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Volume Nro. 169, Sonnabend den 24. August

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

tHt v»r«>«ling war «Kr, wir ««fugt, feie brav. Dr» 
•Dolbcmot des Hrn. C V i t sc«t Ick seinem Wallenkeln an Cie 
Seite; der Blad. Hartwig gelang die Tochter de» Biirgemei- 
ster» trefflich ; die Slerdeseene gad fie besonder» mit großer 
Wahrheit. Die meisten iideigen Rollen stnd undedenteud. 
Madame Gihlhaae, die vier in sechs Gastrollen aiisge- 
»reien ist, bat uns wieder »erlassen. *) Sie hat stier bei weitem 
n.chk io Viel Sensation gemachte al« man ansang? erwartete. 
Am lOien diele» Monat» wurde in dem nn» benachbarten 
kanchstadt endlich roll den Wein,arischen Sch'an,»leiten eine, 
von Götbe »eranüaitete Todrenseier dem nnsterbtlchen Schil- 
>er »« Ehren gegeben. Ob sie dieser beiden großen Dichter, 
»et Gefeierten stwohl als de« Feiernden, würdig mar? Ich will 
meinen tesern hier eine tut* Beschreibung der ganzen Feierlich, 
«eit liefern, und Ihr eigene» Gefühl mag Sie dann bei Beur- 
tlieiinng derselben leiten. Jineise wurden die drei legten Site« 
ber Warm Stuart ausgeführt, iedoch gar nicht zur Befriedi 
gung der Zuschauer. So soielte eine Dem. Sille die Elisa 
beth die vielleicht da» Kammermädchen einer Kauiniersrau der 
Englischen Königin ganz artig gemacht haben würde. Kunstver 
ständige zeichncn in d-r ganzen Darstellung allem die, al» eine 
warfst« Künstlerin bekannte Mad. Beeter, in »er Rolle der 
Maria, a:>». Warum wurden aber nur die drei legten Akte 
der Stuart gegeben ? — W» der Vorhang nach Bcendigung der 
Maria wieder ausging, sah man einen Giocktngicßrr in seiner 
CBtrtftätte, der mir feinen Gesellen und den Mädchen derselben 
in der SirWit beariffen war. Diese Herren und Damen finge» 
denn nun an, die Gioeie von Schiller, meisten» mit Wel 
ch arischem Palho». zu deeiamirrn. und al» da» Werk beendet 
war, •— man sah da» flüssige Metall im Hintergrund transparent 
in die Form stiefjcn, — so falteten Alle andaebtlgUch die 
Hand«, und La« Orchester spickte Leu Choral — Nun danket 
dllle Gott)!! Hieraus ward in große» Schleiskanncn Bier 
gebeache, die Glockrngicßcr ließen stch» schmecken, und — wäh 
lend dem wurden hinter der Lerne allerlei lustige Stückchen 
gnsgesviclt. 
Rach der Reettirung diese» Gedickt» wurde die Glocke an 
Rosenketien — wo dergleichen handfeste Rosen wachsen, wird 
man nur bei — — — erfragen tonne«, — in die Hohe 
«ewgeu. Mad. Becker trat »arunier, srrach einen Epilog in 
dem von dem Weimarisckcn Fürsteiihause gerade so viel vorkam, 
«l» von Schiller, und die ganze Feierlichkeit war zu Ende, 
al» alle Zuschauer glaubte« . nun würd' e« erst recht lo.-geh». 
In Weimar werben die Winter, VorstrUunaeW mit dieser Lvd- 
»emeier etüfifnei; nu«, dort werden die Theaterfreunde scho« 
«vvtandiren. In SmitttlaM war'» dabin sieilich nicht zu dri«- 
gen. Einige Verehrer vom Hr». von G o t h e Hecken drhaup- 
,et, diese so mi?Inn«ene Todlenfeier seo die rechte nickt; diese 
werde erst in Weimar gegeben werden. Die Lauchstädt» hab' 
er nur angeordnet, um durch da» Zuströmen vieler Fremden, 
der Theaterkasse, die diesen Sommer wegen Mangel an Bade 
gästen sehr grktNen habe« soll, ein wenig anszuhelsrn. Ader — 
eine solche Geld-Svecuiarion ist unier »er Würde n. f. w. ••) 
A. K * •*) 
•j Bcm. dcs Red Madame Gebiha,r ist eben in Ber 
lin angekommen. E» wäre ein Verstoß gegen die Hosvikalikat, 
ihr hiefigr» Aultreten durch ein nick! ganz günstige» Uriheil 
»orinbereüen. Ich laß' e» >veg, bi« i-ne* durch da» Uriheil, 
da« |ie in Berlin verdienen wir», destaiigl »der widerlegt ist. 
•*) Die Todte« > — ertielsrci zu Lauebstäde scheint wirk 
lich bei vielen Zuschauern die Schiller nach seinem ganzen 
Werth, verehre«. Erbiekernng bewieit zu haben. Ich habe in 
der vorstehenden «ackaichk alle Ausdruck« die darauf hindeutete«, 
«eggckirichoi. — Uel'rigeu« ist »er Versuch au» der testen« 
frier eine» große« Manne» eme Geld - Specnlation zu mache«, 
nickt ne«. Hessing» Tottcnseter wurde al» ei« Kassenfinck aus 
der Berliner-Bübue achtjehumai wiederholt; e» »erstehe fich, — 
««rer der Direktion Dvbbtl:«». D»r Red. 
Aus Königsberg, d«n löte« August 1805. 
(Forts, der Theatern, vom rreu August.) 
©en isten August, Erinnerung. Herr Sehring bet 
auere, Vaier unser» braven Bassisten, vom Dessgiier Theater 
gab al» erster Del üi den Geh ei me rath Seeg er herzlo», 
auffahrend und tarikirt, UN» entsprach dem Charakter der Rolle, 
wiewohl er für da» komische Fach nickt so viel Talent al» für 
da» lnieigante verrath. Er muß versuchen ln seine Bewegun 
gen Mehr Ruhe zu drmgcn, — nalüriich wo Nicht» ander» vorge 
schriebe» ist. Den Conirast. den Iffland im W a r d a m m anst 
steine, brach« Hr. Schwarz zur Erscheinung, und stell« de» 
guten, heitern und herzlichen Menschen recht brav dar. 
De» rrcn August. Kabale nn» Liebe. Mad. G u t- 
iermann sviclte die Lad» al» zwei» Gastrolle, und rechtfer 
tigte durch ihre innige Deklamation und kraskize Darstellung 
die gute Meinung vollkommen, die ste bereit« bei ihrem ersten 
Siusufitn erweckt hatte Hr. Seheing »er ältere »ebü- 
tirte zum zweilenmale al» Secreiär Wurm, beurkundet« 
seine Darstellnngsgabe für die» Rollenfach in hohem Grade und 
führte besonder» den legten Austritt de» vierten Aufzuge» mit 
Besonnenheit und Studium durch. Hr. Kühne spielte den 
Ferdinand durchgängig Mit Fleiß und allem Aufwand seiner 
Kraft. Herr Weiß stellte al» Hosmarschail rin gerunde 
te» Ganze süßlicher Gekeuhastigkeit und »ornrhmchnender Dtzmuz» 
heit ans, und gab eine« neuen Beweis feiner künstlerischen 
Dielseiiigkeii. Hr. S ck w a r» al» K a m m e r d i e n e r war innig 
von »er Tiefe diese» Charakter» durchdrungen, «ud stellte deu 
te! den mii erschutlcruder Wahrheit dar. 
Den ülen die Jäger. Mad. Sehring dedüiirie al» 
Oberförster! ii und erfreute ganz besonder» durch schone» 
Miene»,viel. Ihr wurde — ein seltener Satt — da» lebhafteste 
Belfallg klatsche he« einer Miene, in der ste de» Uet ergänz 
vom Schmollen zum Gukwerkea mahier. Ei» Hr. Braun 
vom Danziger Theater stielte den Anton al» Gastrolle, aber 
verfehlte den Charakter der Rolle. Hr. Car «i er «I» Ge 
rt cht« schre i her war ganz rorlrefflich, uud Hr. Schwarz 
«I» Oberförster gab gelungene Scenen. 
Den Ztcn, sslen, yten und tonn gab die Französische 
Schauspieler-Gesellschaft la joune tinleose und Io toniielier; 
i'-maur liiial, le tailleur et le bouffe und Maxton et 
FionUn; ia terv»ule injuresse, Its amans proies und la 
cloison ; Adolphe et Clara, Adele et Fdouard und les 
chassem» ou la iailiere. Madame Saure« entzückte «i» 
Meisterin, Hr. Bernsr» erfreute durch feine« sonoren Bari- 
tono und sein besonnene» Solei. Hr. Due lo» entfaltet« über 
all sein »orzngliche» Talent im komischen Fache, besonder» durch 
»le Ruhe in seinem Svieie; denn „wenn »erSvaßmacher selbst 
öder den Spaß tackt, so verliert er alle Wirkung," sagie der 
verewigte Dichter sehr wahr. Auch Hrn. Fonre» gelang eini 
ge» recht gut. 
Den iztcii die Aussteuer. Mad. Gutterman« 
gab al» dritte Gastro«.' die Räth in Wall man« gefühlvoll 
und wahr, »errieth auch in dem hier noch gar nicht de-egten 
Fache der zärtlichen Müllkr, die denkende Künstlerin und erregte 
äus» neue den allgemeinen Wunsch ste für Immer die unsre zu 
nennen. Mad. Seh ring fistelte al» zweite« Debüt die Zuilg- 
ser Jakobe rreziö» und fofert, und belustigte recht sehr. 
Hr. Sehring d. ä. gab al» dritte Rolle den Commissär 
Wailmann g«l; nur eriffe ihn auch hier der vdeiierwahntc 
Tadel de» zu istluügm Herumlaufen». Hr. Schwarz stellte 
den dirtern Präsidenten mit viel Treue und der 
diesem Charakter eigeucn edlen Ruhe dar. Brauche ich wohl 
mehr von der Darstellung der Sophie zu sagen, al» wenn 
ick, bemerke, daß Mad. Kühne geborn« Tassinl, die Rolle 
spielte? — Der Charakter »c» Anton in dem sich die l'nesie zur 
Philosophie steigert «ud die Philosophie »ne Poeste verklärt der 
stärkste, den Zfflan» je gegeichnel, haue «ine ernstere Behand 
lung und ei« liefere» Studium verdient. — —.
	        
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