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Volume Nro. 164, Sonnabend den 17. August

Full text: Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Public Domain) Issue1805 (Public Domain)

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(Müller« Käufer sehr erbaulich ausgriuhrt. Di« Coulissen stun 
den noch, al« ich den Qrt besuchte. CS waren Geflechte von 
Ekaudrn und Baumästen, die nun an beiden Seiten eingesteckt 
hate, die wahre Wiege der ältesten Schauspielkunst, die, wie 
mir mein Rektor einst gelehrt vordemonstrlrte, ursprünglich nur 
in einem Laubrrbülkenfestr bestanden, wobei die Se*nae oder 
Hütten au« grünen Zweigen, ihre Rolle» spielten. Doch r« 
gab dabei noch eine andere anlignarische Anerinnerung. Ich 
bestnne mich irgendwo, ich glaube in Pauw'S Untersuchungen 
über die Griechen, geleftn zu haben, daß die Rthenienftr zuwei- 
len, wenn sie ln ihren offnen Theatern unter de», blauen Him 
melszelt den «rohe» Trauerspielen ihrer Sophoklrsse und E„r,vi< 
bisse tnialin. durch einen plötzlich herbeigesührten Regenguß ganl 
gewaltig eingeweicht wurden, und daß daher alle« über Hal« 
und Koos in die beim Theater angebrachte Halle» und Säu- 
lengange stürzte. So ein Austritt trug stch nun auch hier bei 
Schillers Räuber ini alten Rauberschlvß ausgeführt zu. Es kam 
beim dritten Ausluge ein schneller Platzregen und durchnäßte die 
Zuschauer, die nicht etwa» ein wandelndes übdach mit stch 
führten, so sehr, daß die ganze Freude dadurch sehr getrübt 
wurde, üb wohl da» Ding ose aus dem Theater der Alten, die 
sa wohl dem Zuschauer nur den freie» Himmel >ur Decke dan 
bdten, vorgekommen sey» mag? Da« trockne Klima allein hat 
doch wohl nicht Sicherheit genug gegeben. Denn Paiiiv will 
wissen, daß e» in Athen manchmal ,o veränderlich an, Hiuimel 
zugegangen se«., al« bei dem wetterwendischen Botte aus den 
Marktvlas. Cie haben, mein geehrlester Herr Freimüthiger, 
einige rüstige AtttrihumSsorsLer >u treue» Mikarbeikeru. Woll 
ten Sie diese nicht iu einer getehrten Disqulsttion über Liese 
hoLstwichkige Angelegenheit der Weit aus den Brettern, auf 
muntern? 
Roch muß ich temerken, daß stch die Theaterluft I» de» 
Gegenden n„, Dresden gar mächtig vermehrt. Man nannte 
mir drei bi« vier Doofer und kleine Bäder, wo jetzt ju gleicher 
Zeit dir Kinder de» Thrspi« ihre» Karren schieden. Aber der 
Wohlstand der Landleuke in dirser Nachbarschaft de« schönen, und 
von so vielen reiche» Fremden besuchten Dresden, übersteigt auch 
wirklich alle Vorstellung. Da komiuen wir in unserer Mark 
hei weitem noch nicht hin! Z. . . 
m A u s Weimar. 
Ävelch abaoschmaekle« Zeug ist nlchl schon über Schiller« 
»oeiischen Rachlaß in der Welt geschrieben und geschwatzt wor 
den. Roch immer träumen einige von einem Attila. Unter 
seinen Papieren fand stch ein Stück au» der Niederländischen 
Geschichte, eine Citglische Margaretha, wovon aber nur ein 
Akt und einige Scenen vollendet waren. Aus einem andern 
Bogen wann viele EüjetS ju Trauerspielen alesgesthrtebkll, wo 
von einige, wie die Braut von Messna, die Jungfrau u. s. 
>v. durchstrichen waren. Auch Theinistokle« befand stch darun 
ter. Aber er würde wohl etwas anders ausgefallen fe»n, al« 
das Stück, welche« ei» dramatisch« Kunstiungcr neuerlich un 
ter diesem Rainen al« Manuslrivt für Freunde und Biihne», 
aus Schiller« Ui ne zu lege» gewagt hat. Da« ist ein erbärm 
liche» Mach - und Fliekwerk voll griechenzeuden llnzcsebma'« 
und Deuischen Getümmel«. Doch mag die Abstchk dabei recht 
gut fr»n. Ein» der lächerlichsten Produkte ist unter de», Liiel: 
Schiller, oder Scenen und Cbaiak,«lange aus Sch. 
»|..iie)rn l eben lSlendal, bei Franzen und Große i in die 
Welt ausgegangen. Der Verfasser mebu« herzlich gut und 
mag wohl zuweilen Schiller», als dieser noch in Jena lebte, 
al« ßtuOirtnCer nahe gemessn sevn. Aber alle«, >va» er über 
Weimar schreibt, scheint entweder au« MiSverftanbenc» Berichten 
ge,lassen, »der ron ihm selbst au« einigen halben Angaben auS- 
gefsonnen worden tu sevn. Cs wimmelt besonder« gegen da« 
Code von den aussalleudste» unlnchiigkeiken. Wir erfahren hier, 
daß Schiller den Hra. VulvinS ♦) tm den besten Tbealerkriliku« 
gehalten und geurlheilk habe, daß ihm nur die alle Literatur 
abgehe, um einer der vorzüglichsten Deuischen Echriststel- 
•j War etwa Hr. Vnlpius die Qnelle der Armseligkriken 
«US Schiller« letzten Tagen? Dtt Rcd. 
l« zu werden, daß Wieland wirklich alt werde, daß ziin- 
ger todt sey. Die« altk« säst auf einer Seite' Auch über dir 
Entstehung der Xenirn hat unser Schwamm manche« al» Stu 
dent in Jena aufgesogen, und dabei thut er wunderbar geheim 
nißvoll. Doch schon zu viel von dieser Sudelei. Da« schone 
Wort über Schillern ln der Hallischen Literatur - Zeitung, die 
tieseindringende Würdigung seine« Dichterberos« ,n der Leipziger 
Liieralur- Zeitung (wirklich ei» Meisterstück) und so manche« 
andere grreifte Urtheil, da« früher gesprochen wurde, ist hoffent 
lich nur Vorspiel von dem, wa« man au« »er Feder der We 
nigen, die Berus dazu haben, erwarte» dürste. Die Frau von 
Schiller ist vom Brückenauer Bade zurück gekommen und hak 
v»m Bade und der Reise die wohlthätigsten Folge» verspürt. 
Erlaubte e« die Bescheidenheit und Achtung, die eS nicht ge 
stattet, von Frauen, wie von Männern, tm großen Publikum 
zu sprechen, so würde stch vieles darüber sagen lassen, was sie 
dem Verewigten war, und wie sehr sie der «arrestea Theilnahme 
de« ganzen deutschen Publikum« werth se». 
Aus Amsterdam, vom 8ten August 1805. 
os (Schluß.) 
Vlm 7len August hatten wir hier eine ganz neue Erscheinung. 
Es ward ein Ccneerk angekündigt, unter dem pompöse» Bericht 
an« Publikum: „Au bcucfice de Don AU-xaudto Mou 
nt her, V10I011 Solo de Ja cour d’Espague , et son 
„Epousc: amsi que Ivlr. N a v o i g i 11 e, chtf el’Or- 
„thestte de la Lege Olympique et de» Concerts de 
„Clery -l Paris“. — 
Die echten Holländer riefen: „Windnegotie“ cWindhandell» 
und niemand erwartete mehr, al«— GaSeonaden! allein wurde 
man ie angenehm betrogen, — so war e« gewiß diesmal. Herr 
Boucher, (der a» die vornehmsten hiesigen HanblungShäuftr em 
pfohlen warl hatte ein volle« Concert, und übertraf durch stin 
meisterhaftes Violinsoiel alle Erwartungen, Auch Mad. C c - 
lrstr Boucher zeigte große Talente aus dkm F. Piano, und 
gehet noch weit mehr mit der Harfe. Wa« aber für letztere 
interesstrte, und den, erster» in Mancher Augen nachtheilig war, 
bestand in dem auffallenden Conirast ihrer Dai ftellungsart. Mad. 
Boucher trat stktsam-bescheiden auf, spielte mit Wärtne und Ge 
fühl, und schien stch ihrer Latente nicht bewußt zu sevn. Don 
Alerandro trat ganz im Selbstgefühl seine« Werthe« aus, spielte 
»>ii außerordentlichem Schwung, war ein;ig und de« vollkom 
mensten Beifalls würdig, und alle« an ihm war Lebhaftigkeit, 
Feuer und Schnellkraft z allein Blicke, Hanse, Füße, alles an ibiil 
gab auch nur allzu deutlich zu erkennen, d«ß er stch dieser große» 
Gaben voukomnien bewußt fco, und aus den lautesten Beifall 
ziiverläßlg zahlen zu dürfen glaubt. Bescheidener und delicater 
sichrie Hr. Ravoigille seine Partitionen aus, und befrie 
digte al« trefflicher Altspieler unsere gerechtesten Erwartungen. 
Um dem Ganzen noch mehr Volikomnienheit i» geben, trat 
auch der vortreffliche Sänger des Franz. Theater« zu Amsterdam, 
Hr. Gabriel auf, und feltrn herrschte wohl mehr Harmonie 
in der Ausführung, als am gestrigen Abend. — 
Alle Franzbfisch cn SMättern. 
«Jie Italienische über hat Genua verlassen; man vergnügt stch 
jetzt drrt mit »er Jralltiilscheu Komödie, bi« die Französtscht 
Schauspieler-Gesellschaft, die schon unterwegs ist, wird ange- 
langr sevn. 
— Rach einer Krankheit von zwei Jahren ist die Sänge 
rin Maden,. Maillard wieder als CI»te»ine,1ra in Gluck'« Over 
dieses Namen« aufgetreten. Geoffrov preist und bewundert ste, 
da er erber doch nicht taugnen tann, daß ste in einen, Auftritte 
widerlich gesungen hat. so sagt er, da» sev Glucks Schuld: 
„Gluck habe seine Kunst verkannt, dle Musik be 
schimpft und die Liebe der Franzosen zum Lärmen, gemißbrauchk." 
— Zu Rennes hak rin Hr. Chcrek einen öffentlichen Ver 
such mit einem Wagen gemacht, der ohne Pferde ging. Er 
ladet zu einer Subskrivtion rin, um rinrn Wage» für mehrere 
Personen zu baue», und perspricht, daß Lrrfelbr nicht allein aus 
allen Wegen, sondern selbst noch leichter aus bem Wasser fort 
rolle» soll. Wuidnegotie!
	        
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