daß es zugleich die Furchtbarkeit für den Menschen
sey, das Leiden selbst, objectiv vorgestellt, wo dem
beurtheilenden Subject nichts übrig bliebe, als die
Anwendung davon auf feinen moralischen Zustand zu
machen und aus dem Fruchtbaren das Erhabene zu
erzeugen. Longin in seinem bekannten Werke über
das Erhabene, hat, wir schon Herder und Eberhard
urtheilen, nicht sowohl vom Erhabenen überhaupt,
als vielmehr von dem hohen Stil, im Gegensatz des
ganz einfachen und gemäßigten, mit einem Wort,
von der Hoheit der Rede, gehandelt.
Clo di us in feiner Poetik nennt erhaben,
wenn der Gegenstand durch seine Entfernung vom
niedern Gesichtskreise (vielmehr sollte es heißen: Er
hebung) die Vernunftidecn des höchsten unbe
dingten Seyns, des ersten Gliedes in der Reihe
der Dinge, der göttlichen Freiheit, der reinen
Vollkommenheit — anschaulich macht. Dann un
terscheidet er die Grade des höhcrn Schönen:
„groß ist die Vorstellung des Weltmeers (er hatte
hinzusetzen sollen, in seiner Ruhe, wo es, wie Her
der sagt, die Seele weitet, da es hingegen in sei
ner Bewegung die Seele erhebt) stark ein Felsen,
der der andrängenden Fluth entgegen tritt; heftig,
ein Sturm, der in dem Fichtenwalde wühlt, erha
ben die Pyramide, der Sonnenobrlisk, der aus der
Nilüberschwemmung hervortritt.
Die kritische Philosophie bezeichnet das als das
Erhabene, mit welchem in Vergleichung alle« an
dere klein ist. Herder berichtigt dies dahin, daß wir
nicht alle Gegenstände und Maaßstäbe vom Begriff
des Erhabenen entfernen dürfen, weil wir außerdem
uns selbst den Boden rauben würden, von dessen
Standpunkt aus uns etwas hoch oder niedrig, klein
oder groß erscheint. •— Fast möchte man annehmen,
daß man das Erhabene überhaupt nicht definiren
oder auf Begriffe zurückführen sollte, eben weil e«
über die Begriffe hinausgeht und nur mit dem Ge
fühle Maaß an dasselbe gelegt werden kann. — Bei
spiele des Erhabenen will 'ich Ihnen weiter unten,
aus Dichtern, die Ihnen bekannt sind, auszeichnen;
jetzt aber einige Ideen über die Geschichte de«
Erhabenen, die einer unserer tiefsinnigsten Den
ker in einem größeren Entwurf ausführlicher andeu
tet, hier kurz zusammen zu drängen suchen.
Im Feite« - Ansang war in der Natur
Nur Höh' uud Tiefe. Du erscholl
Der Schöpfung Stimme! — niederstieg das Hohe,
Die Tiest empor — und ei ward Ordnung.
Nock, stunden Fluten aufgethürmt! Erhabner Anblick! —
Die Fluten senkten st» die Wolken schwanden,
AUmälig schwieg der Erde Grimmen, und
Bewohnbar ward di« Wett.
Nun tobte», krlcgentstammt, der Völker Stämme:
Der Freiheit Unterdrücker, Räuber, Mörder»
AIs Götzen stunden ste auf den Altären; —
Ta kam die Zeit des Furchtbaren-Crhabnen.
Bald stegre die Vernunft, das Recht begann.
In Trümmer sanken die Altäre der Tyrannen,
Uud aus dem Rohen ward — das Sittlich-Schöne.
— Jetzt schwang die Kunst, die Wissenschaft stch «us,
Bis zu der Gottheit Tiefen forschend stieg der Geist,
Und inS Gewand crhab'ner Dunkelheit
Verhüllten stch die Denker und die Künstler. —
Bewundernd stand da» Volk bei ihren Werken.
Run kam das Licht. Der Nebel der Betäubung
Zerrann! Das Angenehme ward, das Wahre,
Das Nützliche gesucht. Und was mit Staunen einst
Der Geist ergriff, das faßt' er denkend jetzt,
Und cS entstand das Schön>Erhabe»e.
Mit Ernst betrachte dieses Bild der Menschheit!
Drin eig'ncs enget Leben spiegelt stch darin.
AlS klein und schwach die Erde dich empfing,
Da lag's unendlich groß, erhaben »vr dir da,
Und unerfahren stauntest du dem umfang.
Den hohen Himmel wolltest du erfliegen,
Dich rauchen in den Brunn der Morgenröthe,
Und schiffen in der Wolken schnellem Flug.
In den, Erhab'nen wohnt die Dichtung aller Völker;
Und alle Götter, Geister und Dämonen,
Die hohe Veste, der Olympus schloff ste ein. —
Draus, als der Himmelsgenlus uns nahte,
Milchstraßen uns und Eonnenheere zeigte,
Als uns der kühne Menschengeift das Buch
Der Himmel aufgerollt; da schwand das dumpfe Staune«
Der Kindheit, doch ein größeres Erstaunen
Nahm seinen Platz, und hält ihn fest und ewig.
Der inu're Geist, nicht unser Auge, will
Umfassen jetzt das Weltall, und nachdenken
Dem Weltenordner, göttliche Gedanken! —
— Nun ahnten wir die Regel ew'ger Ordnung,
Und der, der diese Regel wirklich macht,
Der allcrfüttend, ewig schaffend lebt,
Was ist erhad'aer, schöner, als er selbst?
— Als ich zuerst das Meer in seiner Ruhe sah,
Endloses über mir und unter mlr, da sank
Mein Blick verloren in die ungewisse Tiefe.
Und als der Sturm erwachte, dumpf der Abgrund bebt«,
AlS Winde heulten, und die Wolke» borsten,
I» diesem Aufruhr der Natur erblickt' ich
— » welch' Erhabnes einer höher« Ordnung! —
Gewogen alles, und gemessen nach Gestalt,
Und Zeit, und Ort, gleichstimmig die Bewegung
Des Brett», auf dem ich wankt-, mit dem Element.
— — Einst staunten wir das Dunkel au! wir bildeten
Uns Hirngesvinnste, und ein reiches Heer
Erhab'ner Nichtigkeiten! — Die Vernunft erschien,
Es schwand »er Schatten wesenlose« Bild,
Und he« und leicht ward »er Idee» Flug!
Schreiber.
(Der Schluß folgt.)
KOOOO«X>OO>0O(XXX>(>Oi
Nicht-politische Zeitung. Nro. ist
Aus Wien, am 2Zsten August, 1805.
in er »er neuangagirten Französtschen Fechter Hr. Gougibus
hat das Publikum mit einer ernsthaften Pantomime: das Mäd
chen als Husar, beschenkt. Der Erfolg war der unglücklichste
den Sie stch nur vorstellen können. Die unbedeutend« Hand
lung, die ganz unpassende Mustk, besonders aber das ausfallend
übertriebene Pantomimensvicl des Herrn Gougibus erweckte bei
dem Publikum einen ununterbrochenen Reiz zum Lachen, de«
es dann auch zu unterdrücken nicht nöthig fand. Hr. Eougo-