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(Müller« Käufer sehr erbaulich ausgriuhrt. Di« Coulissen stun
den noch, al« ich den Qrt besuchte. CS waren Geflechte von
Ekaudrn und Baumästen, die nun an beiden Seiten eingesteckt
hate, die wahre Wiege der ältesten Schauspielkunst, die, wie
mir mein Rektor einst gelehrt vordemonstrlrte, ursprünglich nur
in einem Laubrrbülkenfestr bestanden, wobei die Se*nae oder
Hütten au« grünen Zweigen, ihre Rolle» spielten. Doch r«
gab dabei noch eine andere anlignarische Anerinnerung. Ich
bestnne mich irgendwo, ich glaube in Pauw'S Untersuchungen
über die Griechen, geleftn zu haben, daß die Rthenienftr zuwei-
len, wenn sie ln ihren offnen Theatern unter de», blauen Him
melszelt den «rohe» Trauerspielen ihrer Sophoklrsse und E„r,vi<
bisse tnialin. durch einen plötzlich herbeigesührten Regenguß ganl
gewaltig eingeweicht wurden, und daß daher alle« über Hal«
und Koos in die beim Theater angebrachte Halle» und Säu-
lengange stürzte. So ein Austritt trug stch nun auch hier bei
Schillers Räuber ini alten Rauberschlvß ausgeführt zu. Es kam
beim dritten Ausluge ein schneller Platzregen und durchnäßte die
Zuschauer, die nicht etwa» ein wandelndes übdach mit stch
führten, so sehr, daß die ganze Freude dadurch sehr getrübt
wurde, üb wohl da» Ding ose aus dem Theater der Alten, die
sa wohl dem Zuschauer nur den freie» Himmel >ur Decke dan
bdten, vorgekommen sey» mag? Da« trockne Klima allein hat
doch wohl nicht Sicherheit genug gegeben. Denn Paiiiv will
wissen, daß e» in Athen manchmal ,o veränderlich an, Hiuimel
zugegangen se«., al« bei dem wetterwendischen Botte aus den
Marktvlas. Cie haben, mein geehrlester Herr Freimüthiger,
einige rüstige AtttrihumSsorsLer >u treue» Mikarbeikeru. Woll
ten Sie diese nicht iu einer getehrten Disqulsttion über Liese
hoLstwichkige Angelegenheit der Weit aus den Brettern, auf
muntern?
Roch muß ich temerken, daß stch die Theaterluft I» de»
Gegenden n„, Dresden gar mächtig vermehrt. Man nannte
mir drei bi« vier Doofer und kleine Bäder, wo jetzt ju gleicher
Zeit dir Kinder de» Thrspi« ihre» Karren schieden. Aber der
Wohlstand der Landleuke in dirser Nachbarschaft de« schönen, und
von so vielen reiche» Fremden besuchten Dresden, übersteigt auch
wirklich alle Vorstellung. Da komiuen wir in unserer Mark
hei weitem noch nicht hin! Z. . .
m A u s Weimar.
Ävelch abaoschmaekle« Zeug ist nlchl schon über Schiller«
»oeiischen Rachlaß in der Welt geschrieben und geschwatzt wor
den. Roch immer träumen einige von einem Attila. Unter
seinen Papieren fand stch ein Stück au» der Niederländischen
Geschichte, eine Citglische Margaretha, wovon aber nur ein
Akt und einige Scenen vollendet waren. Aus einem andern
Bogen wann viele EüjetS ju Trauerspielen alesgesthrtebkll, wo
von einige, wie die Braut von Messna, die Jungfrau u. s.
>v. durchstrichen waren. Auch Theinistokle« befand stch darun
ter. Aber er würde wohl etwas anders ausgefallen fe»n, al«
das Stück, welche« ei» dramatisch« Kunstiungcr neuerlich un
ter diesem Rainen al« Manuslrivt für Freunde und Biihne»,
aus Schiller« Ui ne zu lege» gewagt hat. Da« ist ein erbärm
liche» Mach - und Fliekwerk voll griechenzeuden llnzcsebma'«
und Deuischen Getümmel«. Doch mag die Abstchk dabei recht
gut fr»n. Ein» der lächerlichsten Produkte ist unter de», Liiel:
Schiller, oder Scenen und Cbaiak,«lange aus Sch.
»|..iie)rn l eben lSlendal, bei Franzen und Große i in die
Welt ausgegangen. Der Verfasser mebu« herzlich gut und
mag wohl zuweilen Schiller», als dieser noch in Jena lebte,
al« ßtuOirtnCer nahe gemessn sevn. Aber alle«, >va» er über
Weimar schreibt, scheint entweder au« MiSverftanbenc» Berichten
ge,lassen, »der ron ihm selbst au« einigen halben Angaben auS-
gefsonnen worden tu sevn. Cs wimmelt besonder« gegen da«
Code von den aussalleudste» unlnchiigkeiken. Wir erfahren hier,
daß Schiller den Hra. VulvinS ♦) tm den besten Tbealerkriliku«
gehalten und geurlheilk habe, daß ihm nur die alle Literatur
abgehe, um einer der vorzüglichsten Deuischen Echriststel-
•j War etwa Hr. Vnlpius die Qnelle der Armseligkriken
«US Schiller« letzten Tagen? Dtt Rcd.
l« zu werden, daß Wieland wirklich alt werde, daß ziin-
ger todt sey. Die« altk« säst auf einer Seite' Auch über dir
Entstehung der Xenirn hat unser Schwamm manche« al» Stu
dent in Jena aufgesogen, und dabei thut er wunderbar geheim
nißvoll. Doch schon zu viel von dieser Sudelei. Da« schone
Wort über Schillern ln der Hallischen Literatur - Zeitung, die
tieseindringende Würdigung seine« Dichterberos« ,n der Leipziger
Liieralur- Zeitung (wirklich ei» Meisterstück) und so manche«
andere grreifte Urtheil, da« früher gesprochen wurde, ist hoffent
lich nur Vorspiel von dem, wa« man au« »er Feder der We
nigen, die Berus dazu haben, erwarte» dürste. Die Frau von
Schiller ist vom Brückenauer Bade zurück gekommen und hak
v»m Bade und der Reise die wohlthätigsten Folge» verspürt.
Erlaubte e« die Bescheidenheit und Achtung, die eS nicht ge
stattet, von Frauen, wie von Männern, tm großen Publikum
zu sprechen, so würde stch vieles darüber sagen lassen, was sie
dem Verewigten war, und wie sehr sie der «arrestea Theilnahme
de« ganzen deutschen Publikum« werth se».
Aus Amsterdam, vom 8ten August 1805.
os (Schluß.)
Vlm 7len August hatten wir hier eine ganz neue Erscheinung.
Es ward ein Ccneerk angekündigt, unter dem pompöse» Bericht
an« Publikum: „Au bcucfice de Don AU-xaudto Mou
nt her, V10I011 Solo de Ja cour d’Espague , et son
„Epousc: amsi que Ivlr. N a v o i g i 11 e, chtf el’Or-
„thestte de la Lege Olympique et de» Concerts de
„Clery -l Paris“. —
Die echten Holländer riefen: „Windnegotie“ cWindhandell»
und niemand erwartete mehr, al«— GaSeonaden! allein wurde
man ie angenehm betrogen, — so war e« gewiß diesmal. Herr
Boucher, (der a» die vornehmsten hiesigen HanblungShäuftr em
pfohlen warl hatte ein volle« Concert, und übertraf durch stin
meisterhaftes Violinsoiel alle Erwartungen, Auch Mad. C c -
lrstr Boucher zeigte große Talente aus dkm F. Piano, und
gehet noch weit mehr mit der Harfe. Wa« aber für letztere
interesstrte, und den, erster» in Mancher Augen nachtheilig war,
bestand in dem auffallenden Conirast ihrer Dai ftellungsart. Mad.
Boucher trat stktsam-bescheiden auf, spielte mit Wärtne und Ge
fühl, und schien stch ihrer Latente nicht bewußt zu sevn. Don
Alerandro trat ganz im Selbstgefühl seine« Werthe« aus, spielte
»>ii außerordentlichem Schwung, war ein;ig und de« vollkom
mensten Beifalls würdig, und alle« an ihm war Lebhaftigkeit,
Feuer und Schnellkraft z allein Blicke, Hanse, Füße, alles an ibiil
gab auch nur allzu deutlich zu erkennen, d«ß er stch dieser große»
Gaben voukomnien bewußt fco, und aus den lautesten Beifall
ziiverläßlg zahlen zu dürfen glaubt. Bescheidener und delicater
sichrie Hr. Ravoigille seine Partitionen aus, und befrie
digte al« trefflicher Altspieler unsere gerechtesten Erwartungen.
Um dem Ganzen noch mehr Volikomnienheit i» geben, trat
auch der vortreffliche Sänger des Franz. Theater« zu Amsterdam,
Hr. Gabriel auf, und feltrn herrschte wohl mehr Harmonie
in der Ausführung, als am gestrigen Abend. —
Alle Franzbfisch cn SMättern.
«Jie Italienische über hat Genua verlassen; man vergnügt stch
jetzt drrt mit »er Jralltiilscheu Komödie, bi« die Französtscht
Schauspieler-Gesellschaft, die schon unterwegs ist, wird ange-
langr sevn.
— Rach einer Krankheit von zwei Jahren ist die Sänge
rin Maden,. Maillard wieder als CI»te»ine,1ra in Gluck'« Over
dieses Namen« aufgetreten. Geoffrov preist und bewundert ste,
da er erber doch nicht taugnen tann, daß ste in einen, Auftritte
widerlich gesungen hat. so sagt er, da» sev Glucks Schuld:
„Gluck habe seine Kunst verkannt, dle Musik be
schimpft und die Liebe der Franzosen zum Lärmen, gemißbrauchk."
— Zu Rennes hak rin Hr. Chcrek einen öffentlichen Ver
such mit einem Wagen gemacht, der ohne Pferde ging. Er
ladet zu einer Subskrivtion rin, um rinrn Wage» für mehrere
Personen zu baue», und perspricht, daß Lrrfelbr nicht allein aus
allen Wegen, sondern selbst noch leichter aus bem Wasser fort
rolle» soll. Wuidnegotie!