Geldrischen mit ihren Kriegshelden Martin van Ros
se m, (von Bemme!) dem Geldrischen Achill, und
Martin Schenk von Nideggen, dem Erbauer der
berühmten S ch e n ken I ch a n z; sie berühmen sich
der herzoglichen Würde, welche ihrer Provinz den
ersten Rang in der Versammlung der Staaten zusi
cherte; sie erheben den Ruhm der vielen t edeln Ge
schlechter , die auch in der Geschichte glänzten; sie
haben ihre Universität zu Harderwyk feit^ 164.8:
sie zählen unter ihre großen Gelehrten dir berühmten
Juristen G. Neodt, van Eck, mehrere van Has-
selt, die Philologen I. Bronckhorst und Sme-
t i us (der zehn Sprachen vollkommen verstand); die
beiden Eanisius, Männer von außerordentlicher
Gelehrsamkeit; den großen Naturforschers. LulofS
und den Geschicktlchreiber van Reydt. Auch dir
zwei Lateinischen Dichter Bauhusius und G rum
set waren au» Geldern, (von denen ich nachher et
was näher sprechen werde). Unter den Historien-
Malern verdienen die zwei Sanders, Vater und
Sohn, als Maler von Gesellschaften Matth, Wulf-
rat von Arnheim, und unter den Kupferstechern
so mancher bemerkt zu werden; doch in der Dicht
kunst können die Geldrischen sich mit den Utrechlern
nicht messen; und die berühmte Schuurman aus
genommen, werden beide durch die Einwohner der
Provinz Holland weit übertreffen. Daß außer dem
berühmten van Gen dt keine Seehelden sich in die
sen Provinzen zeigten, ist leicht erklärbar, und diese
allein werden die Holländer immer in der Geschichte
unsterblich machen. Doch auch in Größe und Aus
dehnung sind Geldern und Utrecht verschieden. Utrecht
ist unstreitig die kleinste der sieben Provinzen: ihre
größte Lanze, vom Dorfe Kudeistaarr bis an die
Grob, ist iz Stunden, und die größte Breite, von
der Zuyder-See bis an den Leck, ist von 6 bis 7
Stunden. Geldern hingegen ist nach Holland die
größte Provinz, da sie 22 Stunden lang und iz
Stunden breit ist. Zugleich ist es sowohl aus der
physischen Lage als aus der Erfahrung erwiesen, daß
unter allen sieben Provinzen Geldern die gesündeste
ist: denn überall, wo Utrechts an Amstel- Land und
Rhyn-Lond gränzt, hat es Sümpfe, Moräste und
"en-gronu , d. h. Torf - Erde, wodurch der Torf
«ins der wichtigsten Produkte dieser Provinz wird.
Ueberdies ist Utrecht zum Theil ein gesegnetes Korn
land , und liefert besonders viel Waizen, Roggen,
Gerste und Hafer. Geldern hat auch viel Getraide
und Boumfrüchte, leboch hin und wieder, besonders
in der Grafschaft Zükphen, auch dürr» Landstriche und
Haiden. Diese nebst den vielen Hügeln und Gebü
schen geben Gelegenheit zu einer vortrefflichen Za g d,
eine der Hauptdelustigungen der Geldrischen Edeln.
Wild und Geflügel giebt «S im Ueberfluß, und die
Grafschaft Zükphen wird durch den Tabacke-Bau
entschädigt: allein die Tabacke-Pflanzungen der Pro
vinz Utrecht, welche zu Amersfoort sich befinden,
sind weit vorzüglicher; wiewohl man behauptet, daß
der Geldriiche Taback an Dichtheit und Fettheit der
Dabacksblätter den Amersioortschen übertreffe, letzterer
aber größere und gelbere Blätter habe, und theurer
sey Di» Geldrffche Hornvieh , Schaf- und Pferde
zucht ist besonders in der Beruwe vorzüglich. Di«
Nachbarschaft der Zuvdew Zee und die Menge von
größern und kleinern Flüssen verschaffen beiden Pro
vinzen Ueberfluß an Fischen, vorzüglich Schollen,
Kabliau, Heringe (bei Harderwyk) u. s. w. Da»
Recht , in der Zuyder-Zee zu fischen, da« durch die
Geldrischen den Holländern bestritten wird, gab oft
Gelegenheit zu Streitigkeiten.
Soviel glaubte ich im allgemeinen nützlich vor
anzuschicken, ehe ich Ihnen meine Tour durch diese
zwei Provinzen beschreiben wollte. Zn meinem fel
genden werden Sie das nähere von unserer Fahrt
aus dem Vecht von Amsterdam nach Utrecht — bw
herrlichste Reise die man in den fieben Provinzen
machen kann, — hören. Zch gebe Ihnen nur noch
zum Schluffe die «neidische Beschreibung, die der in
der Geschichte so berühmte Lange Pier von den
Geldrischen sowohl als von den Holländern machte.
Dieser sonderbare Raub-Oberste und Serheld
de« XVI. Jahrhunderts, wegen seiner Größe Groot«
Pier oder Lange Pier genannt, war ein Friesi
scher Bauer, der durch die Einfälle der Sachsen und
Geldrischen in Friesland gänzlich beraubt worden war,
und durch seinen Muth und kühne Unternehmungen
zu Wasser und zu Lanke, vorzüglich auch mit Hülfe
seines Neffen Weyert, (dessen Wahlspruch war:
„Man muß Menschen und Teufeln trotzen")
a>» Admiral einer ansehnlichen Flotte all« feindli
chen Schiffe nahm oder versagte. Tausende tokklchlug»
die Sachsen, Dänen und Holländer überwand, und
Frieciand frei machte. Dieser Grooke Pier. Herr
über 1.5c, Schiffe (1517 —1519), Eroberer von Nord-
Hollank , der sich selbst den Vernichter der Dänen,
den Rächer der Bremer, bas Kreuz der Holländer
u. s. w. nannte, spricht auf folgende lächerlich hoch
trabende, verachilicheWeise von den Holländern, wäh
rend er die Geldrischen erhebt:
, Ik Groote l’ier, Koning van Vriesland,
„Hertog van Sneek, Graf vanSloten, Vryheer
„van llintieloopen, Kapitein-Generaal van de
„Zuyderzec.
„Eni stuyerman ter doot Agt de Holländers bloot;
„Alzyn ze groot van rad« Zy zyn slap van daade;
„Stark van parlyen. Krank in stryen,
„Hoog van glone, Krank in victorie;
„Maar die Geldnsche sterk
van teeringe, Slap van Neringe,
„Cloek in den vtlde, Maar dor van gelde,
„Vioom van moede Maar kleyn van goede,
„Dog onveitsaagt in stryden Dns wüt u verblyden
„Ende den Holländers niet Want zy moeten ver-
agten smagten:
„Want zy zouden’t becoopen Waar*t bestand uitg*-
loopen:
„Tegent myn dank Is’t zcs maandcn bestand.
So wenig dies auch in Ansehung der Holländer der
Wahrheit gemäß ist, und aus dem Munde des trotzi
gen Siegers gültig seyn kann, so stimmt doch in
Hinsicht auf die Geldrischen, alles mit der Wahrheit
überein, wie auch bas alte von Slichtenhorst ango-
führle Sprüchwort zu erkennen giebt:
„Hoog van moerf,
„Klein van goed,
„Ein zwaard in de hand
„I» t wapen van Geldcrland.
e. r. H.