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Gedanken, deren Bilbniß dieseAusdünstungen vor-,
stellen, sichtbar. Werden die Gedanken sichtbar; so
müssen rrir auch nothwendig die Bilder der Dinge,
die außer uns sind und von welchen wir reden, in
diesen sichtbar gewordenen Ausdünstungen erblicken."
Ganz anders verhält es sich mit Rabeners
.Persiflage. Man erblickt darin beständig zwei Ge
sichter und dos wird widerlich. Tie Beschuldigung
ist hart- Es liegt mir ob, sie zu beweisen.
Rabener will die epistolas gratulatoms, die
damals auf Universität !, üblich waren. lächerlich
machen. Er bedient sich dazu desselben Mittels, wie
Liskow, der Persisfloge. Er verfertigt eine Commen-
takion im Geschmack eines solchen Gratulanten und
führt ihn redend ein. Gleich beim Motto: procum-
liit hunü bos, macht er die Anmerkung. „Zwar
scheine dies Motto zur Abhandlung nicht zu passen,
da« thue aber nichts, solches sey nach dem neusten
Geschmack." — Es ist einleuchtend, wie durch die
sen. Zusatz niit einem Mal die ganze Täuschung zer
stört und der Spaß verdorben wird. Die ganze
übrige Abhandlung müßte nach echter Pcrsifflage das
Unpassende des Motto zeigen, und der Satyriker
scheint durch seine Anmerkung zu verstehen zu geben,
daß seine Ironie entweder nicht treffend genug sey,
dies zu finden, oder daß der Leser zu schwach nnd
kurzsichtig sev, dies einzusehen. Beides aber stört den
Genuß und läßt kein reines Vergnügen empfinden.
Eben so verhält es sich mit der Erklärung der
Vignette vor dieser Abhandlung. Man sieht darauf
eine Denkmünze vorgestellt mit der Inschrift: Got
tes Wort und Steuern geben, hilft zu die
se ni und jenem Leben. Der Satvriker hatte
hierbei die Absicht, das gelehrte, diplomatische Anse
ben, das sich viele unwissende Schriftsteller geben,,
lächerlich zu machen, die bei jeder Gelegenheit, sie
mag so unpassend sein, als sie wolle, ihre vermeinte
Gelehrsamkeit auskramen. Und in der That, es
war ein sehr glücklicher, echt satyrischer Gedanke, daß
er diese Münze zur Erläuterung folgender Stelle in
seiner Abhandlung erfährt: „Jedermann wird zur
Steuer der Wahrheit gestehen, daß eine schlechte
Abhandlung weit erträglicher sey, als ein schlechter
Anfangsbuchstabe."
Hier hätte der echte Satyriker bei dem Worte
Steuer bloß in einer Note sagen wüsten, viele
bei Steuer, die Denkmünze auf dem Titel der Schr.
So aber verdirbt uns Rabener durch folgende An
merkung wieder den ganzen Spaß: „Bei dem Worte
Steuer fallt mir eine rare Münze bei, welche ich
auf dem Titel stechen lasse. Ein anderer, der meine
Fähigkeiten im Denken nicht besitzt, würde nicht dar
auf gekommen seyn. Aber ee macht ein Buch be
liebt. Und was das schönste ist, so wird gar nicht
erfordert, daß sich die Münze zur Abhandlung schicke.
Wer hätte in meiner Lobschrift auf die Glückwün-
schungsschreiben eine Steuermünze suchen sollen?
Bloß dem Worte Steuer hat der Leser das schöne
Bildchen zu danken."
A. Zarnack.
(Die Fortsetzung folgt.)
Nicht-politische Zeitung. Nro. 166.
Programm« der National-Akademie der schbnen
Künste zu Bologna.
^ Am 27stm Avril izc>;.
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Akademie den Künstlern ieder NalIon ein neuer Leid
der Ehre durch nachsalzende Ausgaben:
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Ein Gerichtshof in cincr Hauptstadt/ welcher sämmt
liche — sowohl Civil - als Criminal-Tribunale/
mir allem Zubehör fassen muß.
Dis Hauptsronie deS GebaudeS soll an eineni öffentlichen
Platze liegen. Am hintern Theile deS GebaudeS bestnde» stch
die Gefängnisse. Die Eale, dle Archive und alles was ,u den
re victivcn Tribunalen gehört, müssen deutlich angegeben seyn.
Auiahl und Größe der geometrischen und versveciivischen Risse
bleibr dem Bearbeiter überlassen; nur mutz die Idee stch voll
kommen deuliich erklären.
Preis. Eine goldne Medaille, 60 Zechinen an
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ThemistoclcS/ der um Hülfe bittend/ stch dem Könige
der Molvßer zeigt.
TbucidideS, Buch I. — Plukarch im Leben der Themist.
'/ Zur Bekanntmachung von der König!. Akademie der
Küaste ix Berlin, «i»g«,cadcr. Der Red.
Der verbannte Held, indem er das königliche Kind um
armt, welches die Königin, die um die List weih, an der Hand
halten kann; der König Admct, von Erstaunen ergriffen, da
er den ihm verhaßten Mann erkennt und ihn bei einer Hand
lung betrifft, der er stch nach Religionsbegriffen nicht widersetz-»
darf; die Rührung und Theilnahme der Frauen und der Höf
linge — bieten dem Künstler ein weite» Feld iu einer edeln,
reichen und interessanten Comvosttio» dar. Das auf Leinwand
grmaire Bild soll ; Fuß ho» und 7 Fuß (Pariser Maaß) tan,
seyn.
Preis. Eine goldne Medaille iro Zechinen an
Werth.
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Cleobis und Biton, welche in Ermangelung der Rin
der, stch an den Wagen ihrer Mutter spannen und
ste zum Tempel der Juno fahren.
Herodot, Buch I. — Plutar« im Leben d-S Solo».
Wenn der Künstler seine Eonioosttion bereichern will, s»
kann er eine Gruvve Zuschauer anbringen, die diesen heroischen
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ten. Die Größe und die Materie de» Basreliefs nach Belie
ben des Künstlers.
Preis. Eine goldne Medaille, 40 Zechinen ««
Werth.
4. Für die Figuren-Zeichnung.
Die durch den EccmanicuS für die im Teutoburger