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Volume Nro. 166, Dienstag den 20. August

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

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Gedanken, deren Bilbniß dieseAusdünstungen vor-, 
stellen, sichtbar. Werden die Gedanken sichtbar; so 
müssen rrir auch nothwendig die Bilder der Dinge, 
die außer uns sind und von welchen wir reden, in 
diesen sichtbar gewordenen Ausdünstungen erblicken." 
Ganz anders verhält es sich mit Rabeners 
.Persiflage. Man erblickt darin beständig zwei Ge 
sichter und dos wird widerlich. Tie Beschuldigung 
ist hart- Es liegt mir ob, sie zu beweisen. 
Rabener will die epistolas gratulatoms, die 
damals auf Universität !, üblich waren. lächerlich 
machen. Er bedient sich dazu desselben Mittels, wie 
Liskow, der Persisfloge. Er verfertigt eine Commen- 
takion im Geschmack eines solchen Gratulanten und 
führt ihn redend ein. Gleich beim Motto: procum- 
liit hunü bos, macht er die Anmerkung. „Zwar 
scheine dies Motto zur Abhandlung nicht zu passen, 
da« thue aber nichts, solches sey nach dem neusten 
Geschmack." — Es ist einleuchtend, wie durch die 
sen. Zusatz niit einem Mal die ganze Täuschung zer 
stört und der Spaß verdorben wird. Die ganze 
übrige Abhandlung müßte nach echter Pcrsifflage das 
Unpassende des Motto zeigen, und der Satyriker 
scheint durch seine Anmerkung zu verstehen zu geben, 
daß seine Ironie entweder nicht treffend genug sey, 
dies zu finden, oder daß der Leser zu schwach nnd 
kurzsichtig sev, dies einzusehen. Beides aber stört den 
Genuß und läßt kein reines Vergnügen empfinden. 
Eben so verhält es sich mit der Erklärung der 
Vignette vor dieser Abhandlung. Man sieht darauf 
eine Denkmünze vorgestellt mit der Inschrift: Got 
tes Wort und Steuern geben, hilft zu die 
se ni und jenem Leben. Der Satvriker hatte 
hierbei die Absicht, das gelehrte, diplomatische Anse 
ben, das sich viele unwissende Schriftsteller geben,, 
lächerlich zu machen, die bei jeder Gelegenheit, sie 
mag so unpassend sein, als sie wolle, ihre vermeinte 
Gelehrsamkeit auskramen. Und in der That, es 
war ein sehr glücklicher, echt satyrischer Gedanke, daß 
er diese Münze zur Erläuterung folgender Stelle in 
seiner Abhandlung erfährt: „Jedermann wird zur 
Steuer der Wahrheit gestehen, daß eine schlechte 
Abhandlung weit erträglicher sey, als ein schlechter 
Anfangsbuchstabe." 
Hier hätte der echte Satyriker bei dem Worte 
Steuer bloß in einer Note sagen wüsten, viele 
bei Steuer, die Denkmünze auf dem Titel der Schr. 
So aber verdirbt uns Rabener durch folgende An 
merkung wieder den ganzen Spaß: „Bei dem Worte 
Steuer fallt mir eine rare Münze bei, welche ich 
auf dem Titel stechen lasse. Ein anderer, der meine 
Fähigkeiten im Denken nicht besitzt, würde nicht dar 
auf gekommen seyn. Aber ee macht ein Buch be 
liebt. Und was das schönste ist, so wird gar nicht 
erfordert, daß sich die Münze zur Abhandlung schicke. 
Wer hätte in meiner Lobschrift auf die Glückwün- 
schungsschreiben eine Steuermünze suchen sollen? 
Bloß dem Worte Steuer hat der Leser das schöne 
Bildchen zu danken." 
A. Zarnack. 
(Die Fortsetzung folgt.) 
Nicht-politische Zeitung. Nro. 166. 
Programm« der National-Akademie der schbnen 
Künste zu Bologna. 
^ Am 27stm Avril izc>;. 
£)uc Preis - Bewertung US bevorstthrr.den JahreS eröffnet kiese 
Akademie den Künstlern ieder NalIon ein neuer Leid 
der Ehre durch nachsalzende Ausgaben: 
1. Für die Architektur. 
Ein Gerichtshof in cincr Hauptstadt/ welcher sämmt 
liche — sowohl Civil - als Criminal-Tribunale/ 
mir allem Zubehör fassen muß. 
Dis Hauptsronie deS GebaudeS soll an eineni öffentlichen 
Platze liegen. Am hintern Theile deS GebaudeS bestnde» stch 
die Gefängnisse. Die Eale, dle Archive und alles was ,u den 
re victivcn Tribunalen gehört, müssen deutlich angegeben seyn. 
Auiahl und Größe der geometrischen und versveciivischen Risse 
bleibr dem Bearbeiter überlassen; nur mutz die Idee stch voll 
kommen deuliich erklären. 
Preis. Eine goldne Medaille, 60 Zechinen an 
Werth. 
2. Für dle Malerei. 
ThemistoclcS/ der um Hülfe bittend/ stch dem Könige 
der Molvßer zeigt. 
TbucidideS, Buch I. — Plukarch im Leben der Themist. 
'/ Zur Bekanntmachung von der König!. Akademie der 
Küaste ix Berlin, «i»g«,cadcr. Der Red. 
Der verbannte Held, indem er das königliche Kind um 
armt, welches die Königin, die um die List weih, an der Hand 
halten kann; der König Admct, von Erstaunen ergriffen, da 
er den ihm verhaßten Mann erkennt und ihn bei einer Hand 
lung betrifft, der er stch nach Religionsbegriffen nicht widersetz-» 
darf; die Rührung und Theilnahme der Frauen und der Höf 
linge — bieten dem Künstler ein weite» Feld iu einer edeln, 
reichen und interessanten Comvosttio» dar. Das auf Leinwand 
grmaire Bild soll ; Fuß ho» und 7 Fuß (Pariser Maaß) tan, 
seyn. 
Preis. Eine goldne Medaille iro Zechinen an 
Werth. 
Z. Für die Bildhauerei in Basrelief. 
Cleobis und Biton, welche in Ermangelung der Rin 
der, stch an den Wagen ihrer Mutter spannen und 
ste zum Tempel der Juno fahren. 
Herodot, Buch I. — Plutar« im Leben d-S Solo». 
Wenn der Künstler seine Eonioosttion bereichern will, s» 
kann er eine Gruvve Zuschauer anbringen, die diesen heroischen 
Zug der kindlichen Liebe mit Bewunderung und Beifall betrach 
ten. Die Größe und die Materie de» Basreliefs nach Belie 
ben des Künstlers. 
Preis. Eine goldne Medaille, 40 Zechinen «« 
Werth. 
4. Für die Figuren-Zeichnung. 
Die durch den EccmanicuS für die im Teutoburger
	        
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