bursche müssen ihrer Sache gewiß seyn.
Wohl dem Menschen der in dem Wahn steht, es seye
so viel an ihm, daß es jedem, der ihn anblickt zur
Freude gereichen müsse, ihn gesehen zu haben. Am
Ende, Krone bleibt Krone, ob von Papier oder Gold,
wenns nur dem der sie trägt wohl dabei zu Muth
ist. Unsere Hirten schienen sämmtlich in dem schönen
Fall zu seyn. Ihr Auge funkelte, ihre Wangen
glühten. Es war eine Lust ihnen zuzusehen. Deß
Lebens höchste Fülle war über sie ausgegossen, sie
waren glücklich und wußten es. — Welch ein Jubel,
so viele tausend Fuß hoch über dem Meere; "welch'
eine Glut in der Nähe der Schneegebirge. — Ich
ließ den Wirth den Leuten mehr Wein auftischen.
Unser Bedienter gesellte sich mit seinem Horn zu den
Spielleuten, die ohne die mindeste Ahndung davon
zu haben, bisher, zumal der Baß, jeder fein nctutf
in einem andern Takte, abgespielt hatten. Die Le-
bensflamme in den Hirten stieg immer höher, di«
Begeisterung wurde allgemein, eins riß das andere
mit sich fort, schloß das andere an sich, drückte ihm
die Hand, strebte eins mit ihm zu werden, gleichen
Jubel, gleiches Hochgefühl in seinem Innern zu er
wecken. Und das Alles, wie's der reinen Menschen
natur ziemt, ohne Beimischung von Neben-Ideen,